26/06/2013von 616 Views – 0 Kommentare

Schossig, Holger: „Sie kommen heute aber spät!“


1280 Tage Paktezusteller-Wahnsinn

Erinnerungen
E-Book, Taschenbuch
160 Seiten
Erschienen 2013

KurzkritikWas meinen Sie?Infos
Inhalt:

„Was ist heutzutage schon normal? Der Job als Paketzusteller ist es jedenfalls nicht. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. 1280 Tage lang stand ich bei einem der großen deutschen Zustelldienste in Lohn und Brot. 1280 Tage, von denen ich so manche gerne nicht erlebt hätte, auf andere aber nicht hätte verzichten wollen. Über meine Zeit bei einem der großen Paketzustelldienste möchte ich in meinem Buch berichten.“ (Holger Schossig)

Kurzkritik:

Wenn manche Menschen aus ihrem (Berufs-)Alltag erzählen, hören sie manchmal den Satz „Darüber kannst du ein Buch schreiben“. Holger Schossig hat es getan. Der Journalist und Texter hat 3,5 Jahre als Paktzusteller gearbeitet. Schossig hat kein Enthüllungsbuch über eine Branche verfasst, seine Erinnerungen rufen denn auch mehr Verständnis für eine Berufsgruppe als Unbehagen über irgendwelche Zustände am Arbeitsmarkt hervor. Er erzählt uns nun über jene Leute, die froh darüber sind, wenn sie uns antreffen – und wenn sie nach zehn Stunden Feierabend machen können.

Arbeitsbeginn bei Schossig war um 5.30 Uhr, bis ca. 7 Uhr hat er im Depot die Pakete für seine Tour übernommen, registriert, sortiert und ins Auto verladen. Jene Pakete, die er nicht zustellen konnte, hat er – inklusive abgeholter Stücke – abends wieder ins Depot gebracht. Täglich hat er etwa 5,5 Stunden (!) mit Warten verbracht: dass die Bandanlage startet, dass Ampeln auf Grün schalten, auf die Kunden (bei 60 Kunden à 2 Minuten kommt man auf ca. 2 Stunden!).

In 3,5 Jahren ist er ca. 185.000 Kilometer gefahren und hat knapp 150.000 Pakete etwa 85.000 Kunden übergeben. Von diesen hat er in Summe 480 Euro Trinkgeld bekommen. Von durchschnittlich 62 Kunden am Tag haben ihn bloß 45 gegrüßt und 17 gar nichts zu ihm gesagt.

Schossig hatte ärgerliche Erlebnisse (etwa wenn Kunden nicht geöffnet, ihn dann, hinterm Vorhang versteckt, beobachtet und sich anschließend bei der Firma darüber beschwert haben, dass er nicht geläutet hat) und amüsante (zum Beispiel schwerhörige Kunden). Der Autor hat aber keine heitere Anekdotensammlung verfasst, sondern seinen harten Arbeits-Alltag beschrieben (mit Staus, Umleitungen, Regen, Schnee, Eis, schwer auffindbaren Hausnummern am Land und anderen Gründen für Verzögerungen), zu dem eben auch Ärgerliches und Amüsantes gehört haben.

Dass Schossig Journalist und Texter ist, merkt man seinem Buch an, das dazu beitragen könnte, dass Paketzusteller vielleicht öfter mal ein Trinkgeld bekommen – oder wenigstens gegrüßt werden.

Werner gibt  ★★★¾☆  (3,75 von 5 Eselsohren)

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schlechthalbwegsmittelgutsehr gut – 3 Leser/in/nen geben Ø 4,33 von 5 Punkten
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Infos:

Holger Schossig ist gelernter TV-Redakteur und war acht Jahre lang als Redakteur und Studioleiter für SAT.1 Bayern tätig. Zudem moderierte er über zwölf Jahre lang bei verschiedenen Radiosendern im Großraum Nürnberg. Unter anderem eine Musicalsendung, die er zusätzlich redaktionell betreute. Zwei Jahre war er im Fernsehen bei Franken TV als Moderator zu sehen.
Seit 2008 schreibt er als Texter, Autor und Redakteur für diverse Auftraggeber im Internet. Hier verfasst er Homepagetexte, Fachtexte, Pressemitteilungen, SEO-Texte und vieles mehr. Mit „Sie kommen heute aber spät!“ – 1280 Tage Paketzusteller – Wahnsinn3 ist nun sein erstes Buch erschienen.

Mehr über Holger Schossig bei www.holger-schossig.de.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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