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Werners Wochenschau (28. 9.–3. 10.)

News- & Story-Esel

Ausgewählte Literatur-News,
empfohlene Storys
& Buchbesprechungen


News: [1]

– US-Autor Tom Clancy ist tot
– NSA-Kritiker Ilija Trojanow:
Deutscher Schriftsteller darf nicht in die USA einreisen
– Wilhelm Raabe-Literaturpreis an Marion Poschmann
– Erstmals schwarze Afrikanerin für Booker Prize nominiert
– Die deutschen Buchhandlung des Jahres 2013

Storys: [2]

– „Rammstein“-Sänger Till Lindemann
hat einen Gedichtband veröffentlicht
– Das Internet und vor allem die sozialen Netzwerke
haben unter Schriftstellern viele Verächter
Welt: „Warum Stefan Raab der neue Karl Kraus ist“
– Zum 300. Geburtstag von Denis Diderot

Rezensionen: [3]

– Neu übersetzt: Prousts
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“
– Daniel Galera: „Flut“
– Stephen Kings „Shining“-Fortsetzung „Doctor Sleep“
– Pontus Ljunghill: „Der Mann im Park“
– Fabio Volo: „Zeit für mich und Zeit für dich“
– Monika Zeiner: „Die Ordnung der Sterne über Como“

Weitere ausgewählte Literatur-News, empfohlene Storys & Buchbesprechungen aus Zeit, Welt, taz, Süddeutsche, Frankfurter Rundschau, FAZ, Standard, Presse, Wiener Zeitung, Falter, Spiegel u.a. finden Sie tagesaktuell bei Eselsohren/Twitter [4].

News:

Nachruf in der Zeit
US-Autor Tom Clancy ist tot
Zeit – Seine Militär- und Spionage-Thriller sind Bestseller, er war ein devoter Patriot. Der Autor Tom Clancy ist am Dienstag im Alter von 66 Jahren in Baltimore gestorben.
Zum Markenzeichen ließ sich der Name Clancy so gut machen, weil Lohnschreiber wie Spieleprogrammierer die Stereotype seiner Bücher wunderbar nachahmen konnten: die Vernarrtheit in detailfreudig geschilderte Waffensysteme, die dick aufgetragenen Plots mit Windungen, die Leser nur unter gezielter Abschaltung gesunder Skepsis mitvollziehen können, und die gnadenlose Treue zu allem, was Stars and Stripes trägt, sei es Militär, Justiz oder Geheimdienst.
Zum Zeit-Artikel → [5]

Ilija Trojanow über sein Einreisverbot in die USA
Willkür und Freiheit
FAZ – „Es ist mehr als ironisch, wenn einem Autor, der seine Stimme gegen die Gefahren der Überwachung und des Geheimstaates im Staat seit Jahren erhebt, die Einreise in das ,land of the brave and the free‘ verweigert wird. Gewiss, ein kleiner Einzelfall nur, aber er illustriert die Folgen einer desaströsen Entwicklung und entlarvt die naive Haltung vieler Bürger, die sich mit dem Mantra „Das betrifft mich doch nicht“ beruhigen. Das mag ja noch zutreffen, aber die Einschläge kommen näher. Gegenwärtig erhalten diese Bürger nur stille Post von den Geheimdiensten, aber eines nicht so fernen Tages werden sie die Rechnung für ihre Arglosigkeit zugestellt bekommen.“
Zum FAZ-Artikel → [6]

Für Roman „Die Sonnenposition“
Wilhelm Raabe-Literaturpreis an Marion Poschmann
BuchMarkt – Der mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis, gestiftet von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk, geht an Marion Poschmann für ihren Roman Die Sonnenposition (erschienen 2013 im Suhrkamp Verlag). In der Begründung der Jury heißt es: „Marion Poschmann ist eine Meisterin der Camouflage und der Mimikry, der Spiegelung und Täuschung, der Dialektik des Sich-Zeigens und des Verbergens.“
Zum BuchMarkt-Artikel → [7]
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NoViolet Bulawayo
Erstmals schwarze Afrikanerin
für Booker Prize nominiert

