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Degens, Marc: Das kaputte Knie Gottes

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Das kaputte Knie Gottes von Marc Degens [5]


Inhalt:

Im Ruhrgebiet zwischen Bochum und Essen: Dennis, der Bildhauer, Lily, die Zigarillo rauchende Kommunistin, und Mark, der schreibende, ambitionierte Lehramtsanwärter, wollen dem Leben eine ordentliche Portion Glück abtrotzen, was ihnen im alltäglichen Irrsinn aber nur selten gelingt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Vielleicht kann ich nicht mitreden, was das Lebensgefühl der um 1971 Geborenen anbelangt, aber ich habe im „kaputten Knie“ bloß eine simple Desillusionierungsgeschichte vorgefunden, wie sie schon oft (und besser) erzählt worden ist. Und die angebliche Persiflage auf den Kulturbetrieb ist meiner Ansicht nach sehr oberflächlich geraten.

Weitaus mehr hat mich gestört, dass dieses Buch keine Innenspannung hat. Es wird nicht nur (stilistisch) beiläufig erzählt, es weist für mich auch keine beabsichtigte Konstruktion auf. Es ist ein Roman, „wie‘s Leben halt so spielt“. Nur lässt sich „das Leben“ in einem Roman halt nicht 1:1 abbilden. Ein bisserl Gestaltungswille sollte meiner Meinung nach schon dabei sein, und sei es nur, das Unwichtige auszusondern oder das, was sich „wirklich“ abgespielt hat, dramaturgisch zuzuspitzen.

Weil Marc Degens das nicht getan hat, wirkt das „kaputte Knie“ wie eine spontane Lagerfeuer-Erzählung unter Freunden.

Besprechung:

Also der Titel ist schon originell

Verfolgungswahn. Also i c h glaube, dass ich schön langsam unter Verfolgungswahn leide. Was mich verfolgt, sind als tolle Romane angepriesene Läppischkeiten (– siehe auch unter „Vorsätzlicher Dilettantismus“ [6]).

„Das kaputte Knie Gottes“ ist leider wieder so ein Fall. (Und, ganz ehrlich, ich lese lieber gute Bücher und ich schreibe auch nicht gern Verrisse.)

Das Originellste am „Knie“ ist für mich der Titel. Deswegen – und weil es „das Lebensgefühl einer Generation spiegeln und ganz nebenbei eine Persiflage auf den Kulturbetrieb schaffen“ soll – habe ich das Buch bestellt.

Ich kann ihm nicht verzeihen

Das Motto hat mir noch sehr zugesagt: „Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, um mich an Dennis zu rächen. Aber verzeihen kann ich ihm auch nicht.“ Und die ersten drei Kapitel waren witzig und unterhaltsam, vor allem die Passagen, wo ein paar StudentInnen Brechts „Die Mutter“ aufführen wollen und auf ganzer Linie scheitern. (D.h. eigentlich untersage die berüchtigten Brecht-Erben die Aufführung; aber wahrscheinlich wäre eh nichts Gutes dabei herausgekommen.)

Doch dann wurde das Buch für mich langweilig. – Ich schob das auf meine Gemütsverfassung und legte es ein paar Tage zur Seite.

Drei Freunde und …

Aber auch nach diesen paar Tagen wurde ich des „kaputten Knies“ nicht froh. Da gibt es den Kunst (genauer: riesige Steinplastiken) produzieren müssenden Dennis und seinen Freund Mark, der Schriftsteller werden will und uns die Geschichte auch berichtet. Es gibt da auch noch die relativ radikal denkende Lily, die eine Beziehung mit Dennis eingeht.

Dahinträufeln

Das träufelt so dahin und man weiß nicht, worauf das hinauslaufen soll. Auf mich hat es wie eine wahre Geschichte gewirkt, die mit (zu) wenig Distanz erzählt wird. Die Freunde verlieren sich jedenfalls aus den Augen und Dennis wird später mal zu einem anerkannten Künstler, den der Erfolg korrumpiert. Am Schluss lässt er seinen Freund im Stich, und das kann ihm dieser nicht verzeihen.

Desillusionierung, so what!

Vielleicht kann ich nicht mitreden, was das Lebensgefühl der um 1971 Geborenen anbelangt, aber ich habe im „kaputten Knie“ bloß eine simple Desillusionierungsgeschichte vorgefunden, wie sie schon oft (und besser) erzählt worden ist. Und die angebliche Persiflage auf den Kulturbetrieb ist meiner Ansicht nach sehr oberflächlich geraten.

Wie‘s Leben halt so spielt

Weitaus mehr hat mich gestört, dass dieses Buch keine Innenspannung hat. Es wird nicht nur (stilistisch) beiläufig erzählt, es weist für mich auch keine beabsichtigte Konstruktion auf. Es ist ein Roman, „wie‘s Leben halt so spielt“. Nur lässt sich „das Leben“ in einem Roman halt nicht 1:1 abbilden. Ein bisserl Gestaltungswille sollte meiner Meinung nach schon dabei sein, und sei es nur, das Unwichtige auszusondern oder das, was sich „wirklich“ abgespielt hat, dramaturgisch zuzuspitzen.

Weil Marc Degens das nicht getan hat, wirkt das „kaputte Knie“ wie eine spontane Lagerfeuer-Erzählung unter Freunden. Von einem 40jährigen, nicht unbeachtet gebliebenen Autor hätte ich mir allerdings bedeutend mehr erwartet.

Von Werner Schuster
Infos:

Leseprobe [7]

Mehr über Marc Degens [8] bei Wikipedia.