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Alef, Rob: Kleine Biester

Krimi
Broschier, E-Book
348 Seiten
Erschienen 2013 bei Unionsverlag
(2011 bei Rotbuch)

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

Der Frühlingsanfang wird für die Schüler einer Grundschule in Berlin-Kreuzberg zum Albtraum. Erst wird ein Mädchen auf einem Spielplatz durch einen Erdrutsch in die Tiefe gerissen, dann verunglückt im Chemielabor einer ihrer Mitschüler tödlich. Oder war es Mord? Hauptkommissar Pachulke und sein Team finden sich zwischen Familien wieder, die alle nur ein Ziel verfolgen: Ihr Kind soll einen Platz auf dem nächstgelegenen Gymnasium erhalten. Dafür ist manchen von ihnen fast jedes Mittel recht. Zu spät begreifen die Ermittler, dass die kleinen Biester außer Kontrolle sind. Rob Alefs feinsinniger Kriminalroman führt in die Welt von Schulsponsoring und Schülermobbing, Elternwahn und Ehrgeiz, wo der Traum von der bestmöglichen Bildung lebensbedrohliche Gefahren erzeugt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Für mich war Alefs Mix aus realistischen und karikaturhaften Figuren und Szenen irritierend. Ich wusste nie, was oder wen er – bei allem Humor – nun ernst nimmt oder eben nicht. Dass er seinen Roman am Schluss ins Fantasy-Action-Genre rutschen lässt, hat mich aus der Geschichte aussteigen lassen.

Besprechung:

Nur ein Spaß?

Ich hätte kein Problem damit, dass „Kleine Biester“ am Schluss zu einem Fantasy-Krimi mit Horror-Einschlag mutiert, – wenn sich diese Entwicklung zuvor irgendwie abgezeichnet hätte.

So aber lässt Rob Alef Jugendliche auf B-Movie-Art mit einem Mal gegen Bestien kämpfen, während man zu Beginn einen satirischen Krimi vor sich hat, in dem Alef über ehrgeizige Eltern und das Schulwesen herzieht.

Diese Eltern wollen für ihre Kinder nur das Beste. Das ist in diesem Fall ein bestimmtes Gymnasium. Um dort aufgenommen zu werden, reichen gute Noten nicht aus. Die Jugendlichen müssen zumindest in der Nähe der Schule wohnen, Interesse an den Naturwissenschaften haben (oder vortäuschen) und auch vom Charakter her für passend befunden werden.

Unglücksfälle

Also tricksen die Eltern, wie es nur geht. Manche Kinder werden nicht nur in einer der Schule nahe gelegenen Wohnung gemeldet, für sie wird dort auch gegen hohe Bezahlung ein Zimmer eingerichtet, – falls es Kontrollen gibt. Und es gibt Kontrollen.

Doch schrecken manche Eltern auch vor Mord an konkurrierenden Kindern nicht zurück? Denn je näher der Schulwechsel kommt, desto mehr häufen sich die Unglücksfälle: Ein Mädchen versinkt in einer Sandkiste (!) und wird nicht mehr wiedergefunden, ein Junge stirbt an giftigen Dämpfen in einem Chemielabor usw. usf.

Überzeichnet

Unfall oder Mord? Wie es so schön heißt, steht die Polizei vor einem Rätsel. Dessen Lösung ist leider nicht besonders originell. Dafür mag man als LeserIn Freude haben an einem breiten Spektrum an Charakteren: bisweilen etwas zu sehr engagierte PolizistInnen (einer verwüstet bei einem Vortrag über Gewaltprävention ein Klassenzimmer) und – mehr oder weniger überzeichnete – Eltern, wie man sie im Grunde kennt, wenn man selber schulpflichtige Kinder hat. Die Jugendlichen in „Kleine Biester“ sind wiederum eher realistisch gezeichnet.

Rob Alefs Mix

Für mich war Alefs Mix aus realistischen und karikaturhaften Figuren und Szenen irritierend. Ich wusste nie, was oder wen er – bei allem Humor – nun ernst nimmt oder eben nicht. Dass er seinen Roman am Schluss ins Fantasy-Action-Genre rutschen lässt, hat mich aus der Geschichte aussteigen lassen. Ich habe mich gefragt: Hat er sich mit seinem Roman bloß einen Spaß erlaubt? Ist ihm der Plot nicht so wichtig, weil er der Überzeugung ist, dass die Leute seine Bücher ohnedies wegen seines Schreibstils lesen? War ihm die Story mit den übereifrigen Eltern nur ein Anlass, um seine Fantasie schweifen zu lassen?

Mir wäre es lieber gewesen, er hätte seine Fantasie benutzt, um eine interessantere und plausiblere Lösung des Falles zu entwickeln. Diese wirkte auf mich aufgesetzt, beliebig und unglaubwürdig. Und den Abstecher ins Horror-Fantasy-Genre hätte ich, wie bereits gesagt, überhaupt nicht gebraucht.

Von Werner Schuster

Infos:

Rob Alef, 1965 in Nürnberg geboren, arbeitet als freier Rechtshistoriker und schreibt Satirisches für das Magazin Eulenspiegel und die taz. Rob Alef ist in Berlin-Schöneberg polizeilich gemeldet, wo er schläft, kocht und Figuren ersinnt, die manchmal sterben müssen.

Mehr über Rob Alef auf www.robalef.de [5].