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07/06: Stephen Kings Resteverwertung

fuellfederUnd was war das jetzt? Nach langer Zeit habe ich wieder mal ein Buch von Stephen King zur Hand genommen, die Wahl fiel auf „Atlantis“, weil am Umschlag etwas von „sein persönliches Meisterwerk“ steht, am Beginn dachte ich noch, wie grandios der (be)schreiben kann. Als dann irgendwelche Männer in gelben Mänteln (wirklich!) auftauchten, die Jagd auf einen alten Mann machten und ganz sicher nicht von dieser Welt waren, habe ich mich gefragt, wozu King so was gebraucht hat.

Ich habe mich das bis zum Schluss gefragt. „Atlantis“ ist ein Roman in mehreren Teilen, wobei meistens ein Lebensabschnitt von ein oder zwei Personen aus einem vorherigen Teil auf unterschiedliche Art und Weise dargestellt wird. Ein wenig hat mich das an David Mitchells „Wolkenpalast“ erinnert (allerdings habe ich dieses Buch nicht gelesen, sondern nur darüber).

Das ist alles für sich ziemlich gut und fängt die Zeit zwischen 1960 und 1999 ein, angetan hat es mir der College-Teil (fand ich besser als Joey Goebels „Ich gegen Osborne“) mit der aufkeimenden Protestbewegung der 1970/80er-Jahre, und auch der Teil über Vietnamkrieg-Überlebende.

Aber wozu muss King im letzten Teil noch rasch eine Lovestory unterbringen? Und wozu hat er die bösen Männer in gelben Mänteln überhaupt gebraucht? Damit das Buch auch die Mystery-/Horrorfans anspricht?

Obwohl „Atlantis“ zu lesen Spaß gemacht hat, lässt mich das Buch in Summe verärgert zurück, wirkt auf mich mehr wie Resteverwertung denn ein Meisterwerk.