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Ride, Christopher: Zeitriss

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Ride Zeitriss [5]


Inhalt:

Wenige Jahre in der Zukunft: Ein unerklärliches Phänomen verwandelt die USA über Nacht in ein Entwicklungsland. Der Forscher Wilson Dowling entdeckt die Ursache in alten Geschichtsbüchern, die offenbar plötzlich eine völlig neue Historie wiedergeben. Dort ist die Rede von einem Mann, der angeblich unsterblich ist und Kugeln mit der bloßen Hand fängt. Er verändert im Jahr 1898 den Lauf der Geschichte: Mit seinen Fähigkeiten führt er die Rebellen des chinesischen Boxeraufstandes zur Weltherrschaft. Wilson muss einen Weg finden, ihn aufzuhalten. Denn ansonsten wird es die Welt wie er sie kennt, nie gegeben haben. (Pressetext)

Kurzkritik:

Der Autor hat die chinesische Geschichte um 1900 gut recherchiert und gibt sie sehr bildhaft wieder. Die Handlung lebt und der Leser ist mittendrin. Obwohl die vielen Grausamkeiten und Gräuel inflationär eingesetzt werden (geköpft und vergewaltigt wird pausenlos), so entsprechen sie doch den Tatsachen. Immer wieder erwischt man sich bei dem Gedanken: Wie gut, dass ich heute lebe und nicht damals.

Die Parallelhandlung spielt im Jahr 2084 und ist leider das genaue Gegenteil in Sachen intelligenter Erzählung. Obwohl die Beschreibung der zukünftigen Technik für die Handlung überhaupt nicht notwendig ist, macht Christopher Ride den Fehler, sie (zumeist beiläufig) zu beschreiben. Dinge wie der „Mac Air“ oder Email dürften in 70+ Jahren bestenfalls so alltäglich sein, wie Spinnrad und Dampfmaschine heute.

Würde sich die Handlung lediglich auf das alte China beschränken, wäre das ein sensationelles Buch geworden.

Besprechung:

Spielt leider auch in der Zukunft

Was würde passieren, wenn jemand aus der Zukunft ins alte China zurückreist und den Lauf unserer Geschichtsbücher zu seinen Gunsten verändert? Spannende Frage!

Zunächst muss gesagt werden, dass der Autor die chinesische Geschichte um 1900 gut recherchiert hat und sehr bildhaft wiedergibt. Wer den Film „55 Tage in Peking“ mochte, der ist hier sehr gut aufgehoben. Auch wenn der Klappentext dummerweise nur (!) das Ende der Geschichte wiedergibt/verrät, hält das Buch (im chinesischen Erzählstrang) durchgehend die Spannung. In Punkto Kriegsführung (unterschiedliche Waffen, Pferde aber auch Beweggründe und Ehrgefühl) gibt der Autor einen sehr guten Überblick über die Strategien der damaligen Zeit.

Geköpft und vergewaltigt wird pausenlos

Die Handlung lebt und der Leser ist mittendrin. Obwohl die vielen Grausamkeiten und Gräuel inflationär eingesetzt werden (geköpft und vergewaltigt wird pausenlos), so entsprechen sie doch den Tatsachen. Immer wieder erwischt man sich bei dem Gedanken: Wie gut, dass ich heute lebe und nicht damals.

Email im Jahr 2084

Die Parallelhandlung spielt im Jahr 2084 und ist leider das genaue Gegenteil in Sachen intelligenter Erzählung. Obwohl die Beschreibung der zukünftigen Technik für die Handlung überhaupt nicht notwendig ist, macht Christopher Ride den Fehler, sie (zumeist beiläufig) zu beschreiben. Dinge wie der „Mac Air“ oder Email dürften in 70+ Jahren bestenfalls so alltäglich sein, wie Spinnrad und Dampfmaschine heute.

Fehlersuche

Auf der Suche nach Rechtschreibfehlern wird man schnell fündig, und (durch die Übersetzung?) haben sich zusätzlich Fehler eingeschlichen, die einen stolpern lassen: Aus 20 km Entfernung wird mit freiem Auge (!) erkannt, welche Gewehre die Reiter auf dem Rücken tragen. Drei Zeilen = Minuten später stehen besagte Reiter dann neben dem Protagonisten. Originell ist auch das „hydraulische Zusammenstürzen“ der geheimen Halle – was immer das im Original mal gewesen sein soll 🙂

Notgeile Protagonisten

Schließlich wäre noch die Anzahl notgeiler Protagonisten hervorzuheben, denen der Autor freundlicherweise die allerschärfsten Leckerschnitten der jeweiligen Epochen ins Bett legt 😉

Fazit: Würde sich die Handlung lediglich auf das alte China beschränken, wäre das ein sensationelles Buch geworden.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [6]
Infos:

Christopher Ride ist Geschäftsführer eines australischen IT-Unternehmens. Noch wichtiger als Bücher ist ihm seine Familie, mit der er in Melbourne lebt. Seine Romane schreibt Christopher Ride mit Vorliebe in seinem Haus am Strand. Dort hat er vom Schreibtisch aus einen malerischen Blick aufs Meer.