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Eichborn-Insolvenz

Kurz, nachdem Eichborn ein tolles Herbstprogramm vorgestellt hat (siehe hier [1]), wurde vom Vorstand der Eichborn AG am 16. Juni 2011 beim Amtsgericht – Insolvenzgericht, Frankfurt am Main Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt.

Der Schritt war notwendig geworden, da die Gesellschaft die erforderliche Sanierung nicht aus eigener Kraft finanzieren kann und Versuche, eine Finanzierung von außen zu erlangen, nicht erfolgreich waren. Alles weitere liegt jetzt in den Händen des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Umzug nach Berlin geplatzt

Mitte der Woche war bekanntgeworden, dass der für den 1. Juli geplante Umzug des Frankfurter Verlags nach Berlin geplatzt war. Das 1981 von Vito von Eichborn gegründete Haus war mit dem Berliner Aufbau-Verlag zunächst eine Vertriebskooperation eingegangen, Anfang 2011 hatten beide Häuser eine Fusion in Berlin verkündetet.

Allen achtundvierzig Eichborn-MitarbeiternInnen war aufgrund der Fusion mit Aufbau und des Weggangs nach Berlin gekündigt worden; dreizehn davon mit Änderungskündigungen, weil man sie mit ins neue Aufbau-Haus am Berliner Moritzplatz nehmen wollte.

Der Insolvenzverwalter sagte in einer ersten MitarbeiterInnenversammlung zu, den Geschäftsbetrieb mit dem Ziel einer übertragenden Sanierung aufrecht zu erhalten. Vorstand, Betriebsrat und MitarbeiterInnen werden den Insolvenzverwalter unterstützen, da sie nach wie vor davon überzeugt sind, dass der Verlag nach erfolgter Sanierung gute Chancen auf dem Markt hat.

Der Verlag mit der Fliege

Der „Verlag mit der Fliege“ wurde 1980 von Vito von Eichborn und Matthias Kierzek in Frankfurt am Main gegründet. Im Jahr 1989 erwarb das Haus die von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene Buchreihe „Die Andere Bibliothek“. Im Jahr 1992 baute der Verlag seine Cartoon-Reihe aus – zu den erfolgreichsten Titel gehörten Walter Moers‘ „Das kleine Arschloch“ und „Käpt‘n Blaubär“. Auch Sven Regeners Trilogie „Herr Lehmann“, „Neue Vahr Süd“ und „Der kleine Bruder“ erschienen bei Eichborn.

Seit mehreren Jahren steckt Eichborn in finanziellen Schwierigkeiten. Im ersten Halbjahr 2010 wies er bei einem Umsatz von fünf Millionen Euro einen Bilanzverlust von knapp 2,5 Millionen Euro aus. Nach der Insolvenzmeldung brach die Aktie des Verlages um 30 Prozent ein.