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Bowley, Graham: Kein Weg zurück

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Bowley Kein Weg zurueck [5]


Inhalt:

Der K2 ist der zweithöchste Achttausender, doch ungleich gefährlicher und anspruchsvoller als der Everest. Im August 2008 machten sich 30 Bergsteiger unterschiedlichster Nationalitäten in verschiedenen Teams an die Besteigung. 18 Bergsteiger erreichten den Gipfel. Im Abstieg dann kam es durch Eisschlag zur Katastrophe, als mehrere Bergsteiger sowie die Seilversicherungen in die Tiefe gerissen wurden und die übrigen Expeditionsteilnehmer zum ungesicherten Abstieg gezwungen waren. Am Ende des viertägigen Kampfes hatte der K2 elf Menschenleben gefordert – eine der schwersten Bergtragödien überhaupt. Minutiös rekonstruiert der Autor den Ablauf der Expedition, Hoffnungen und Träume der Alpinisten, und was letztlich zum Drama am K2 führte. (Pressetext)

Kurzkritik:

Das muss man einmal zusammenbringen, dachte ich mir während der Lektüre immer wieder, so einen Stoff derart farblos, tranig und an den falschen Stellen detailverliebt zu erzählen. Es war, als hätte man mich mit den wildesten Versprechungen in ein tolles Restaurant gelockt, um mir dann ein sehr gewöhnliches Menü vorzusetzen.

Besprechung:

Farblos und tranig

Ja, ich hab es wieder getan. Obwohl ich es besser hätte wissen müssen. Ich habe abermals ein Buch über eine Bergsteigertragödie gelesen.

Der Inhalt ist schnell erzählt: In den Tagen um den ersten August 2008 müssen 11 Bergsteiger bei einer Expedition auf den K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, ihr Leben lassen.

Der Vergleich macht sie sicher

Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Der Klappentext verspricht die außergewöhnliche Schilderung einer außergewöhnlichen Tragödie, man erwartet sich tiefe Einsichten in die Seelen von Extrembergsteigern, spannend erzählte Tatsachenberichte, gut recherchierte Hintergründe, schlicht: ein gutes Buch.

Dass mich aber gerade dieses Buch so sehr gelangweilt hat, liegt wahrscheinlich nur am Rande daran, dass ich schon so viele ähnlichen Inhalts gelesen habe. Nun, vielleicht liegt es daran, dass ich schon so viele bessere ähnlichen Inhalts gelesen habe.

Tolles Restaurant – gewöhnliches Menü

Das muss man einmal zusammenbringen, dachte ich mir während der Lektüre immer wieder, so einen Stoff derart farblos, tranig und an den falschen Stellen detailverliebt zu erzählen. Es war, als hätte man mich mit den wildesten Versprechungen in ein tolles Restaurant gelockt, um mir dann ein sehr gewöhnliches Menü vorzusetzen.

Doch vielleicht tue ich Bowley auch unrecht, und ich bin tatsächlich übersättigt an Tragödien, die in den Bergen spielen – und das ließe mich dann wiederum nachdenklich werden, handelt es sich doch dabei überwiegend um sehr leidvolle menschliche Erfahrungen, die Invalidität und Tod nach sich ziehen können. Das hat mich aber nie kalt gelassen, und es hat mich auch nicht nach „stärkeren“ Reizen verlangt.

Prophetisch

In einer anderen Buchbesprechung auf den Eselsohren über die Schreckensreisen Martha Gellhorns (sehe hier [6]) habe ich bewundert, dass Gellhorn einen verregneten Nachmittag mit Buch im Bett spannender schildern kann als so manch ein Autor diverse Bergtragödien – das hat sich für mich bei diesem Buch mehr als bewahrheitet.

Ich glaube, es wird ein wenig Zeit vergehen, bevor ich rückfällig werde.

Von Eva Schuster
Infos:

Graham Bowley, 1968 in England geboren, arbeitete nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Oxford und Bristol für den »International Herald Tribune« in Brüssel und für die »Financial Times« u.a. in Frankfurt, Paris und Moskau. Er spricht Russisch, Französisch und fließend Deutsch. Heute ist er Reporter für die »New York Times« und lebt mit seiner Familie in Manhattan.