- Literaturmagazin Eselsohren –  - https://www.eselsohren.at -

Kirkman/Bonansinga: The Walking Dead

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Cover "The Walking Dead" von Robert Kirkman
  • Horror
  • Taschenbuch
  • 448 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Heyne
  • Aus dem Englischen von Wally Anker
  • Originalausgabe: „The Walking Dead – Rise of the Governor, Book 1”

Inhalt:

Die Apokalypse: Eine weltweite Plage lässt die Toten wiederauferstehen und Jagd auf Menschenfleisch machen. Die wenigen Überlebenden fliehen in Angst und Schrecken – bis auf einen. Der Mann, den sie später nur „Governor“ nennen werden, beschließt, sich dem Grauen entgegenzustellen. Dies ist seine Geschichte … (Pressetext)

Kurzkritik:

Kein Reinfall, aber auch nichts, was man empfehlen muss. Wer die TV-Serie kennt, dürfte sich zurecht mehr erwarten. Die vermeintliche Dauerspannung leidet im Buch unter diversen Längen. Übersetzung und Rechtschreibung trüben das Lesevergnügen zusätzlich. Durch die Serienbekanntheit werden sich dennoch genug Leser finden, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Hoffentlich investiert der Verlag dann in eine bessere Übersetzung.

Besprechung:

Geplatzte Schädel, nachgeschleifte Gedärme etc.

Ich bin durch Zufall auf die TV-Serie gestoßen und habe ein paar Folgen gesehen, ehe ich zum Buch gegriffen habe. Die Comicserie, die der TV-Version und dem Buch zugrunde liegt, stammt von Robert Kirkman. Gemeinsam mit dem Krimiautor Jay Bonansinga hat er nun seinen ersten „Walking Dead“-Roman geschrieben.

Erzählt wird die Flucht einer kleinen Gruppe rund um einen Mann namens Brian Blake. Aus der Provinz geht es – vorbei an Zombiehorden – nach Atlanta, nur um festzustellen, dass die Welt dort längst untergegangen ist. Geplatzte Schädel, Ohren und Finger zwischen den Scheibenwischern sowie nachgeschleifte Gedärme sind Standard und sorgen für die passende Atmosphäre. Das Buch heißt ja schließlich auch nicht „Brians Kindergeburtstag“.

Überforderter Übersetzer

Im Vergleich zur TV-Serie hat mich das Buch dennoch enttäuscht. Das liegt zu einem großen Teil an der Übersetzung. Vor allem technische Begriffe scheinen den Übersetzer überfordert zu haben. Wer beim Lesen mitdenkt, stolpert zwangsläufig über die daraus resultierenden logischen Brüche. Ein paar Beispiele: Lenkrad wird mit Lenkung verwechselt, die Übersetzung mit der Umsetzung vertauscht, W-LAN wird zum mobilen, landesweiten Internet erklärt etc. So kann es dann schon vorkommen, dass das Lenkrad seinen Geist aufgibt, weil etwas gegen den Reifen schlägt, oder das Rückwärtsfahren mit dem Fluchtwagen erschwert wird, weil dessen Federung nur auf Vorwärtsfahren ausgerichtet ist. Aha!

Vorsicht: Regieanweisungen

Gewöhnungsbedürftig sind die Regieanweisungen. Wer hin und wieder auch Drehbücher liest, wird damit weniger Probleme haben, aber man sollte schon wissen, worauf man sich einlässt. Ereignisse, die im Film in Sekundenbruchteilen passieren, werden mitunter sehr gedehnt. Ein Beispiel: Wir befinden uns im Fluchtauto. X starrt aus dem Fenster. Y fragt X, was los ist. Dann blickt auch Y aus dem Fenster. Z meldet sich von der Rückbank des Wagens. Auch er will wissen, was die beiden sehen. Z blickt aus dem Wagen – sein Blick versteinert.
Eine solche Szene dauert im Buch zwei Seiten und endet nicht selten mit einem Satz wie diesem: „Doch gleich darauf haben sie es geschafft und rasen den relativ freien und vor allem endlich zombielosen Memorial Drive hinunter.“

Fazit

Fazit: kein Reinfall, aber auch nichts, was man empfehlen muss. Wer die TV-Serie kennt, dürfte sich zurecht mehr erwarten. Die vermeintliche Dauerspannung leidet im Buch unter diversen Längen. Übersetzung und Rechtschreibung trüben das Lesevergnügen zusätzlich. Durch die Serienbekanntheit werden sich dennoch genug Leser finden, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Hoffentlich investiert der Verlag dann in eine bessere Übersetzung.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [5]

Infos:

Robert Kirkman ist der Schöpfer der mehrfach preisgekrönten und international erfolgreichen Comicserie „The Walking Dead“. Die gleichnamige TV-Serie wurde von ihm mit entwickelt und feierte weltweit Erfolge bei Kritikern und Genrefans gleichermaßen. Zusammen mit dem Krimiautor Jay Bonansinga hat er nun seinen ersten Roman aus der Welt von The Walking Dead veröffentlicht.

Mehr zur Comicbuchreihe „The Walking Dead“ [6] bei Wikipedia.