23/03/2013von 1.182 Views – 1 Kommentar

Rosenfeld, Astrid: Elsa ungeheuer

Roman
Hardcover
276 Seiten
Erschienen 2013 bei Diogenes

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Inhalt:

Elsa ist starrköpfig, widerspenstig, verletzlich und manchmal schlicht und einfach ein Biest. Für den Künstler Lorenz Brauer und seinen Bruder Karl ist ihr Name gleichbedeutend mit Schicksal. Doch was ist am Ende stärker Ruhm? Rausch? Rache? Oder die Liebe? (Pressetext)

Kurzkritik:

Sowohl die Dorfwelt mit dem Pensionsdauergast Murmelstein, der uralten Haushälterin Frau Kratzler und einem Esel, der im Erdgeschoß wohnt, als auch die internationale Kunstszene mit durchgestylten Vernissagen, koksenden Beratern und raumfüllenden Installationen werden von Rosenfeld in eindringlichen Bildern gezeigt. Der Spagat zwischen Kindheit und auch späterem Leben im Dorf und der Kunstwelt gelingt Rosenfeld dabei sehr gut.

Sabine gibt  ★★★¾☆  (3,75 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Der Esel wohnt im Erdgeschoß

Elsa wird von ihrer Mutter im Heimatdorf bei den Großeltern abgegeben, weil sie lieber eine Weltreise machen möchte, als sich um ihr Kind zu kümmern.

Da die Mutter früher die unangefochtene Dorfschönheit war, sind die Bewohner auf die Tochter gespannt – und dementsprechend enttäuscht bis schockiert, als ein freches, mageres Mädchen auftaucht, das die Negligés seiner Mutter als Kleider trägt. Doch Karl und Lorenz Brauer, die Söhne des Pensionbesitzers, sind von ihr sofort fasziniert. Insbesondere Karl vergöttert und verfolgt das ältere Mädchen, das ihn „Fetti“ nennt, und eine eigenwillige Freundschaft entwickelt sich.

Ein Wahnsinnsprojekt

Erzählt wird die Geschichte vom erwachsenen Karl, Elsa bietet nur den Ausgangspunkt, im Zentrum steht vor allem die Malerkarriere seines Bruders Lorenz. Die wiederum nimmt ihren Anfang durch Jaap, den Cousin der verstorbenen Mutter von Karl und Lorenz, der für die Kunstsammlerin Mrs. Graham arbeitet. Nach einigen Umwegen gelingt es Lorenz schließlich, von ihr als Künstler protegiert zu werden – für ein Wahnsinnsprojekt, das Jahrzehnte umfassen soll. Ganz uneigennützig ist diese Unterstützung nicht, viel mehr hat sie mit persönlichen Motiven von Mrs. Graham zu tun. Die Bilder Lorenz‘ wiederum beschäftigten sich mit den Erlebnissen der Kindheit.

Spagat

Sowohl die Dorfwelt mit dem Pensionsdauergast Murmelstein, der uralten Haushälterin Frau Kratzler und einem Esel, der im Erdgeschoß wohnt, als auch die internationale Kunstszene mit durchgestylten Vernissagen, koksenden Beratern und raumfüllenden Installationen werden von Rosenfeld in eindringlichen Bildern gezeigt. Der Spagat zwischen Kindheit und auch späterem Leben im Dorf und der Kunstwelt gelingt Rosenfeld dabei sehr gut. Als Leser bekommt man jedoch den Eindruck, dass man an die Figuren nicht wirklich nahe herankommt, so wie die meisten von ihnen auch kaum jemanden an sich heranlassen wollen. Das mag auch an der Fülle der Details und Einfälle liegen, etwa der schon erwähnte Esel, die Idee eines nackten Gartens oder Elsas Kleidersammlung. Diese Details schaffen eine temporeiche Geschichte, die eine witzige und kurzweilige Lektüre ergibt.

Von Sabine Schönfellner

ZwiTi

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Infos:

Astrid Rosenfeld wurde 1977 in Köln geboren. Nach dem Abitur ging sie für zwei Jahre nach Kalifornien, wo sie erste Berufserfahrungen am Theater sammelte. Danach begann sie eine Schauspielausbildung in Berlin, die sie nach anderthalb Jahren abbrach. Seither hat sie in diversen Jobs in der Filmbranche gearbeitet, unter anderem als Casterin. Astrid Rosenfeld lebt in Berlin.

1 Kommentar zu "Rosenfeld, Astrid: Elsa ungeheuer"

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  1. wehrenbrecht sagt:

    Elsa ungeheuer von Astrid Rosenfeld liest sich gut, auch wenn die Geschichte stark konstruiert ist. Die “Verrückten”, welche Person ist in dem Roman eigentlich “normal”, spiegelt die verrückte Geschichte und wie verrückt sie sich entwickelt wieder. Als überaus gelungen empfinde ich, dass die Erzählperspektive durchgängig Karl alias “Fetti” in seiner Kindheit zugeschrieben wird. Wobei Kindheitskarl und seine von niemanden bemerkte Liebe zu Elsa mich weitaus mehr überzeugen als der spätere Karl, der sich in die “verrückte” Kunstwelt einspinnen läßt. Die Autorin hat in ihrem Roman zuviel hineingepackt. Die Geschichte hätte als gute Novelle durchgehen können, wenn sie mit dem Fortfahren Elsas nach Amerika geendet hätte. Dann aber wird eine zweite Geschichte erzählt, die inhaltlich mit der ersten nichts mehr zu tun hat. Das Eintauchen in die Kunstwelt, wer erinnert sich hier nicht an den genialen Roman von Michel Houellebeque “Karte und Gebiet”, ist eine zweite verrückte Geschichte. Sie funktioniert auch ohne Lorenz, Karl und Elsa. Dennoch besticht Rosenfelds Irina Graham, die wie gebannt ist von Rembrandts Andromeda. Das Gebanntsein ist Liebe, ob nun zu Elsa oder auf ein Bild (die Kunst) bezogen. Doch das Bild, das wir uns machen: du sollst dir kein Bildnis machen, ist nicht die Wirklichkeit. Und ob wir nun die Ewigkeit ins Bild bringen wollen wie Lorenz oder nicht von unserem selbstgemachten Bild von einer Person (Karl) loskommen, am Ende steht das Scheitern oder der Friedhof, wo einst Elsa heimlich ihre verrückten Stiefel mit Karl begraben hat, als sie zu hören bekam, dass sie von ihrem Onkel bezahlt worden waren, der sie mißbrauchte. So bleibt am Schluß für die Autorin nur das Erzählen von Personen und Dingen, denn sonst droht das Verrücktwerden.
    Auch wenn der Roman nicht stimmig ist, bildet Rosenfelds Erzählkunst ein Netz, das trägt. Der Roman ist lesens-und nachdenkenswert. Auffällig ist, dass durchweg die Frauen, die Handelnden in dieser “verrückten” Geschichte sind. Auch das scheint mir nicht zufällig zu sein. Hund oder Wolf wie ein Kapitel heißt: Das ist hier die Frage.

    Joachim Wehrenbrecht

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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