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Fiedler, Teja: Die Zeit ist aus den Fugen

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

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Inhalt:

Von den späten Jahren der Donaumonarchie bis in die bundesdeutsche Nachkriegszeit: Der renommierte Journalist Teja Fiedler erzählt die Geschichte seines Vaters, des k.u.k. Oberleutnants, tschechoslowakischen Notars und Heimatvertriebenen Alois Fiedler. Die große Erzählung eines menschlichen Schicksals, in dem sich wie in einem Brennglas die Erfahrung einer ganzen Generation spiegelt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Teja Fiedler schreibt, als wäre er immer und überall dabei gewesen, nicht: so könnte es gewesen sein, sondern: so war es. Dadurch wirkt „Die Zeit ist aus den Fugen“ eher wie ein Roman denn wie eine Biografie oder – da wir es ja mit einem gestandenen Journalisten zu tun haben – wie ein Tatsachenroman.

Doch es ist (wenn man sich jetzt kein Sachbuch über die Sudetendeutschen erwartet), ein schön geschriebener Tatsachenroman. Man lernt ein Land und seine Bevölkerung kennen und besser verstehen und nimmt an einem persönlichen Schicksal teil, das für viele andere steht.

Mir persönlich ist Alois Fiedler ans Herz gewachsen und ich habe befürchtet, dass sein Leben so war, wie es uns sein Sohn geschildert hat.

Besprechung:

So war es. War es so?

Ich habe diesem Buch lange Zeit Unrecht getan (bis etwa Seite 176 von 320). Was will mir Herr Fiedler denn da erzählen?, habe ich gedacht und: Geht es nun um die Sudentendeutschen oder um Fiedlers Vater?

Es geht um beide. Aber Teja Fiedler wollte nicht (kam ich – spät, aber doch – dahinter) noch ein Sachbuch über das Schicksal der Sudentendeutschen schreiben, sondern ein Porträt seines Vaters, in welchem sich die Geschichte von dessen ehemaliger Heimat spiegelt.

Heimatvertriebener

Der Inhalt: „Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs beginnt die Geschichte des Alois Fiedler, die sein Sohn, der stern-Autor Teja Fiedler, einfühlsam und aus nächster Nähe erzählt: Der Bauernsohn und k.u.k.-Oberleutnant steigt nach dem Krieg in Böhmen zum angesehenen Notar auf. Hitler holt die Sudetendeutschen ,heim ins Reich‘, im Zweiten Weltkrieg bangt Alois um seine älteren Söhne in Russland. Beim Zusammenbruch des ,Dritten Reiches‘ rettet ihn die Rote Armee vor tschechischen Partisanen, dann wird er als Landesverräter inhaftiert und schließlich mit seiner Familie aus der Heimat vertrieben. Im niederbayerischen Plattling versucht der mittellose Flüchtling einen schwierigen Neuanfang.“

Könnte es so gewesen sein?

Meine Mutter, welche dieses Buch vor mir las, hat angemerkt, dass Teja Fiedler allzu gut Bescheid weiß über seine Familie. Es stimmt schon: Teja Fiedler schreibt, als wäre er immer und überall dabei gewesen, nicht: so könnte es gewesen sein, sondern: so war es.

Dadurch wirkt „Die Zeit ist aus den Fugen“ eher wie ein Roman denn wie eine Biografie oder – da wir es ja mit einem gestandenen Journalisten zu tun haben – wie ein Tatsachenroman.

Tatsachenroman

Doch es ist (wenn man sich jetzt kein Sachbuch über die Sudetendeutschen erwartet), ein schön geschriebener Tatsachenroman. Man lernt ein Land und seine Bevölkerung kennen und besser verstehen und nimmt an einem persönlichen Schicksal teil, das für viele andere steht.

Mir persönlich ist Alois Fiedler ans Herz gewachsen und ich habe befürchtet, dass sein Leben so war, wie es uns sein Sohn geschildert hat.

Von Werner Schuster
Infos:

Mehr über die Sudetendeutschen [6] bei Wikipedia.

Teja Fiedler, 1943 in Dauba (Tschechien) geboren, berichtete als Korrespondent für den »Stern« aus Rom, Washington, New York und zuletzt aus Mumbai. Zu den erfolgreichen Buchpublikationen gehören »Die Geschichte der Deutschen«, die »Gebrauchsanweisung für Niederbayern« und »Heydrich. Das Gesicht des Bösen« (als Koautor). Für den »Stern« verfasste er zahlreiche Serien, u. a. »Mohammeds zornige Erben« und »Abenteuer Menschheit«. Teja Fiedler lebt mit seiner Frau in Hamburg.