- Literaturmagazin Eselsohren –  - https://www.eselsohren.at -

Moyes, Jo-Jo: Ein Bild von dir

Roman
Broschiert, E-Book
544 Seiten
Erschienen 2015 bei Rowohlt
Aus dem Englischen von Karolina Fell

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

Während um sie herum der Erste Weltkrieg tobt, versucht Sophie stark zu sein – für ihre Familie, für ihren Mann Édouard, der auf Seiten Frankreichs kämpft. Nur ein Gemälde ist ihr geblieben, das sie an ihr gemeinsames Glück erinnert. Ein Porträt, das Édouard einst von ihr malte. Und das ihn jetzt retten soll …
Hundert Jahre später. Liv trauert um ihren Mann David. Vor vier Jahren ist er gestorben, viel zu früh. Livs kostbarster Besitz: ein Gemälde, das er ihr einst schenkte. Der Maler: Édouard. Das Modell: Sophie. Als ihr dieses Gemälde genommen werden soll, ist sie bereit, alles zu opfern. Auch das eigene Glück … (Pressetext)

Kurzkritik:

Obwohl ich kein Fan von Kriegsgeschichten bin, hat mich die Geschichte der jungen Sophie und ihrem Mann Edouard zu Zeiten des 1. Weltkriegs sehr gefesselt und ich konnte das Buch kaum weglegen. Es dürfte die meisten Leser auch sehr freuen, dass man am Ende – ohne hier schon zu viel zu verraten – alle fehlenden Puzzleteile des Lebens von Sophie geliefert bekommt und sich so ein Bild ihres Schicksals machen kann.

Besprechung:

Zwei Paare – zwei Liebesgeschichten – ein Bild das sie alle verbindet

Als die junge Sophie im Jahr 1916 durch die schwerste Zeit ihres Lebens gehen muss und um das Überleben ihrer Familie während des 1. Weltkriegs kämpft, ist ein Bild von sich – gemalt von ihrem geliebten Mann dem Künstler Edouard Levivre, das Einzige das sie an die schönen Seiten des Lebens und an ihre besondere Liebe erinnert.

Edouard musste wie so viele Männer aus dem Dorf in den Krieg ziehen, ohne zu wissen, ob er jemals wiederkehren würde. Als eine deutsche Einheit im Hotel ihr Quartier aufschlägt, bleibt der jungen Frau gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder, ihrer Schwester und deren Kinder nichts übrig, als gehorsam den Feind unter ihrem Dach zu bedienen und zu verköstigen.

Widerstrebend erledigen die beiden Schwestern ihre Arbeit, erkennen jedoch sehr rasch, dass die Lebensmittellieferung für die Kompanie auch ihre hungrigen Mägen füllt und die Krisenzeit ein wenig erträglicher macht. Rasch wird im Dorf über die Versorgung des Feindes im Hotel getratscht und Missstimmung macht sich unter den Dorfbewohnern breit. Auch der fast freundschaftliche Kontakt mit dem neuen Kommandanten, der nicht nur am Bild Sophies einen Narren gefressen hat, spricht sich schnell herum und als Sophie eines Nachts eine folgenschwere Entscheidung trifft, nimmt das Schicksal der jungen Frau und ihrer Familie ihren traurigen Lauf.

„Jeune Femme“

Es ist das Jahr 2006 in London. Liv ist eine junge Frau, die durch den plötzlichen und unerwarteten Tod ihres Mannes David am Boden zerstört ist. Das Einzige, das ihr von den vier Jahren Ehe geblieben ist, ist das Architektenhaus, liebevolle Erinnerungen und ein Bild – die „Jeune Femme“ – das Bild einer jungen Frau, dass sie als Hochzeitgeschenk von David bekommen hat.

Als sie eines Tages Paul in einer Schwulenbar kennenlernt, scheint sich das traurige Schicksal von Liv zu wenden. Doch als ihr die „Jeune Femme“ genommen werden soll und ausgerechnet Paul in den Restitutionsfall verwickelt ist, ist Liv bereit alles zu opfern. Auch das eigene Glück!

Heldentaten

Jojo Moyes ist mit „Ein Bild von dir“ wieder ein sehr eindrucksvoller Roman gelungen. Die beiden unterschiedlichen Geschichten von zwei Frauen, die in den schwierigen Stunden ihres Lebens um das kämpfen, dass ihnen am allerwichtigsten ist, haben mich sehr berührt. Auch wenn man die Heldentaten der Sophie wohl kaum mit denen der jungen Liv vergleichen kann, haben doch beide Figuren Sympathie und Anerkennung verdient.

Unterschiedliche Zeiten verlangten unterschiedliche Maßnahmen – was das Schicksal der einen nicht weniger berührend als das der anderen Hauptfigur macht. Beide Frauen müssen eine schwere Zeit und den Verlust eines geliebten Menschen ertragen – jede auf ihre eigene Art. Dass die Taten der jungen Sophie in Kriegszeiten hier eine ganz besondere Anerkennung und Hochachtung verdienen, steht außer Frage.

Sich verstrickende Geschichten

Es hätte mir sehr gut gefallen, wenn man die beiden Geschichten in kürzeren Abständen miteinander in Verbindung gesetzt hätte, aber auch in der Erzählweise, die Jojo Moyes gewählt hat, kommt man als Leser sehr rasch in die getrennt voneinander erzählten Geschichten und Hintergründe hinein, die sich zum Ende hin immer klarer miteinander verstricken.

Obwohl ich kein Fan von Kriegsgeschichten bin, hat mich die Geschichte der jungen Sophie und ihrem Mann Edouard zu Zeiten des 1. Weltkriegs sehr gefesselt und ich konnte das Buch kaum weglegen. Es dürfte die meisten Leser auch sehr freuen, dass man am Ende – ohne hier schon zu viel zu verraten – alle fehlenden Puzzleteile des Lebens von Sophie geliefert bekommt und sich so ein Bild ihres Schicksals machen kann. Wieder ein gelungener und sehr berührender Roman von Jojo Moyes. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Geschichte aus ihrer Feder.

Von Heike Rainer

Infos:

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf einer Farm in Essex. Mit ihrem Roman «Ein ganzes halbes Jahr», der aktuell in Hollywood verfilmt wird, gelang ihr international der Durchbruch – auch in Deutschland stand der Roman monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste.

Mehr über Jo-Jo Moyes [5] bei Wikipedia.