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Zambon, Sibylle: Kunst sehen und verstehen

Ratgeber Kunst
Hardcover
216 Seiten
Erschienen 2012 bei Styria

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Inhalt:

Vor Museen stehen die Besucher Schlange, die Medien berichten über den Kunstmarkt in großen Geschichten, Maler sind in, Bilder sind ein Hype. Doch was bedeutet das eigentlich? Wer sich nicht nur mit Bauchgefühl auf Kunst einlassen möchte, braucht dazu eine Anleitung. Dafür öffnen sich in diesem Buch die fünf Schubladen der Gattungsgeschichte. Historien-, Porträt-, Genre-, Landschaftsmalerei und Stillleben werden auf unterhaltsame Weise eingeführt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Nach diesem Buch freue ich mich schon auf die nächste Ausstellung (und ich habe auch – Symbolismus? Fauvismus? De Stil? –ein bisschen Angst davor). Sibylle Zambon ist nämlich schuld daran, dass ich meine Naivität verloren habe, was die Bildende Kunst anbelangt. Sie brauchen sich jedoch nicht davor zu fürchten, dass es irgendwann eine Site namens – sagen wir – „Hühneraugen“ geben wird. Zum Kunstkritiker werde ich mich nicht aufschwingen. Allerdings finde ich, dass sich diese die zugängliche und verständliche Vermittlung einer Zambon ruhig angewöhnen könnten.

Anders gesagt: Nicht nur du und ich, auch die KulturjournalistInnen sollten dieses Buch lesen.

Besprechung:

Symbolismus? Fauvismus? De Stil?

Sibylle Zambon ist schuld daran, dass ich meine Naivität verloren habe, was die Bildende Kunst anbelangt. Denn an sich wollte mir für eine Kunstrichtung einen möglichst unwissenden Zugang bewahren, bloß konsumieren und ganz banal sagen: gefällt mir, gefällt mir nicht.

Ich habe 1989 als Musikkritiker angefangen und als Rezensent sitzt du irgendwie immer da und überlegst, wie du deine Meinung kundtun würdest. Dann habe ich Erfahrung als Theaterregisseur und kann mir keine Inszenierung ansehen, ohne mir einzubilden, hinter die Kulissen schauen zu können. Ich habe ein paar (nicht produzierte) Film-Drehbücher geschrieben und achte im Kino auf Plot Points und dergleichen.

Genießen

Gelesen habe ich immer sehr viel, doch seit fünf Jahren mache ich dies gewissermaßen professionell, was … sagen wir so: Manche Bücher würde ich nicht zu Ende lesen, wenn ich sie nicht besprechen „müsste“. Andere wiederum würde ich gerne lesen, aber sie sind mir – leider verhält es wirklich so – zu dick; soll heißen, 1.500 Seiten pro Woche wären sogar mir zu viel.

Kurz gesagt: Ich wollte die Bildende Kunst einfach genießen können.

Begründen, Differenzieren

Natürlich ist mir klar, dass das oben Geschriebene Schwachsinn ist. Ich war früher der Ansicht, dass man Gedichte nicht besprechen kann (weil man sie zu persönlich nimmt), und weiß mittlerweile – zumindest theoretisch – dass Wissen nicht schadet. Es braucht halt nur eine gewisse Zeit, bis man sich trotz seines Wissens des naiven Blickes wieder bedienen kann. Bis es so weit ist, bespreche ich allerdings immer noch keine Gedichtbände.

Nach der Lektüre von Zambons „Kunst sehen und verstehen“ wird es also eine Weile dauern, bis ich mich den Bildern einer Ausstellung als normaler Konsument nähern werde. Ich werde nämlich folgende Liste durchgehen:

Ich habe zu unterschieden gelernt

Ich habe zu unterschieden gelernt, ob ich es mit Porträt-, Genre-, Landschaftsmalerei, Stilleben oder Historienmalerei zu tun habe. Vielleicht erinnere ich mich im Museum oder in der Galerie auch Zambons Ausführungen zu diese einzelnen Gattungen.

Ich habe im Überblick erfahren, wer wo was wann wie und warum gemalt oder gebildhauert hat. Und seit wann und warum man vom gegenständlichen Malen/Bildhauern abgekommen ist.

Keine Angst vor den „Hühneraugen“

Ich freue mich schon auf die nächste Ausstellung (und ich habe auch – Symbolismus? Fauvismus? De Stil? –ein bisschen Angst davor). Sie brauchen sich allerdings nicht davor zu fürchten, dass es irgendwann eine Site namens – sagen wir – „Hühneraugen“ geben wird. Zum Kunstkritiker werde ich mich nicht aufschwingen. Allerdings finde ich, dass sich diese die zugängliche und verständliche Vermittlung einer Zambon ruhig angewöhnen könnten.

Anders gesagt: Nicht nur du und ich, auch die KulturjournalistInnen sollten dieses Buch lesen.

Von Werner Schuster

Infos:

Sibylle Zambon hat einen MA in Kunstgeschichte und Germanistik und arbeitete einige Jahre in einem Zürcher Museum, wo sie u. a. kulturvermittelnd tätig war. Sie lebt in der Schweiz. Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit schärfte sie als PR-Texterin. Sie arbeitet als freie Journalistin und schreibt auch Reiseberichte für diverse Medien.