28/04/2011von 706 Views – 0 Kommentare

Sacks, Oliver: Das innere Auge

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Buchcover Sacks Das innere Auge

  • Neue Fallgeschichten
  • Gebunden
  • 288 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Rowohlt
  • Aus dem Englischen von Hainer Kober
  • Originalausgabe: „The Mind’s Eye”, 2010


Inhalt:

„Ich wuchs in einem Haushalt voller Ärzte und medizinischer Gespräche auf – mein Vater und meine älteren Brüder waren Allgemeinärzte und meine Mutter Chirurgin. Viele Unterhaltungen bei Tisch drehten sich zwangsläufig um medizinische Themen, es ging aber nie nur um ‹Fälle›. Ein Patient mochte als Beispiel für diese oder jene Erkrankung erwähnt werden, doch in den Gesprächen meiner Eltern wurden Fälle immer zu Biographien, Geschichten über das Leben von Menschen, die auf Krankheit oder Verletzung, Stress oder Unglück reagierten. So war es vielleicht unvermeidlich, dass auch ich Arzt und Geschichtenerzähler wurde.“ (Oliver Sacks)

Kurzkritik:

Sacks hat dies Fallgeschichten ebenso wissenschaftlich fundiert, dennoch leicht verständlich und voller Zuneigung zu seinen Patienten geschrieben. Sacks begegnet diesen Menschen auf Augenhöhe; sie sind für ihn keine Fallstudien, sondern Individuen, die auf ihre ganz spezielle Art und Weise mit ihren Beeinträchtigungen leben, oft mittels erstaunlicher Tricks und origineller Umgangsweisen.

Meine Lieblingsgeschichte, „Ins Leben zurückgerufen“, handelt von einer Frau, die so kreativ mit ihrer Beeinträchtigung umging, dass ich nach der Lektüre tagelang gute Laune hatte.

Eva gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Auf Augenhöhe

Ich habe mein Medizinstudium zwar seinerzeit abgebrochen, lese aber trotzdem gerne Populärwissenschaftliches zum Thema. Die Fallgeschichten aus der Neurophysiologie und -psychologie von Oliver Sacks gehören schon lange zu meinen diesbezüglichen Favorits. Sein neues Buch „Das innere Auge“ handelt vom Gesichtssinn und der visuellen Wahrnehmung, und was für geradezu surreal anmutende Auswirkungen schon kleine neurologische Störungen dieser Funktionen auf das Bewusstsein haben können.

Stereo-Sehen

Als wie selbstverständlich ich das Stereo-Sehen empfinde, wurde mir beim Lesen der Fallgeschichte „Stereo Sue“ bewusst. Menschen, die des Stereo-Sehens – sei es durch eine Augenblutung, einen Tumor, einer Augenmuskelschwäche etc. – verlustig gehen, empfinden das als großes Handicap nicht nur für das dreidimensionale Sehen, sondern auch für die Orientierung im Raum und das Erkennen von Gegenständen. Stereo Sue hingegen erlangte die Fähigkeit, dreidimensional zu sehen, erst im mittleren Alter, und welch wunderbare Welt sich allmählich für sie auftat, erzählt Sacks detailliert und mit viel Hintergrundwissen.

Prosopagnosie

Prosopagnosie – Gesichtsblindheit – ist die Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen. Sacks, der selbst an dieser Störung leidet, erzählt in der Geschichte „Gesichtsblind“, mit Beispielen aus der eigenen und der Erfahrung anderer, was das für einen ansonsten „normalen“ Menschen heißt und wie die Umwelt darauf reagiert (befremdet, um es gelinde auszudrücken).

Doch es wird noch persönlicher: Oliver Sacks erkrankte an einem Melanom am Auge und schildert in Auszügen seines vor, während und nach der Operation geführten Tagebuchs, wie sich seine Welt veränderte, und welche Auswirkungen der Beinaheverlust eines Auges auf sein Leben hatte.

Ins Leben zurückgerufen

Das sind nur drei kurze Anrisse der Fallgeschichten in diesem Buch; die restlichen hat Sacks ebenso fundiert wissenschaftlich, dennoch leicht verständlich und voller Zuneigung zu seinen Patienten geschrieben. Sacks begegnet diesen Menschen auf Augenhöhe; sie sind für ihn keine Fallstudien, sondern Individuen, die auf ihre ganz spezielle Art und Weise mit ihren Beeinträchtigungen leben, oft mittels erstaunlicher Tricks und origineller Umgangsweisen.

Übrigens: Meine Lieblingsgeschichte, „Ins Leben zurückgerufen“, handelt von einer Frau, die so kreativ mit ihrer Beeinträchtigung umging, dass ich nach der Lektüre tagelang gute Laune hatte.

Von Eva Schuster

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Infos:

Leseprobe

Oliver Sacks, geboren 1933 in London, praktiziert als Neurologe und ist Autor von zehn Büchern, darunter „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ und „Awakenings, Zeit des Erwachens“. Er lebt in New York City und ist Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Columbia University.

Mehr über Oliver Sacks bei Wikipedia und auf www.oliversacks.com.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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