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Bröckers, Mathias: Die Drogenlüge

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

1909 brachte eine internationale Opiumkommission das erste Globalisierungsgesetz auf den Weg, das Verbot von Drogen. Ein Jahrhundert später ist dieses Verbot nicht nur sozial- und gesundheitspolitisch gescheitert, sondern unterminiert durch seine Nebenwirkungen die Rechtsordnung und Gesellschaft in vielen Regionen der Welt: Drogengeld ist die Hauptfinanzquelle des internationalen Terrorismus und der organisierten Kriminalität. Die Kosten des Verbots übertreffen bei weitem die gesellschaftlichen Schäden des Drogenkonsums. Nur ein Ende der Prohibition und die konsequente Legalisierung aller Drogen kann diese Spirale von Schwarzgeld, Gewalt und Terror stoppen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Nicht missverstehen, Brüder und Schwestern, einiges an diesem Buch ist wissenswert, anderes wäre diskussionswürdig, wenn es ernst zu nehmender dargebracht würde.

Diese krude Mischung aus Tatsachenbehauptungen, Weltverschwörungstheorien und Alltagsmystik löst vielleicht nicht nur bei mir eine Abwehrhaltung in Form von Kopfschütteln aus.

Besprechung:

Drogen sind gut, ihr Verbot ist schlecht

Es gibt Kopfkissen- und Kopfschüttelbücher. „Die Drogenlüge“ gehört zu Letzteren. Obwohl das Buch vielversprechend anfängt. Mit der Einleitung und dem ersten Kapitel scheint sich Mathias Bröckers richtig Mühe gegeben zu haben, auch sprachlich. Nur dass Bröckers mit dem Drogenverbot die Wurzel allen Übels entdeckt haben möchte, hat mich ein wenig stutzig gemacht. Monothematischen Welt-Erklärungen kann ich nie so recht trauen.

Wie die Welt besser wird

Der Autor führt uns launig in die Geschichte der Prohibition und der illegalen Außenpolitik – natürlich mittels Drogen – ein und er klärt uns über die gefährliche Kombination von Drogenhandel und Börse auf (in etwa: Drogengeld kauft Politik). Conclusio: ohne Drogenverbot wäre alles viel besser.

Vom Kennedy-Mord bis zu 9/11 – alles aufgeklärt!

Das mag man nun glauben oder nicht – spätestens, nachdem man das unsäglich verschwörungstheoretische Kapitel eines angeblichen amerikanischen Investigativjournalisten gelesen hat, werden einem erste Zweifel kommen. (Darin wird von Kennedy-Mord bis zu 9/11 aber auch wirklich alles ein für alle Mal „aufgedeckt“; natürlich steckt der illegale Drogenhandel dahinter und alles nimmt seinen Anfang und sein Ende im kleinen Venice in Florida.)

Super bewusstseinserweiternd

Hat dieses jenseitige Kapitel wenigstens noch mit dem Thema des Buches zu tun („Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden“), so sind die restlichen knapp 100 Seiten dann glatte Themenverfehlung (und auch nicht mehr so ambitioniert geschrieben wie die ersten 70). Denn da geht‘s fast nur mehr darum, dass jede/r endlich einsehen müsste, dass Drogen eigentlich super bewusstseinserweiternd sind, es immer schon waren und immer sein werden. (Das erste Drogendelikt war klarerweise Evas Apfel-Verführung im Paradies und die ersten Personal Computer wurden logischerweise auf Tripp erfunden!)

Brothers and sisters

Nicht missverstehen, Brüder und Schwestern, einiges an diesem Buch ist wissenswert, anderes wäre diskussionswürdig, wenn es ernst zu nehmender dargebracht würde.

Doch diese krude Mischung aus Tatsachenbehauptungen, Weltverschwörungstheorien und Alltagsmystik (etwa im Kapitel „Das Ende des Schamanismus“) löst vielleicht nicht nur bei mir eine Abwehrhaltung in Form von Kopfschütteln aus.

Von Werner Schuster
Infos:

Mathias Bröckers war Redakteur der taz, Kolumnist der ZEIT und der WOCHE und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Seine Werke „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ (1993) und „Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.“ (2002) wurden internationale Bestseller.

Mehr über Mathias Bröckers [5] bei Wikipedia.