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Coben, Harlan: In seinen Händen

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Harlan In seinen Händen [5]


Inhalt:

Die 17-jährige Haley führt ein idyllisches Vorstadtleben – bis sie spurlos verschwindet. Derweil feiert die Reporterin Wendy Tynes mit ihrer Show Quotenerfolge: Vor laufender Kamera stellt sie mutmaßlichen Sexualverbrechern eine Falle. Doch manchmal liegen die Dinge nicht so einfach, wie es scheint … (Pressetext)

Kurzkritik:

Das Verwirrspiel, das Harlan Coben in seinem neuen Thriller betreibt, ist einerseits großartig. Andererseits verleiht es dem Buch auch eine gewisse Künstlichkeit.

Während sich alle erdenklichen Fährten als falsch herausstellen, lernen wir eine amerikanische Vorstadt und ihre BewohnerInnen am Beginn des 21. Jahrhunderts kennen (in dieser Hinsicht ist „In seinen Händen“ auch als Zeitroman zu werten): Anwälte, Polizisten, JournalistInnen, SchülerInnen und ihre Eltern, arbeitslos gewordene Vertreter der Dotcom-Blase und ihre Ehefrauen. Internet samt Facebook spielt eine Rolle, und Themen des Romans sind außer sexueller Missbrauch der Umgang mit Schicksalsschlägen – und mit Alkohol.

Besprechung:

Mehr rationales Vergnügen denn Gänsehaut

Das Verwirrspiel, das Harlan Coben in seinem neuen Thriller betreibt, ist einerseits großartig. Andererseits verleiht es „In seinen Händen“ auch eine gewisse Künstlichkeit.

„Ich wusste, wenn ich die rote Tür öffnete, würde das mein Leben zerstören“, schreibt der Jugendbetreuer Dan Mercer im Prolog. Er hat einen Hilferuf von einem Mädchen erhalten. Man erwartet, dass er von ihrem Entführer angefallen wird, doch der Hilferuf war eine Falle: Die Fernseh-Reporterin Wendy Tynes entlarvt ihn vor laufender Kamera als Pädophilen. – Parallel dazu entdeckt Marcia McWaid, dass ihre Tochter verschwunden ist. Drei Monate lang gibt es keine Nachricht von ihr oder über sie.

Alle erdenklichen Fährten

Im ersten Teil des Buches wird dann gegen Mercer keine Anklage erhoben und die Reporterin verliert vorübergehend ihren Job. Die ihren Sohn Charlie allein erziehende Wendy stellt sich alsbald als Hauptfigur heraus – und kommt nach und nach den Geheimnissen von Dan Mercer, Marcia McWaid und einer amerikanischen Vorstadt auf die Spur.

Während sich alle erdenklichen Fährten als falsch herausstellen, lernen wir diese Vorstadt und ihre BewohnerInnen am Beginn des 21. Jahrhunderts kennen (in dieser Hinsicht ist „In seinen Händen“ auch als Zeitroman zu werten): Anwälte, Polizisten, JournalistInnen, SchülerInnen und ihre Eltern, arbeitslos gewordene Vertreter der Dotcom-Blase und ihre Ehefrauen. Internet samt Facebook spielt eine Rolle, und Themen des Romans sind außer sexueller Missbrauch der Umgang mit Schicksalsschlägen – und mit Alkohol.

Ein rationales Vergnügen

Geschrieben ist der Thriller dicht und packend, wenn auch einige Passagen etwas geschludert wirken – oder leicht verwirrend, weil die Erzählperspektive unmotiviert gewechselt wird. Durch das Verwirrspiel stellt sich jedenfalls mehr rationales Vergnügen denn Gänsehaut ein. Vor allem am Schluss, als die endlich aufgeklärten Verbrechen doch wieder nur scheinbar aufgeklärt worden sind.

Von Werner Schuster
Infos:

Leseprobe [6]

Harlan Coben wurde 1962 in New Jersey geboren. Nachdem er zunächst Politikwissenschaft studiert hatte, arbeitete er später in der Tourismusbranche, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er hat bislang elf Thriller geschrieben, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Harlan Coben wurde als erster Autor mit den drei wichtigsten amerikanischen Krimipreisen ausgezeichnet, dem „Edgar Award“, dem „Shamus Award“ und dem „Anthony Award“.

Mehr über Harlan Coben [7] bei Wikipedia.