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Unverdient!


Meinungs-EselEin Skandal: Goetz ist raus!

Und Herrndorf hat schon den
Leipziger Buchpreis unverdient bekommen!

– Zur Kritik an der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Da sitzen sie in ihren Redaktionsstuben, Kulturressort, Abteilung Literatur, und warten auf die verkürzte Liste: Mitte August wird stets die Longlist des Deutschen Buchpreises bekannt gegeben – also 20 Bücher –, Mitte September folgt dann die Shortlist mit sechs Büchern.

Und dann geht’s los: Jetzt wird die Liste kommentiert!

Nicht apart

Die Auswahl sei plausibel, nicht apart, meint Judith von Sternburg in der Frankfurter Rundschau. Die wenigen Außenseiter der Longlist (Milena Michiko Flasar, Germán Kratochwil) seien aus dem Rennen, auch „das neue Koloss Bodo Kirchhoffs, um das man gerne noch gerungen hätte“.

Schärfer geht Tilman Krause (Die Welt) an die Sache heran: „Diese Shortlist ist ein Skandal“. Denn: Das wichtigste Buch des Jahres fehle. Und das sei „Johann Holtrop“ von Rainald Goetz.

Schnell mal 20 Bücher gelesen?

O.k. – Wir hier lesen auch ganz schön viele Bücher, manche gefallen uns, manche nicht. Aber ich zum Beispiel würde es nicht wagen, eines davon als wichtigstes Buch des Jahres zu bezeichnen, nur weil ich davon schwer begeistert war. Ich kenne auch nicht alle 20 Longlist-Bücher.

Und jetzt frage ich mal ganz unschuldig: Kennt Herr Krause, kennt Frau Judith von Sternburg sie? Alle? – Haben die LiteraturkritikerInnen im letzten Monat nichts anderes getan, als die Longlist zu durchpflügen? Nur damit sie jetzt mit der Shortlist einverstanden sein können oder nicht?

Jetzt streitet die Jury!

Und was macht nun die Jury damit? Stehen die Mitglieder* in einer Kneipe und werfen sich vor:
– „Du hast den Goetz rausgeschmissen! Jetzt ist Krause böse auf uns!!“
– „Und ihr, habt ihr nicht für den Herrndorf gestimmt? Der ist doch schon mit dem Leipziger Preis ,zu unverdienten Ehren gelangt‘. Sagt Krause!“
– „Sagt Krause?“
– „Sagt Krause!!“

Wird die Jury wenigstens in dieser Sache auf Die Welt hören? Kann sich Herrndorf jetzt schon von den 25.000 Euro Preisgeld verabschieden? – Wir sind gespannt.

Von Werner Schuster

* Silke Grundmann-Schleicher (Buchhandlung Schleichers, Berlin),
Oliver Jungen (freier Kritiker),
Dirk Knipphals (die tageszeitung),
Stephan Lohr (Norddeutscher Rundfunk),
Jutta Person (freie Kritikerin),
Christiane Schmidt (freie Lektorin).


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Kritiken zur Jury-Entscheidung