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Cotterill, Colin: Dr. Siri sieht Gespenster

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Siri sieht Gespenster von Cotterill
Krimi
Aus dem Englischen von Thomas Mohr
Hardcover: Manhattan, 2009
Taschenbuch: Goldmann, 2010
(„Thirty Three Teeth“, 2005)
Inhalt:

Etwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose Frauen angreifen und töten. Dr. Siri, der einzige Leichenbeschauer von Laos, hat es aber noch mit einem weiteren Fall zu tun: Auch zwei Tote auf einem Fahrrad geben ihm Rätsel auf. Mit Unterstützung seiner Helfer, der Krankenschwester Dtui und ihres Kollegen Herrn Geung, geht Siri den Todesfällen auf gewohnt unorthodoxe Weise nach. Dabei bekommt er es mit einer seltsamen Holztruhe, einem toten Elefanten und einem geheimnisvollen Gärtner zu tun … (Pressetext)

Kurzkritik:

Colin Cotterill scheint vom Erfolg von „Dr. Siri und seine Toten“ unter gehörigen Druck gesetzt worden zu sein, denn der zweite Krimi mit dem humanistischen, altersweisen 72-jährigen Pathologen aus Laos wirkt etwas verkrampft geschrieben. „Dr. Siri sieht Gespenster“ ist amüsant, aber bei weitem nicht so überzeugend wie der erste.

Besprechung:

Korrumpiert

Colin Cotterill scheint vom Erfolg von „Dr. Siri und seine Toten“ [5] unter gehörigen Druck gesetzt worden zu sein, denn der zweite Krimi mit dem humanistischen, altersweisen 72-jährigen Pathologen aus Laos wirkt etwas verkrampft geschrieben.

Dr. Siri begegnet den beängstigenden Auswirkungen des kommunistischen Regimes immer noch unbekümmert und versucht auch seinen zweiten Fall zu lösen, ob es den Machthabern nun passt oder nicht. Er vertraut dabei nach wie vor auf Träume, Ahnungen und Zugang zur Geisterwelt. Und sein Team besteht immer noch aus der überqualifizierten Dtui und dem Assistenten mit Down-Syndrom.

Disparat

Für letzteren hat Cotterill diesmal wenig Verwendung, dafür löst Dtui den Fall um ein wildes Tier, das Menschen zerfleischt, beinahe im Alleingang, während sich Siri vor allem darum kümmert, dass er die Inkarnation eines mächtigen Geisterwesens ist. Währenddessen macht er nicht nur zufällig die Bekanntschaft des entmachteten laotischen Königs, sondern deckt auch die grassierende Korruption unter Beamten auf.

Das ist schon amüsant, aber nicht so überzeugend wie das erste Siri-Buch. Denn die Ingredienzien – politische Zustände, lokale Esoterik, „Pathologe wider Willen“ und sonstige originelle Figuren – sind nicht mehr wie selbstverständlich zusammengefügt, sondern jeder Bestandteil steht eher für sich.

Das ergibt einen netten Zeitvertreib mit einigen witzigen Episoden, während Cotterill in „Dr. Siri und seine Toten“ eine eigentümliche, die Phantasie der LeserInnen anregende Welt erschaffen hatte.

Von Werner Schuster
Infos:

Mehr über Colin Cotterill [6] auf seiner Homepage.