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Klaaßen, Lars: Kauf dir einen Luxusschlitten!

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

Lass dich auf keinen Fall scheiden, kauf dir einen Luxusschlitten, greif im Winter zu Obst aus Übersee. – Es sind die einfachen Dinge, die den Unterschied machen. Sie tun nicht weh und können doch die Welt verändern: Mit Siebenmeilenstiefeln durchquert Lars Klaaßen unsere postmoderne Lebenswelt und schärft mit anschaulichen Vergleichen, eindrücklichen Bildern und leicht verdaulichen Erklärungen unser Verständnis der aktuellen Klimalage. Zu jedem Ökothema gibt es Ökotipps, die jeder sofort umsetzen kann. (Pressetext)

Kurzkritik:

Und es ist doch tatsächlich angenehm zu lesen! – Auch wenn man dabei an seine vielen kleinen und großen, ganz normalen Umweltsünden erinnert wird. Allerdings mahnt der Autor selbst zur Vorsicht: „Ein ökologisch ausgerichteter Lebensstil kann den Charakter verderben, indem sich Besserwisserei mit dem Gefühl moralischer Überlegenheit koppelt.“

Besprechung:

Die ökologische Badewanne

Es ist natürlich verantwortungslos und kontraproduktiv, dass ich dieses Buch in der Badewanne gelesen habe, auch wenn Lars Klaaßen in seinem Buch nicht eigens erwähnt, dass man doch bitte duschen sollte, weil das weniger Wasser verbraucht.

Und was wäre, wenn der Autor um unseren alten Boiler wüsste und dass wir in einem nur teilweise isolierten Altbau mit Gaskovektoren und schlecht abgedichteten Fenstern wohnen? – Ich denke, es würde ihm nicht einfallen, sich groß zu empören. Sonst hätte Klaaßen sein Buch nicht „Kauf dir einen Luxusschlitten!“ genannt, sonst hätte er es anders geschrieben.

Moralische Überlegenheit

Und es ist doch tatsächlich angenehm zu lesen! – Auch wenn man dabei an seine vielen kleinen und großen, ganz normalen Umweltsünden erinnert wird. Allerdings mahnt der Autor selbst zur Vorsicht: „Ein ökologisch ausgerichteter Lebensstil kann den Charakter verderben, indem sich Besserwisserei mit dem Gefühl moralischer Überlegenheit koppelt.“

Gute Vorsätze

Genau das trifft auf Klaaßen nicht zu. Im Gegenteil: Zu einem Großteil weiß man ohnedies, was er launig und informativ über Verkehr, Haushalt, Büro, Wohnen, Heizen schreibt, aber oftmals ist es bei guten Vorsätzen geblieben, ökologischer zu leben.

Leerlaufverluste

Und da wir uns ja im Moment vor einem Computer versammelt haben, möchte ich seine diesbezüglichen Tipps gerne weitergeben. So belaufen sich die Leerlaufverluste bei Monitor, Rechner, Drucker usw. auf etwa zehn Prozent des Haushaltsstromverbrauchs (Geräte kann man auch ausschalten!). Notebooks verbrauchen rund 70 Prozent weniger Strom als vergleichbare Desktop-PCs (verdammt!). Eine (!) Google-Anfrage verbraucht im Schnitt so viel Strom wie eine Energiesparlampe in einer Stunde (v.a. auf den Servern, die weltweit Informationen bereithalten). Und by the way: „Das externe Netzteil von Mobiltelefonen solltest du nach dem Laden immer aus der Steckdose ziehen. Denn es zieht weiter Strom, auch wenn das Handy gar nicht mehr dranhängt.“

Nachhaltig

Inwieweit Klaaßen seine Tipps selbst alle berücksichtigt, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei seinem Buch haben vom Manuskript bis zum Versand die Beteiligten allerdings möglichst nachhaltig und umweltschonend gearbeitet. Es wurde zum Beispiel Ökostrom verwendet, beim Druck kamen keine flüchtigen organischen Verbindungen zum Einsatz und verpackt wurde der Luxusschlitten in Wellpappkartons.

Von Werner Schuster

P.S.: Der Luxusschlitten ist übrigens ein Tesla S. Das elektrische Serienauto wiegt 1,7 Tonnen, wobei der Akku 540 Kilo hat. Von 0 auf 100 in 6 Sekunden, Spitzengeschwindigkeit 190 km/h, Reichweite 480 Kilometer, Akku-Ladezeit 45 Minuten. Kosten: 57.000 US-Dollar.
Infos:

Lars Klaaßen, 1969 in Köln geboren und aufgewachsen, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitet seit rund 20 Jahren als freier Journalist u. a. für die taz, den Tagesspiegel und die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt über ökologische Themen, über Stadtentwicklung, Kulinarik und Bildung. An seiner Wahlheimat Berlin gefällt dem überzeugten Städter nicht zuletzt, dass sie so grün ist.