taz – Mit NoViolet Bulawayo ist erstmals eine schwarze Afrikanerin für den Booker Prize nominiert worden. Ihr Roman „We Need New Names“ handelt vom Leben zwischen zwei Ländern.
Zum taz-Artikel → [11]
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Fünf Gewinner in fünf Kategorien
Buchhandlung des Jahres 2013
Börsenblatt – Die fünf Gewinner des Wettbewerbs Buchhandlung des Jahres 2013 der Fachzeitschrift “BuchMarkt” stehen fest:
– Buchhandlung Lehmkuhl, München (Sortimentsbuchhandlung)
– Bücher Pustet, Regensburg (Großbuchhandlung)
– Buchhandlung im Städel, Frankfurt am Main (Spezialbuchhandlung)
– Karl Marx Buchhandlung, Frankfurt am Main (Fachbuchhandlung)
– Logbuch, Bremen (Newcomer)
Die Preisverleihung findet am 12. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt.
Zum Börsenblatt-Artikel → [15]

Storys:

Interview mit „Rammstein“-Sänger Till Lindemann
Ränzlein, Sternlein, Blut und Seele
Zeit – Es geht im tiefen Osten los, auf der Karl-Marx-Allee, zwischen Plattenbauten und den Stalin-Arbeiterpalästen von 1953: Nieselregen. Der Sänger der deutschen Band „Rammstein“, der gerade im zehnten Stock eines der Türme am Frankfurter Tor seinen Gedichtband „In stillen Nächten“ vorgestellt hat, versucht, ein Taxi von der Straße herbeizuwinken. Wir stellen uns im Wartehäuschen des Nachtlinienbusses unter, und Till Lindemann, bekannt dafür, bei Interviews ein wortkarger und schlecht gelaunter Mensch zu sein, erzählt, dass es heute vergleichsweise gut gelaufen sei: „Wir hatten ausgemacht, dass keine Fragen zu Rammstein kommen, nur zum Gedichtband. Das war gut.“ Jetzt, nach den Interviews, soll es für Till in den angenehmen Teil des Abends übergehen, also gerne Fragen stellen, aber bitte nicht so anstrengende Fragen. Später möchte er noch auf ein Abendessen ins Steakhaus Grill Royal, dann zu einer Ausstellungseröffnung. Angesichts der Tatsache, dass es regnet und wegen des bisschen Regens kein Taxi kommt, sagt Till den ernsten, dabei ziemlich lustigen Satz: „Irgendwie bin ich nicht zufrieden.“
Zum Zeit-Artikel → [16]
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Zum Beispiel Günter Grass und Botho Strauß
Schriftsteller als Netzverächter
FAZ – Das Netz und vor allem die sozialen Netzwerke haben unter Schriftstellern viele Verächter. Jüngst wagten sich Günter Grass und Botho Strauß hervor. Der eine hat‘s vergeigt. Der andere weiß: Das Internet ist kein Bildungsautomat – man muss schon Bildung mitbringen.
Zum FAZ-Artikel → [20]

Außerhalb und innerhalb des Mediensystems
Warum Stefan Raab der neue Karl Kraus ist
Welt – „Stefan Raab ist längst mehr als irgendein Entertainer des Privatfernsehens. Wer ihn beobachtet, findet erstaunliche Ähnlichkeit mit dem größten Sprachkritiker des 20. Jahrhunderts, Karl Kraus“, findet Joseph Wälzholz.
Zum Welt-Artikel → [21]

Zum 300. Geburtstag von Denis Diderot
titel
Presse – Unter den Aufklärern war er der Vorwitzigste und Wagemutigste. Gegen sich selbst zu denken war für Denis Diderot mehr als nur eine Methode. Sein Lebenswerk, die „Enzyklopädie“, zielte auf die Besserung gesellschaftlicher Zustände ab.
Zum Presse-Artikel → [22]

Rezensionen:

Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ neu übersetzt
Neu übersetzt:
Verlorene Zeiten für das 21. Jahrhundert

