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Liebes Eselsohr!

Liebe LeserInnen,

Eselsohren-Freund Marius E. hat mir via Facebook einige interessante Fragen gestellt. Auf die ersten habe ich gleich geantwortet, über eine musste ich ein bisschen nachdenken.

– Wie viele Bücher liest du eigentlich pro Woche?
kommt drauf an, mindestens zwei, eher mehr
– Ist das noch “normales” Lesen? (Wegen Notizen und so)
ja, außer wenns eine pflichtübung wird (notizen mache ich mir meistens erst nach dem lesen)
– Macht dir “privates” Lesen überhaupt noch Spaß?
ich würde sowieso lesen
– Verwechselst du manchmal verschiedene Bücher?
ist mir noch nicht passiert
– Wonach stellst du deine Leseliste zusammen?
gute frage – antwort folgt – muss nachdenken

Habe nachgedacht:

In der schrecklichen Zeit, als es noch keine Eselsohren gab, habe ich mich am liebsten in Buchhandlungen aufgehalten und herumgestöbert. (Eine feine Leseförderung hat jene ältere Dame betrieben, die mir, als ich ca. 13 war, ein paar Schilling schenkte, weil ich für die ausgewählten fünf oder mehr Bücher zu wenig Geld einstecken hatte.)

Und dann habe ich mir – ganz ohne Amazon – von LieblingsautorInnen oder -büchern quasi andere AutorInnen und Bücher empfehlen lassen (– wenn zum Beispiel in einer Biografie stand, X habe gerne Werke von Y gelesen).

Außerdem habe ich Bücher gekauft, die FreundInnen oder Menschen, mit denen ich gerne befreundet gewesen wäre, gelesen haben. (Hat nichts genutzt.)

Von der langen pseudo-intellektuellen Phase, in der ich glaubte, ein gutes Buch müsse grundsätzlich anstrengend zu lesen sein, hat mich Eva befreit und mich etwa zu John Irving oder Stephen King oder zu Krimis gebracht.

Aber die Frage war ja, wie ich meine Leselisten zusammenstelle.

Nun, zweimal im Jahr werden mir Verlagskataloge geschickt (– der jetzige Stapel ist noch nicht ganz 30 cm hoch). Die blättere ich durch – meine frühere Ums-Eck-Buchhändlerin Anna Jeller [1] (1040 Wien) hat das treffend als Studieren bezeichnet. In Seiten mit Büchern, die mich interessieren, mache ich doch tatsächlich Eselsohren. Ein paar Stunden oder Tage später schaue ich die markierten Seiten an und vergebe ein bis drei Sterne. (Eva und Flora machen das auch.)

Dann trage ich diese Bücher in eine Excel-Liste ein. Jetzt kommen die Markierungen „unterstrichen“ und „fett“ hinzu. Schließlich sortiere ich nach Verlagen und Erscheinungsmonat (– damit ich nicht „zu viele“ Bücher von einem Verlag und/oder für einen Monat bestelle), treffe meine Entscheidungen und bestelle.

Zwischendurch kommen noch Verlagsnewsletter (digital und gedruckt), andere Buchmagazine oder Literaturseiten in Zeitungen, AutorInnen-Anfragen – und Buchhandlungs-Besuche.

Die Kriterien?

Die Kriterien sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
– LieblingsautorInnen (etwa Atwood, Berniéres, Boyle, Chabon, Goebel, Johnson, Le Carré, Nizon, Simenon, Tropper, Updike, Widmer),
– Cover (Kitsch stößt mich ab),
– (Original-)Titel des Buches,
– Thema des Buches (z. B. mein Lieblingsthema „Ungerechtigkeit“; derzeit auch „andere Länder, andere Sitten“),
– mich ansprechender Werbetext, der mich auf mir un- oder noch nicht bekannte AutorInnen aufmerksam macht,
– AutorInnen, die kürzlich einen Bestseller oder ein sonstwie beachtenswertes Buch veröffentlicht haben,
– AutorInnen, die mir in Auslagen oder Buchhandlungen aufgefallen sind,
– Buch, dessen Handlung in einem mir unbekannten Land spielt (in das ich gerne reisen würde oder das ich von einer Insider-Warte her kennenlernen möchte),
– AutorInnen-Kurzbiografien,
– AutorInnen, von denen ich immer schon etwas lesen wollte, von denen ich schon lange nichts mehr gelesen habe oder denen ich eine „zweite Chance“ geben möchte,


Und wonach suchen Sie Ihre Bücher aus? Ich halte das für eine sehr inspirierende Frage.

Zeit zum Lesen
wünscht
Werner Schuster