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Blunt, Giles: Eismord

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
  • Thriller
  • Hardcover
  • 416 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Droemer
  • Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer
  • Originalausgabe: „Crime Machine”, 2010

Inhalt:

Algonquin Bay im tiefsten Winter, eisige Kälte, nichts los. Doch mit der Lethargie ist es für Detective John Cardinal vorbei, als in einem Ferienhaus am zugefrorenen Trout Lake zwei enthauptete Leichen gefunden werden. Kurze Zeit später tauchen die Köpfe, wirkungsvoll drapiert, an einer Schiffsanlegestelle auf. Als weitere mysteriöse Verbrechen geschehen, ist Cardinals alter Ehrgeiz geweckt

Kurzkritik:

Wieso wollen wir Blunt das alles glauben? Er versteht sein Handwerk, hat mehr als genug recherchiert, braucht also nichts zu erfinden, solange es um Fakten geht. Seine Figuren glaubt man gewissermaßen zu kennen, und er macht stets „mehr als notwendig“.

Besprechung:

Wieso wollen wir Blunt das alles glauben?

Was hebt einen Krimi oder Thriller aus jener Masse heraus, bei der man sich innerhalb weniger Wochen kaum noch an den Fall und an die Figuren erinnern kann? Was mach „Eismord“ zu einem besseren Thriller als andere?

Giles Blunt kocht ja gewissermaßen auch nur mit Wasser (selbst wenn seine Romane in der eisigen kanadadischen Provinz spielen). Es gibt – wie bei Elisabeth George oder Donna Leon – einen Ermittler, an dessen Privatleben wir von Fall zu Fall Anteil nehmen.

Verschwundene Köpfe

Im konkreten Fall ist Detective John Cardinals Frau gestorben und er kommt nicht darüber hinweg. Dann werden in einem zum Verkauf stehenden Haus eine Frau und ein Mann umgebracht – und geköpft. Und die Köpfe sind verschwunden.

Die Ermordeten waren US-BürgerInnen russischer Herkunft und erfolgreich im Pelzgeschäft tätig. Waren es KonkurrentInnen? Warum weiß die aus New York angereiste Journalistin mehr als Polizei und FBI? Und was hat es mit jener seltsamen Sekte oder Terror-Einheit auf sich, die sich ebenfalls in der Gegend herumtreibt?

Blunts Figuren glaubt man zu kennen

Und wieso wollen wir Blunt das alles glauben? – Er versteht sein Handwerk so gut (Dramaturgie, Beschreibungen, Dialoge), dass wir vergessen, dass es sich um Handwerk handelt. Er hat mehr als genug recherchiert und kennt sich mit der Polizeiarbeit aus, mit dem Pelzhandel, einfach mit allem, was er beschreibt.

Solange es also um Fakten geht, erfindet er nichts. Dafür erschafft er Figuren, die man gewissermaßen zu kennen glaubt, weil sie so lebensecht wirken.

„Mehr als notwendig“

Außerdem macht Blunt stets „mehr als notwendig“. Er müsste nicht so viele Details einbauen, doch diese bereichern Handlung und Charaktere. Dennoch wirkt nichts aufgesetzt – in diesem Buch fügt sich alles wie nahtlos zusammen.

Und wenn man dann noch die Hauptfigur mag – einen älteren, lakonischen Durchschnittsbürger als Detective, der mehr der Ermittlungsarbeit als seiner gut ausgeprägten Intuition traut –, dann steht dem Lesevergnügen nichts mehr im Wege.

Von Werner Schuster

Mehr Infos:

Giles Blunt, geboren 1952, wuchs in North Bay in der kanadischen Provinz Ontario auf und studierte Englische Literatur an der Universität Toronto. 1980 ging er nach New York, wo er sich u.a. als Streetworker, Gerichtsdiener und Barkeeper durchschlug. Heute lebt er wieder in Toronto und ist freier Schriftsteller und Drehbuchautor.
Mehr über Giles Blunt [5] bei Wikipedia.