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Albath, Maike: Rom, Träume

Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita

Reportage
Hardcover
304 Seiten
Erschienen 2013 bei Berenberg

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

Mit die schönsten Seiten in der italienischen Nachkriegsgeschichte wurden in Rom zur Zeit des Dolce Vita geschrieben. Während Fellini seine Filme drehte, in denen neben Marcello Mastroianni auch ein gewisser Paparazzo auftrat, drängelten sich Hollywoodschauspieler auf der für Amerikaner ebenso schicken wie billigen Via Veneto. Die Kulturlandschaft jener Zeit aber wurde geprägt von den Freunden um Elsa Morante, Alberto Moravia, Carlo Emilio Gadda, Ennio Flaiano und Pier Paolo Pasolini. Sie mischten sich mit polarisierender Stimme in das politische und kulturelle Geschehen. Mit ihren Büchern und heiß umstrittenen Filmen schrieben sie ein bis heute unvergängliches Kapitel italienischer Kulturgeschichte. Und sie deuteten eine Entwicklung, die Italien nicht loslässt: der viel zu rasante Aufstieg zur Mediengesellschaft. (Pressetext)

Kurzkritik:

Albaths Buch geht über anschauliche Kurz-Biografien (von Moravia, Gadda, Pasolini, Flaiano und Morante) mit erhellenden Interviews und prägnanten Einführungen in die wesentlichen Werke hinaus, es ist auch der geglückte Versuch, dem Zeitphänomen des „Dolce Vita“ auf die Spur zu kommen.

Besprechung:

Nicht nur süße Träume in Rom

Es gibt weniger gute, gute und herausragende Sachbücher. Nach „Der Geist von Turin“ hat Maike Albath mit „Rom, Träume“ abermals ein herausragendes verfasst. Es könnte einem beinahe egal sein, worüber Albath schreibt, denn es macht einfach Freude zu lesen, wie sich Albath ihrem Thema annähert. Das sind diesmal italienische Schriftsteller zur Zeit des „Dolce Vita“ in Rom.

„Dolce Vita“ ist ein Film von Federico Fellini aus dem Jahr 1960 nach einem Drehbuch von Ennio Flaiano, Tullio Pinelli und Fellini. In diesem wurde nicht nur die Bezeichnung Paparazzo erfunden. Der Film zeigt das Leben der Schönen und Reichen (in den 1950er-Jahren). Sein Titel ist zum Synonym für deren „süßes Leben“ geworden, wiewohl er Oberflächlichkeit (und schamlosen Journalismus) durchaus kritisch betrachtet.

Moravia, Gadda, Pasolini, …

In „Rom, Träume“ geht es um die Zeit, in der „Dolce Vita“ entstanden ist, und die Schriftsteller, die sie geprägt haben und von ihr geprägt worden sind. Albath beschreibt die wesentlichen Stadtviertel (und deren Veränderungen bis heute) und wie sie sich Alberto Moravia, Carlo Emilio Gadda, Pier Paolo Pasolini, Ennio Flaiano und Elsa Morante angenähert hat – vor allem in Gesprächen mit Zeitzeugen.

Ihr Buch geht über anschauliche Kurz-Biografien mit erhellenden Interviews und prägnanten Einführungen in die wesentlichen Werke hinaus, es ist auch der geglückte Versuch, einem Zeitphänomen auf die Spur zu kommen: Warum sind gerade damals wesentliche (Nachkriegs-)Werke entstanden?

Und wie schon bei „Der Geist von Turin“ bekommt man auch durch „Rom, Träume“ große Lust darauf, einige der vorgestellten Bücher endlich oder wieder zu lesen (und Filme von Fellini und Pasolini anzusehen): Zum Beispiel Moravias „Die Gleichgültigen“, Morantes „La Storia“, Gaddas „Die grässliche Bescherung …“, Flaianos „Alles hat seine Zeit“, Pasolinis „Petrolio“, …

Von Werner Schuster

Infos:

Maike Albath, geboren 1966 in Braunschweig, lebt in Berlin. Sie ist Literaturkritikerin, hat mehrere Jahre in Turin und Padua gelebt und ist eine der profiliertesten Kennerinnen der italienischen Gegenwartskultur. Ihre Arbeit wurde 2003 mit dem Alfred-Kerr-Preis für Lite raturkritik belohnt. 2010 erschien im Berenberg Verlag »Der Geist von Turin. Pavese, Ginzburg, Einaudi und die Wiedergeburt Italiens nach 1943«, ein Buch, das Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) »so elegant wie unaufdringlich« fand.

Infos bei Wikipedia:
– Maike Albath [5]
– „Dolce Vita“ [6]
– Federico Fellini [7]
– Ennio Flaiano [8]
– Alberto Moravia [9]
– Elsa Morante [10]
– Pier Paolo Pasolini [11]
– Carlo Emilio Gadda [12]