dradio – Mit einer Neuübersetzung von Marcel Prousts Meisterwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, hat sich der Reclam Verlag an eines der ambitioniertesten publizistischen Projekte der letzten Jahrzehnte gemacht. Übersetzer Bernd-Jürgen Fischer gelingt eine moderne Interpretation des französischen Originals.
Zum dradio-Artikel → [23]
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Daniel Galera: „Flut“
Wie der Gaucho im Surferparadies zu Tode kam
Welt – Mythos oder Mord? Ein junger Mann begibt sich auf die Spuren seines verschwundenen Großvaters. Mit “Flut” hat der Brasilianer Daniel Galera einen der interessantesten Romane des Herbstes geschrieben.
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Stephen Kings „Shining“-Fortsetzung „Doctor Sleep“
Shine und Zeit
FAZ – Solche Bücher werden normalerweise nicht in der „New York Times Book Review“ besprochen. Falls doch, macht das nicht eine angesehene Schriftstellerin wie Margaret Atwood. Und falls sie es doch macht, fällt die Besprechung kaum je lobend aus. „Doctor Sleep“ von Stephen King, gerade in Amerika erschienen, auf Deutsch schon für Ende Oktober angekündigt, ist Horror – die in solchen Sachen gängige Werbung dürfte sogar straflos behaupten: Horror pur. Denn der Roman leistet sich keinen der Vorwände und keine der Ausreden, die als Dämpfer der Berührungangst mit dem Genre in den selbsterkorenen besseren Kreisen des Literaturlebens im Gebrauch sind. Die blutige Gattung wird nicht ironisiert noch parodiert, auf mehr als fünfhundert Seiten nirgends gelehrt historisiert oder metagrimassierend diskutiert.
Dies ist ein Buch, in dem auf Seite Fünf eine verwesende, aufgeschwemmte, schleimige Verstorbene auf einer Toilette erscheint und ihre schlechtgewordenen Reize zeigt. Dies ist ein Buch, in dem ein Kind, das gefoltert wird, flüsternd darum bittet, getötet zu werden. Dies ist ein Buch, das mit einer Sterbeszene endet, deren Melancholie direkt an die düster moralisierenden Schlusswendungen der alten Gruselcomics aus dem Verlag EC anschließt. Dies ist ein sehr gutes Buch.
Zum FAZ-Artikel → [31]
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Pontus Ljunghills Debütroman „Der Mann im Park“
Überdurchschnittlicher schwedischer Krimi
Presse – Ein Mädchenmord 1928. Ljunghill erzählt in Rückblenden auf die früheren Ermittlungen. So wird klar, warum ihn das Scheitern an der Aufklärung nach wie vor quält. Fein ziseliert schildert er das Auf und Ab zermürbender Befragungen von Zeugen oder von Überprüfungen in Sportvereinen, die schon ans Ziel zu führen scheinen, die polizeiliche Kleinarbeit aus einer Zeit lange vor DNA-Analysen und moderner Kriminaltechnik. Dazu kommen Einschübe aus der Sicht des Mörders über Gründe für seinen Hass.
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Fabio Volo: „Zeit für mich und Zeit für dich“
Schweigen, Zeit und Liebe
Presse – Im Original klingt der Titel von Fabio Volos drittem Roman, „Zeit für mich und Zeit für dich“, treffender: „Il tempo che vorrei – Die Zeit, die ich gerne hätte“. Denn tatsächlich geht es seinem Protagonisten Lorenzo um die Zeit, die er (noch) gerne (mit seiner Freundin) (gehabt) hätte. Er hat keine Freundin mehr, weil er dem Schweigen verfallen ist: Er hat die Kommunikation verweigert. Hätte er mit ihr geredet, wäre ihm die Zeit vielleicht geblieben, die er jetzt so gerne hätte. Was ist passiert? Das Leben, das nicht einfach nur in ruhigen Bahnen dahinfließt, wie es auch Volo so schön und realistisch darstellt.
Es gibt zwei Erzählstränge: Der eine – quasi passive – behandelt Herkunft und Entwicklung von Lorenzo, der andere – quasi aktive (in der Folge aber ebenso passive) – die Liebesgeschichte zwischen ihm und seiner Exfreundin. Immer wieder überlagern sich seine Geschichten, fallen ihm zu Stichworten kleine Episoden ein – es geht eben ständig um die Tempi passati.
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Monika Zeiner: „Die Ordnung der Sterne über Como“
Kunst ist das Gegenteil von Liebe
Zeit – Künstlerromane sind etwas aus der Mode gekommen. Warum eigentlich? Nichts ist doch heute schwieriger als die Kunst mit dem Geld und dem Leben und der Liebe zu verbinden. Kein Gönner mehr, an dessen Hofe man Auftragskunst produziert. Dafür Stipendien und Wettbewerbe, wie der “Open Mike”, bei dem Monika Zeiner schon las. Jetzt wurde ihr 600 Seiten dicker Debütroman Die Ordnung der Sterne über Como gleich für zwei Preise nominiert, den Deutschen Buchpreis sowie den aspekte-Literaturpreis. Er handelt von den Bedingungen der Kunst, vor allem aber von der Liebe.
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