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Zevin, Gabrielle: Bitterzart

Jugendroman
Hardcover, E-Book
544 Seiten
Erschienen 2013 bei Fischer
Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer
Originalausgabe: „Birthright 1: All these things that I’ve done”, 2011

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

New York 2083: Wasser und Papier sind knapp, Kaffee und Schokolade sind illegal. Smartphones sind für Minderjährige verboten und um 24 Uhr ist Sperrstunde. Die Balanchine Familie ist das Zentrum des illegalen Schokoladenhandels in New York. Doch die Eltern von Anya Balanchine sind bereits tot, und Anya ist mit 16 Jahren das Familienoberhaupt. Sie kümmert sich um ihre Geschwister und die kranke Großmutter, und versucht, sie alle möglichst aus dem illegalen Familiengeschäft rauszuhalten. Von ihrer ersten großen Liebe Win kann sie sich allerdings nur sehr schwer fernhalten, dabei ist er ausgerechnet der Sohn des Oberstaatsanwaltes – ihres schlimmsten Feindes … (Pressetext)

Kurzkritik:

Die Idee zu „Bitterzart“ ist so simpel wie bestechend – und von Gabrielle Zevin trefflich umgesetzt. Sie hat das Königskinder-Motiv (Sie konnten zusammen nicht kommen …) in eine Zukunft transferiert, in der die Mafia mit Schokolade dealt.

Es ist kein nervenaufreibender, aber doch ein spannender Roman mit vielen überraschenden Wendungen. Und mit viel Potenzial, was die Story und die Figuren betrifft. Das ist auch gut und richtig so, denn „Bitterzart“ ist der erste Teil einer Trilogie rund um Anya und – so steht es zu hoffen – Win.

Besprechung:

Win Win

Die Idee zu „Bitterzart“ ist so simpel wie bestechend. Gabrielle Zevin hat „einfach“ das Königskinder-Motiv (Sie konnten zusammen nicht kommen …) in die Zukunft transferiert.

Wir schreiben das Jahr 2083. Der Raubbau an unseren Ressourcen hat Konsequenzen gezeitigt, Wasser und Papier sind knapp; Handys mit Kamera sind verboten, niemand darf ohne Genehmigung virtuell oder anderweitig etwas veröffentlichen; in New York herrscht Ausgangssperre nach Mitternacht, die Stadt ist pleite, alles ist teuer geworden. Kaffee und Schokolade sind illegal (!), wodurch der Schwarzmarkt floriert.

Die Balanchines sind durch den verbotenen Handel mit Schokolade reich geworden. Doch das Geschäft ist gefährlich: Die 16-jährige Anya wächst als Vollwaise auf, nachdem ihre Eltern von der Konkurrenz umgebracht worden sind. Ihr Vater war Clan-Boss. Jetzt kümmert sie sich um ihre bettlägerige Großmutter, ihren kleinere Schwester Natty und ihren älteren Bruder, der bei dem Auto-„Unfall“ der Mutter ein Gehirntrauma erlitten hat. Sie versucht, ihre Oma, ihre Geschwister und sich von den Mafia fern zu halten. Es gelingt ihr nicht.

Vergiftete Schokolade

Schon nachdem ihr geistig leicht zurückgebliebener Bruder seinen Job in einer Tierklinik verloren hat, wird ihm von der Familie geholfen. Das heißt, er verrichtet Handlangerdienste für die Mafia. Und als sie dann noch des Mordversuchs an ihrem Ex-Freund Gable verdächtigt wird (mit vergifteter Schokolade), ist sie wider Willen mitten drin in den Rivalitäten der Schwarzhandels-Clans.

Muss Anya in die Fußstapfen ihres Vaters treten? Hat sie überhaupt eine Entscheidungsfreiheit?

Heiße Lasagne

Ähnlich geht es in ihrem Liebesleben zu. Weil sie abgelehnt hatte, mit Gable zu schlafen, hat dieser in der Schule üble Gerüchte über sie verbreitet, woraufhin sie ihm in der Kantine einen Teller mit heißer Lasagne über den Kopf kippt. Zur Strafe bekommt sie von der Rektorin Küchendienst aufgebrummt.

In der Folge lernt Anya den sympathischen und klugen Win kennen, der ihr bald den Hof zu machen beginnt. Entgegen ihren Willen verliebt sie sich in ihn, um bald darauf zu erfahren, dass Wins Vater New Yorks Oberstaatsanwalt ist.

No Win

Dem begegnet sie, nachdem sie wegen des vermeintlichen Mordversuchs an Gable in Untersuchungshaft genommen wurde. Er holt sie nämlich medienwirksam persönlich aus dem Gefängnis – nicht ohne ihr das Versprechen abzunehmen, sich von seinem Sohn künftig fern zu halten, weil das der Reputation des Oberstaatsanwaltes schaden könnte.

Wird Anya das gelingen? Und was wird nach dem Begräbnis ihrer geliebten Großmutter geschehen, bei der die ganze kriminelle Familie zusammenkommt?

Mehr Schokolade

Wir erfahren diese Geschichte aus der Sicht der – gezwungenermaßen – pragmatischen Anya. Und es gelingt der Autorin aufs Trefflichste, die Themen große Jugendliebe, negative Zukunftsvision und Mafia zu verbinden. Es ist kein nervenaufreibender, aber doch ein spannender Roman mit vielen überraschenden Wendungen. Und mit viel Potenzial, was die Story und die Figuren betrifft. Das ist auch gut und richtig so, denn „Bitterzart“ ist der erste Teil einer Trilogie rund um Anya und – so steht es zu hoffen – Win.

Von Werner Schuster

Infos:

Gabrielle Zevin hat in Harvard Literatur studiert und lebt in Los Angeles. Sie hat bereits mehrere Romane sowie Drehbücher verfasst. Ihre Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.

Mehr über Gabrielle Zevin [5] bei Wikipedia.