KrimiZeit-Bestenliste August
Die KrimiZeit-Bestenliste wird jeweils am ersten Donnerstag des Monats gleichzeitig in den Literatursendungen des NordwestRadios, bei ARTE im Internet und in der Wochenzeitung DIE ZEIT vorgestellt. – Und bei den Eselsohren.
Diesmal sind wir etwas spät dran. Aber auch bei vielen Büchern gilt doch: besser später als nie.
Die zehn besten Krimis im August
1 (8) Mechtild Borrmann: Wer das Schweigen bricht (Pendragon)
Niederrhein 1939-1952/Mallorca 1998. Ein Missverständnis, eine Frage nach dem Grundwasserspiegel. Kleinigkeiten werden Indizien. Robert Lubisch sucht die Frau, deren Foto er im Nachlass des Vaters gefunden hat. Wie ein Zusammenbruch fällt die Geschichte über die Nachgeborenen her. Ein erstaunliches Buch über Liebe, Jugend, Schuld. (bei Amazon)
2 (neu) Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus (Galiani Berlin)
Turku/Helsinki/Karjasaari, 1985 und 2010. Engel haben keine Namen. Kommissar Kimmo Joentaas verschwundene Freundin so wenig wie die im Koma liegende Frau. Auch der Todesengel nicht, der erst die Todkranke und dann alle umbringt, die ihr Gewalt angetan haben. Finnische Mysterien. (Bei A.)
3 (neu) Didier Daeninckx: Tod auf Bewährung (Liebeskind)
Paris 1920. In diesem endlich auf Deutsch erschienenen Roman stoßen Privatdetektiv Griffon und Kumpanin Irène auf Folge-Verbrechen des Großverbrechens Weltkrieg: Vertuschung, Mord-Verschwörung, Betrug. Spitzfedrig, Wort für Wort: Abrechnung mit dem Hurrapatriotismus. (Bei A.)
4 (4) Giancarlo de Cataldo: Schmutzige Hände (Folio)
Italien 1992-93. Fortsetzung des grandiosen „Romanzo Criminale“. Politik & Mafia, Geheimnis & Gewalt, Liebe & Betrug. Die Cosa Nostra bombt, Polizist Scialoja dealt, Agent Rossetti schickt die Killer los. Italien vor Berlusconi. Autor & Richter de Cataldos Binnensicht – ein Thrill der Tatsachen. Bravourös, notwendig. (Bei A.)
5 (1) Roger Smith: Staubige Hölle (Tropen)
Kapstadt/KwaZulu-Natal. Dells Frau und Kinder sind verbrannt, er konnte entkommen. Dell und sein Rassist von Vater jagen den Mörder der Familie, einen Zulu-Killer. Der schnappt sich eine Jungfrau, um sich von Aids zu kurieren. Korruption, Aberglaube und Gewaltexzesse: das Südafrika des Roger Smith. (Bei A.)
6 (neu) Olen Steinhauser: Last Exit (Heyne)
Berlin/New York/Pullach. Krieg dem Terror: „Tourist“ Milo Weaver, Agent einer geheimen CIA-Einheit, soll ein Kind liquidieren. Nicht mit ihm. Milos Befehlsverweigerung ist der erste Knoten in Steinhauers raffiniertem Netz aus Täuschung und Gegentäuschung. Das ist die Spionageliteratur nach 9/11. (bei A.)
7 (6) Reginald Hill: Der Tod und der Dicke (Droemer)
Mid-Yorkshire/Manchester. Nach einem Bombenanschlag liegt DSI Dalziel im Koma. Sein DCI Pascoe wächst auf der Suche nach der Wahrheit über sich hinaus. Terroristen, angebliche Terroristen, der Irakkrieg und England danach – Hill knüpft Fädchen zu Fallstricken. Kunstvoll, human, göttlich. (Bei A.)
8 (2) James Sallis: Der Killer stirbt (Liebeskind)
Phoenix, Arizona: Ein Junge, von den Eltern verlassen. Ein Berufsmörder, dem Kraft und Augenlicht schwinden. Ein Detective, dessen Frau stirbt. Ein Mann sucht den Mörder seines Vaters. Er will ihm danken. Leben – Sterben. Ein Buch vom Alleinsein: seltsam, traumhaft, betörend, hart. „Ihr müsst hinschauen!“ (Bei A.)
9 (neu) Walter Mosley: Manhattan Karma (Suhrkamp)
Philip Marlowe 2010 = Leonid McGill, schwarzer Privatdetektiv in New York City. Die Familie ernähren und beschützen, anständig bleiben in unanständiger Umgebung – das scheint unmöglich. Zumal McGills Suche nach 4 Männern Monster weckt und Mächtige aufschreckt. Klassisch gut. (bei A.)
10 (3) Dominique Manotti: Roter Glamour (Argument)
Paris/Libanon 1985. Wie tickt die Elite der Franzosen? Zeitbombenmäßig. Im weichen Schatten des Präsidenten arrangiert Ex-Nazi-Kollaborateur Bornand Raketenschmuggel, Polizeiaktionen, Bordellbesäufnisse und Meuchelmorde. Und stolpert über eine fixe, harte Araberin: Noria Ghozali. Bitte mehr davon! (Bei A. // Zur Eselsohren-Besprechung)
Über die Jury und die Entscheidungsfindung
Die Jury der KrimiBestenliste besteht aus 17 KritikerInnen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Kriminalliteratur berichten. Einmal im Monat benennt jedes Mitglied vier aktuelle Kriminalromane und bewertet sie mit 7, 5, 3 oder 1 Punkten. Neben der Gesamtpunktzahl pro Titel wird berücksichtigt, wie viele Kritiker in einer Abstimmungsrunde für dasselbe Buch votiert haben. Jede/r Kritiker/in darf insgesamt drei mal für das gleiche Buch stimmen. Voten für Bücher, an deren Produktion oder kommerzieller Verbreitung die KritikerInnen beteiligt ist, sind ausgeschlossen. Zwischen Kriminalromanen in der Originalsprache Deutsch und Übersetzungen wird kein Unterschied gemacht.
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- von: red
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