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Jetzt auch als Taschenbuch 7/12

Liebe LeserInnen,

im Jänner haben wir einen vernachlässigten Service aufgegriffen und wieder Hinweise auf besprochene Bücher gebracht, die nun auch als Taschenbuch erhältlich sind.

Hier finden Sie Taschenbücher, die im Juli herauskommen:


Buchcover Padura Hunde [1]


Inhalt:

„Tötet ihn nicht! Dieser Mann muss reden“, rief der schwer verwundete Trotzki seinen Leibwächtern zu, als sie sich auf den Mann stürzten, der ihn mit einem Eispickel niedergeschlagen hatte. Leonardo Padura bringt ihn zum Sprechen. Ein rätselhafter Mann, der mit seinen beiden Windhunden am Strand spazieren geht, erzählt dem kubanischen Schriftsteller Iván die Geschichte des Trotzki-Mörders Ramón Mercader. (Pressetext)

Kurzkritik:

Padura hat genau das Buch geschrieben, das er wollte. Er hat die Geschichte des Mordes an Trotzki dazu benutzt, um „über die Pervertierung der großen Utopie des 20. Jahrhunderts nachzudenken“. Man mag sich fragen, ob das „Experiment“ Kommunismus nicht auch besser ausgehen hätte können, hätte Trotzki (der allerdings auch gewaltsam und militant gegen politische Gegner vorgegangen ist) den Machtkampf mit Stalin gewonnen. Oder ob es, wie Trotzki laut Padura dachte, „der erste Fehler der Bolschewiken gewesen (war), die gegnerischen politischen Strömungen radikal zu unterdrücken. (…) Hätten sie die Freiheit der Rede in der Gesellschaft zugelassen, hätte sich der Terror niemals durchsetzen können.“ Oder ob die Utopie vielleicht niemals eine Chance gehabt hätte, Wirklichkeit zu werden.

Dann ist „Der Mann, der Hunde liebte“ gewiss ein Thesenroman, doch werden diese Thesen anhand von zwar außergewöhnlichen, doch lebensnahen Geschichten abgehandelt. Dabei lernt man wiederum viel Geschichte: Wer weiß schon (noch), wie es zur Oktoberrevolution kam, dass die Sowjetunion – während Hitler Westeuropa überfiel – Osteuropa annektierte oder wie viele Millionen Menschen der „Stalinistischen Säuberung“ zum Opfer gefallen sind?

Gleichzeitig erfährt man viel darüber, wie es war und ist, in einer linken Diktatur zu leben, wie auch Kuba eine ist. Denn dort lässt Padura sein fulminantes Werk beginnen und – mit einem erstaunlichen Schluss – in der jüngsten Vergangenheit enden.

Zur ausführlichen Besprechung: Ein Monument für die Angst und den Sieg des Hasses [2]

Bestellen:
– in einer Buchhandlung [3] in Ihrer Nähe
– bei buch.de [4]


Buchcover Harlan In seinen Händen [5]


Inhalt:

Die 17-jährige Haley führt ein idyllisches Vorstadtleben – bis sie spurlos verschwindet. Derweil feiert die Reporterin Wendy Tynes mit ihrer Show Quotenerfolge: Vor laufender Kamera stellt sie mutmaßlichen Sexualverbrechern eine Falle. Doch manchmal liegen die Dinge nicht so einfach, wie es scheint … (Pressetext)

Kurzkritik:

Das Verwirrspiel, das Harlan Coben in seinem neuen Thriller betreibt, ist einerseits großartig. Andererseits verleiht es dem Buch auch eine gewisse Künstlichkeit.

Während sich alle erdenklichen Fährten als falsch herausstellen, lernen wir eine amerikanische Vorstadt und ihre BewohnerInnen am Beginn des 21. Jahrhunderts kennen (in dieser Hinsicht ist „In seinen Händen“ auch als Zeitroman zu werten): Anwälte, Polizisten, JournalistInnen, SchülerInnen und ihre Eltern, arbeitslos gewordene Vertreter der Dotcom-Blase und ihre Ehefrauen. Internet samt Facebook spielt eine Rolle, und Themen des Romans sind außer sexueller Missbrauch der Umgang mit Schicksalsschlägen – und mit Alkohol.

Zur ausführlichen Besprechung: Mehr rationales Vergnügen denn Gänsehaut [6]

Bestellen:
– in einer Buchhandlung [7] in Ihrer Nähe
– bei buch.de [8]
– als E-Book bei Libreka [9]



Inhalt:

Vom ländlich-feudalen Dänemark in die Großstadt Paris gekommen, sieht sich der junge Dichter Malte Laurids Brigge mit Sinneseindrücken überhäuft. In seinen Tagebuchaufzeichnungen findet Malte Zuflucht. Zunächst genügt es ihm, sich schreibend gegen seine Machtlosigkeit in der ihn verschluckenden Großstadt zu wehren. Doch erwachen in ihm immer mehr Ängste. Auf der Suche nach Leitbildern verzweifelt er, Maltes innere Zerrüttung zeigt keine Anzeichen der Heilung. Am Ende sucht der junge Dichter im biblischen Gleichnis des verlorenen Sohnes Erlösung. (Pressetext)

Kurzkritik:

“Ein Buch ist für mich eine Art Schaufel, mit der ich mich selbst umgrabe,” soll Martin Walser einmal behauptet haben. Bei diesem Buch könnte es auch heißen, “mit der sich der Autor umgegraben hat”. Für mich ist der “Malte” vor allem eine Art Selbstfindungsbuch eines großen Lyrikers.

Das Leiden an der Welt, das den Lesern aus diesem, so der Autor, Prosabuch entgegenströmt, hat für mich manchmal etwas (Spät-)Pubertäres, besonders im letzten Kapitel: “Man wird mich schwer davon überzeugen, dass die Geschichte des verlorenen Sohnes nicht die Legende dessen ist, der nicht geliebt werden wollte.” Und: “Wahrscheinlich konnte er bleiben. Denn er erkannte von Tag zu Tag mehr, dass die Liebe ihn nicht betraf, auf die sie so eitel waren …”

Es stürbe sich hier

Aber das ist schon der Schluss dieses – in Anbetracht der Entstehungszeit – kühnen Werks. Im Mittelteil schildert Rilke die Kindheit Maltes in adeligem Umfeld – mit richtigen Gespenstern und dem “richtigen” Tod des Großvaters: “Früher wusste man (oder vielleicht ahnte man es), dass man den Tod in sich hatte wie die Frucht den Kern. (…) Meinem Grossvater noch, dem alten Kammerherrn Brigge, sah man es an, dass er einen Tod in sich trug. Und was war das für einer: zwei Monate lang und so laut, dass man ihn hörte bis aufs Vorwerk hinaus.” Am Beginn beschreibt Rilke die Großstadt, Paris um 1900, eine, Malte zufolge, entsetzliche Gegend: “So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier.”

Bestellen:
– in einer Buchhandlung [10] in Ihrer Nähe
– bei buch.de [11]