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Manotti, Dominique: Letzte Schicht

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

Nach einem beinahe tödlichen Zwischenfall in einer Lothringer Elektronikfabrik rebellieren die Arbeiter. Plötzlich steht das Werk in Flammen: Unfall oder Brandstiftung? Höheren Orts wird eine andere Schlacht geschlagen: Im Kampf um die Privatisierung eines Elektronikkonzerns gehen die rivalisierenden Firmen buchstäblich über Leichen. Erpressung, Manipulation, Mord – die Gegner in diesem Mega-Monopoly schrecken vor nichts zurück. (Pressetext)

Kurzkritik:

In knappen Sätzen beschreibt Manotti die Hilflosigkeit der ArbeiterInnen – Spielbälle großer, krimineller Machenschaften –, gekaufte PolizistInnen, gekaufte PolitikerInnen und eine grundsätzliche Korruption in der Wirtschaft, die sich nach den Möglichkeiten steigert.

Ein Buch, das wütend und traurig macht, weil seine Handlung nur allzu wahrscheinlich ist – und auf wahren Begebenheiten beruht: Menotti verwendet sogar die richtigen Namen der involvierten Konzerne.

Besprechung:

Grundsätzlich korrupt

Es fängt eher harmlos an: Ein Unfall am Fließband einer Röhrenfabrik in Lothringen führt zu einem kleinen Streik, in dem es auch darum geht, dass die Firma die Prämien an ihre MitarbeiterInnen nicht auszahlen kann. Doch nicht nur der Streik eskaliert. Nach und nach enthüllt Manotti, dass diese Firma absichtlich schlechte Ware produziert, um diese in Polen zu verkaufen, wohin dadurch EU-Fördergelder verschoben werden.

Damit nicht genug, befinden wir uns alsbald in einem veritablen Wirtschaftskrimi. Es geht um die Privatisierung eines Elektronik- und Rüstungskonzerns. Überraschend erhält der kleinere Bewerber den Zuschlag, der Konkurrent holt zum Gegenschlag aus und sammelt belastendes Material über den Mitbewerber.

Zeugen beseitigen

Der Punkt ist: Niemand in diesem Drama ist unschuldig, am ehesten noch die ArbeiterInnen und ihre unmittelbaren Vorgesetzten. Doch die Führungsetage hat nicht nur viel zu verbergen, der Chef bedient sich eines „Mafiosi“, der ihm Zeugen aus dem Weg räumt. Doch dieser Chef ist nur ein kleines Rädchen in einem korrupten Netzwerk. Und die Gegenseite arbeitet auch nicht legal.

Nur einer hat Moral, Gewissen und Anstand

In knappen Sätzen beschreibt Manotti die Hilflosigkeit der ArbeiterInnen – Spielbälle großer, krimineller Machenschaften –, gekaufte PolizistInnen, gekaufte PolitikerInnen und eine grundsätzliche Korruption in der Wirtschaft, die sich nach den Möglichkeiten steigert. Verbindungsglied zwischen diesen Welten ist ein privater Ermittler Marke „einsamer Wolf“ und „Raue Schale – weicher Kern“, eine der wenigen Figuren, die in diesem Gefüge Moral, Gewissen und Anstand haben.

Tompson, Matra-Daewo und Alcatel

Ein Buch, das wütend und traurig macht, weil seine Handlung nur allzu wahrscheinlich ist – und auf wahren Begebenheiten beruht: Menotti verwendet sogar die richtigen Namen der involvierten Konzerne.

Von Werner Schuster
Infos:

Dominique Manotti, 1942 geboren, kam erst mit fünfzig Jahren zum Schreiben und veröffentlichte seither sieben Romane. Ihre Bezugspunkte sind der amerikanische Schriftsteller James Ellroy, die neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte und die 68er-Bewegung. Die Historikerin lehrte an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, war Gewerkschafterin in der CFDT aktiv und leitete als Generalsekretärin deren Pariser Sektion. – Mehr über Dominique Manotti [5] bei Wikipedia.

Hintergrund-Fakten zu „Letzte Schicht“ bei www.welt.de [6] und www.monde-diplomatique.de [7].