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Lesenotizen zu Le Carrés „Empfindliche Wahrheit“

fuellfederVorsicht! Kann (muss aber keine) Spoiler enthalten.
Im Zweifel verstecke ich die jeweilige Passage. (Klick mich an.)

Spoiler ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente verrät und dadurch den Lesegenuss verderben kann.


John le Carré: Empfindliche Wahrheit
Erscheint am 2. 12. 2013
Hardcover, E-Book
Ullstein Verlag, 400 Seiten
Übersetzt von Sabine Roth
Zur Inhaltsangabe (unten). [1]

Ich konnte nicht anders. Auch wenn der neue Carré erst im Dezember herauskommt (und ich dann erst auch eine Besprechung veröffentlichen darf), musste ich „Empfindliche Wahrheit“ sofort zu lesen beginnen. Le Carré ist einer meiner Schreibgötter.

Was für ein erster Satz: „In seinem Zimmer im zweiten Stock einer Bettenburg in der britischen Kronkolonie Gibraltar lief ein schlaksiger Mann ende fünfzig nervös auf und ab.“

Wir haben es – vielleicht – mit einem Agenten zu tun. Auf alle Fälle scheint er das Gegenteil von James Bond zu sein. Und auch wir wollen wissen: „Wie in drei Teufels Namen bin ich überhaupt in dieser Drecksbude gelandet?“

Da haben wir‘s: Paul wurde von einem Minister beauftragt, obwohl er noch keine Erfahrung mit Geheimmissionen hat.

Auf Seite 19 ist man im Bilde, wie er in der Drecksbude gelandet ist. Ich nehme an, das Warum wird Thema des Romans sein und dass es um Terrorbekämpfung geht. Denn man will einen Terroristen schnappen.

Unglaublich, wie Carré eine Szene beschreibt und dabei die Vorgeschichte miterzählt. Wie er die Perspektiven wechselt (Überblick, auf eine Person fokussierend, aus der Perspektive verschiedener Figuren, …). – Beim Aufgreifen des Terroristen sind dabei noch Überwachungskameras im Spiel: Er schildert nicht bloß die Szene, sondern die Beobachtung der Szene durch verschiedene Personen (Paul, Agenten, Soldaten, Minister, …) gleich mit. Er ist so souverän in dem, was er beschreibt, was er auslässt – und vor allem, WIE er es beschreibt, ohne dass es künstlich wirken würde, sondern immer um die Geschichte geht. Sehr vergnüglich.

Wurde der Terrorist nun geschnappt oder nicht?

Zweites Kapitel; Szenenwechsel: ein gewisser Toby Bell.
Sitzt in einem Kaffeehaus und will etwas Waghalsiges tun. Und während er da sitzt, erfährt man, warum er das tun will.
Ah: Er ist ein enger Mitarbeiter des Ministers aus Kapitel Eins. Es kommen viele Leute aus diesem Kapitel wieder vor, und man erfährt mehr über sie.

Manche (Ab-)Sätze sind atemberaubend gut geschrieben.

Scheint sich weniger um eine Geheimdienst als um eine politische Geschichte zu handeln.
Es geht (auch) um Militärdienstleister.
Spoiler

Die Terroristen-Ergreifung war das „Gemeinschaftswerk von freigestellten, ununiformierten britischen Soldaten und juristisch nicht beklagbaren amerikanischen Söldnern“.

Kapitel Zwei erzählt Hintergründe von Kapitel Eins ; der Schluss lässt aber wieder vieles offen.

(wird fortgesetzt)

Inhalt

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Spoiler

xxx