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Davies, Adam: Goodbye Lemon

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Davies Goodbye Lemon [5]


Inhalt:

Hätte Jack Tennants Familie einen Schlachtruf, es wäre gemeinsames jahrelanges Schweigen … über ein tragisches Familiengeheimnis. Aber jetzt droht Jacks neue Liebe Hahva, ihn zu verlassen, wenn er sie nicht einweiht. Und sein verhasster, seit einem Schlaganfall stummer und gelähmter Vater droht das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen; er ist der Einzige, der weiß, was damals wirklich geschehen ist. Jack muss handeln – und zwar schnell. Ein berührender, urkomischer und mit schwarzem Humor gespickter Roman über Trauer, Erinnern und Vergebung. (Pressetext)

Kurzkritik:

Davies demonstriert, wie sich ein (Familien-)Geheimnis zu etwas Monströsem entwickelt, das allen Beteiligten die Lebensfreude nimmt.

„Goodbye Lemon“ ist ein unangenehmes Buch, das sich leicht liest. Mir persönlich löst sich am Ende zu vieles zu einfach auf, aber das ist wohl Geschmacksache.

Besprechung:

Wenn Geheimnisse zu Monstern werden

Ich vermag nur bedingt zu sagen, wie dieses Buch auf junge Erwachsene wirken könnte, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich auch andere ältere Menschen mit „Goodbye Lemon“ an die Konflikte mit ihren Eltern in der Früh- oder Spätpubertät erinnern werden.

Wobei ich denke, dass es vor allem junge Männer sein werden, die mit ihren Vätern gerade das alte „Ich verachte dich – ich liebe dich“-Lied singen. Denn die weiblichen Figuren sind in Davies Roman eher Stichwortgeber und nicht so detailreich dargestellt wie die männlichen.

Mutters Reinlichkeitsfimmel

Der gut dreißigjährige Jack erfährt, dass sein Vater einen Schlaganfall hatte. Er mag ihn nicht besuchen, weil er ihm die Schuld an seinem beruflichen Versagen gibt, doch seine Freundin Hahwa kann ihn schließlich überreden.

Da liegt nun die einst (über-)mächtige Figur gelähmt und stumm im Haus-Krankenbett. Eine Pflegerin wurde engagiert, und anfangs kümmert sich ohnedies niemand von der Familie um den Soldaten im Ruhestand. Nunja, die Mutter überwindet sich und ihren Reinlichkeitsfimmel und wischt ihrem Mann den Sabber ab.

„Er hat meine Zukunft zerstört“

Jack jedenfalls hält seinen Vater für den Mörder seines Bruders, der im Alter von sechs Jahren ertrunken ist. In Jacks Erinnerung war sein Vater zu betrunken, um ihn zu retten. Er glaubt, dass sein anderer Bruder Pressman deswegen zum Alkoholiker wurde.

Außerdem kann er seinem Vater nicht verzeihen, dass er ihm – einem angehenden Pianisten – absichtlich einen Finger gebrochen hat.

Humorvoll, grotesk

Hahwa weiß nichts von diesem Familiengeheimnis. Sie hält Jack vor, dass er sich vor ihr verschließt, und reist schließlich frustriert ab. Jack beginnt (wieder) zu trinken.

Und es kommt alles immer noch schlimmer. – Davies demonstriert, wie sich ein (Familien-)Geheimnis zu etwas Monströsem entwickelt, das allen Beteiligten die Lebensfreude nimmt. Er tut dies auf humorvolle, teilweise schon groteske Art und Weise.

Leichte unangenehme Lektüre

„Goodbye Lemon“ ist ein unangenehmes Buch, das sich leicht liest. Mir persönlich löst sich am Ende zu vieles zu einfach auf, aber das ist wohl Geschmacksache.

Von Werner Schuster
Infos:

Mehr über Adam Davies [6] bei Wikipedia.