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KrimiZeit-Bestenliste April

Die KrimiZeit-Bestenliste wird jeweils am ersten Donnerstag des Monats gleichzeitig in den Literatursendungen des NordwestRadios, bei ARTE im Internet [1] und in der Wochenzeitung DIE ZEIT vorgestellt.

Die zehn besten Krimis im April

1 (neu) Peter Temple: Wahrheit (C. Bertelsmann)
Melbourne, Victoria. Nackte Tote in gläserner Wanne. Drei Räuber gefoltert. Vaters Haus vom Waldbrand bedroht. Wahlkampf in Victoria. Tochter auf Droge. Stephen Villani, Leiter der Mordkommission, ist klug, kein mutiger Mann, aber tapfer im Sturm des Jetzt. Ausgezeichnet: bester australischer Roman 2010. (Bei Amazon [2])

2 (neu) Friedrich Ani: Süden (Droemer)
München. Nach sieben Jahren Exil in Köln kehrt Tabor Süden zurück. Sein verschwundener Vater war am Telefon. Ex-Kommissar und Neu-Detektiv Süden sucht wie nie zuvor: nach dem verschollenen Vater, nach Mundl, dem vermissten Kneipier. Südens Comeback zu den Verlorenen. Einzig, großartig. (Bei Amazon [3])

3 (3) Daniel Woodrell: Winters Knochen (Liebeskind)
Tief in den Ozarks: Jessup, bester Meth-Koch im Tal, ist verschwunden, sein Haus für die Kaution verpfändet. Die sechzehnjährige Ree muss des Vaters Tod beweisen, sonst landet sie mit Mutter und kleinen Brüdern auf der Straße. Ree steht’s durch, härter als alle. Country Noir, original vom Erfinder. (bei A. [4])

4 (neu) Linus Reichlin: Er (Galiani)
Berlin/Isle of Lewis. Eifersucht ist Tod auf Raten, Affektmordmotiv. Operative Fallanalyse geschwächten Mannestums. Ex-Inspecteur Hannes Jensen traut der neuen Zufallsliebsten nicht und ermittelt wegen Betrugsverdacht. Schäfer Angus flieht die Schmach. Zwei Mal Er – dazwischen Lea, unnahbar autonom. (bei A. [5])

5 (1) Elmore Leonard: Road Dogs (Eichborn)
Miami/Los Angeles: Im Knast von Miami waren Bankräuber Foley (George Clooney in Out of Sight) und Dealer Cundo Rey Kumpel: Road Dogs. Draußen in Los Angeles wird die Freundschaft getestet. Von den Umständen. Und von Cundos Frau. Wer überlebt? Der am schnellsten redet und denkt. Super. (Bei Amazon [6])

6 (7) Heinrich Steinfest: Wo die Löwen weinen (Theiss)
Stuttgart 2010: Oben – unten. Nur ein deus ex machina kann helfen. Steinfest lässt gleich drei auftreten: unterirdisch, überirdisch und mit Scharfschützengewehr. „Dichter denken, was wir uns selbst nicht zu denken trauen“. Krimi als präziser Traum zu Stuttgart 21: poetischer Spiegel, Realitätsdurchleuchtung, doll. (bei A. [7])

7 (5) Richard Stark: Sein letzter Trumpf (Zsolnay)
Albany/Hudson River: Ein Casinoschiff wird kommen. Parker und Kollegen rauben den Weekendgewinn, weggeschafft in der Closchüssel eines Rollstuhls. Rauben ist schwer, die Beute sichern schwerer. Parker und Co. sind nicht allein, gierige Idioten mischen mit. Und Parker hat einen Fehler gemacht. Sehr kühl. (bei A. [8])

8 (neu) Arne Dahl: Opferzahl (Piper)
Stockholm/Berlin 2005. Im Sommer der Anschläge wird auch in Schweden gebombt. Terrorismus, missglückter joke? Die Ermittlungskünstler des A-Teams dröseln an zig Fäden, tasten im Nirgendwo ihrer Vorurteile, Hypothesen. Hommage an Ed McBain: Im police procedural entblättert sich Systemzerfall. Hoch riskant. (bei A. [9])

9 (neu) Didier Decoin: Der Tod der Kitty Genovese (Arche)
Queens, New York 1964. Rekonstruktion eines berühmten Verbrechens: 35 Minuten währt der mörderische Überfall auf Kitty. 38 Nachbarn waren Zeugen, ohne einzugreifen – erstmals der » Bystander – Effekt«. Präzise und delikat erzählt Decoin zurück zum lebendigen Ursprung dieses Begriffs. True & crime. (bei A. [10])

10 (neu) Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten (List)
Pullach/Berlin/Malmö/Sassnitz. Im Stasi-Waisenhaus auf Rügen werden 1985 zwei Mädchen vertauscht, Knoten deutsch-deutsch-amerikanisch-russischer Geheimoperationen. Retrospektiv aufgedeckt von einer Spezialistin für Todesfolgenbeseitigung. Jüngste deutsche Geschichte bravourös kolportiert. (bei A. [11])

Über die Jury und die Entscheidungsfindung

Die Jury der KrimiBestenliste besteht aus 17 KritikerInnen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Kriminalliteratur berichten. Einmal im Monat benennt jedes Mitglied vier aktuelle Kriminalromane und bewertet sie mit 7, 5, 3 oder 1 Punkten. Neben der Gesamtpunktzahl pro Titel wird berücksichtigt, wie viele Kritiker in einer Abstimmungsrunde für dasselbe Buch votiert haben. Jede/r Kritiker/in darf insgesamt drei mal für das gleiche Buch stimmen. Voten für Bücher, an deren Produktion oder kommerzieller Verbreitung die KritikerInnen beteiligt ist, sind ausgeschlossen. Zwischen Kriminalromanen in der Originalsprache Deutsch und Übersetzungen wird kein Unterschied gemacht.