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Sabatini, Rafael: Captain Blood

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Erschienen 2010 bei Unionsverlag
Aus dem Englischen von Joachim Pente
Originalausgabe: „Captain Blood“, 1922
Inhalt:

Der Klassiker von Rafael Sabatini (1875-1950). Einer der großen, unterschätzten historischen Romane des 20. Jahrhunderts. Captain Blood ist nach wie vor der authentischste und beste Piratenroman. Er diente als Vorlage für die Hollywoodhits “Scaramouche” und “Herr der Sieben Meere” lieferte. Sabatini sprach mindestens sieben Sprachen und konte so für sein Werk Orginalquellen studieren, die sich im hautnahen Realismus seiner Romane niederschlagen. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Captain Blood“ ist ein Piratenroman, der ohne Klischees auskommt, und ein Zeitdokument.

Besprechung:

Der Piratenroman als Zeitdokument

Angesichts des weltweiten Erfolges der „Fluch der Karibik“-Filme hat der Unionsverlag mit der Neuausgabe von „Captain Blood“ wahrscheinlich ein goldenes Händchen bewiesen. Man sollte sich jedoch kein Bubenbuch erwarten – abgesehen davon, dass „Fluch der Karibik“ Frauen noch mehr gefallen hat als Männern (Quelle: IMDB [5]). „Captain Blood“ ist, wenn auch süffig geschrieben, keine Trivialliteratur, sondern ein Abenteuerroman, der – auch was die einzige wichtige weibliche Figur anbelangt – ohne Klischees auskommt.

Unfairer Prozess

Peter Blood hat trotz seiner Jugend schon als Soldat gedient und sich gerade im beschaulichen Bridgewater als Mediziner niedergelassen, als er sich in einem Bürgerkrieg um einen Verletzten kümmert. Dass dieser zum Heer der Verlierer gehört, genügt den Siegern, um Blood in einem unfairen Prozess als Sklave in die Karibik zu schicken.

Der Sklave als Arzt

Dort hat er zwar das Glück, als Arzt beim – an sich unmenschlichen – Colonel Bishop arbeiten zu können, während andere auf den Feldern geschunden werden, doch er zögert nicht lange, als sich ihm die Gelegenheit zur Flucht bietet. Weil der ursprüngliche Plan (sich auf einem kleinen Schiff davonzustehlen) misslingt und entdeckt wird, sieht er sich gezwungen, in tollkühner Manier ein großes Schiff zu kapern. Das gehört Spaniern, die ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt Barbados überfallen haben.

Arabella

Blood befreit also Barbados und sich gleichzeitig. Nach dieser aberwitzigen Tat bleibt ihm dennoch nicht anderes übrig, als Pirat zu werden – mit Colonel Bishop als Erzfeind und einer großen Zuneigung zu dessen Tochter Arabella.

Selbstredend wird Blood, ab sofort Captain Blood, zum großartigsten und menschlichsten Piraten zumindest seiner Zeit, und seine Humanität ist eine stetige Botschaft an Arabella, ihn nicht zu verachten.

Seine Lage wird immer dramatischer, verzwickter und verzweifelter, sodass man auch immer mehr daran zweifeln wird, ob sich das alles noch zum Guten wenden kann.

Die Monmouth-Rebellion

Dass das erstmals 1922 veröffentlichte Buch – stilistisch und vom Aufbau her – heute ein wenig antiquiert ist, hat man beim Lesen bald vergessen. Das liegt zum einen an der Titelfigur, die auch ihre Schattenseiten hat, zum anderen daran, dass Sabatini auch das Piratenleben nicht glorifiziert. Vielmehr stellt er es in einen historischen Zusammenhang: Einerseits die Monmouth-Rebellion des illegitimen Sohnes von Karl II., James Scott, der sich selbst 1685 zum König von England, Schottland und Irland erklärt hatte; andererseits die Konflikte des späteren Königreichs Großbritannien mit Frankreich, Spanien und den Niederlanden.

Piraten und Soldaten

Jedenfalls scheint auch Ende des 17. Jahrhunderts zwischen Piraten und Soldaten kein besonders großer Unterschied bestanden zu haben und es war auch nicht weiter schwer, die Seiten zu wechseln. Weiters waren auch zu dieser Zeit etliche Herrscher über große und kleine Territorien in der Regel korrupt. Und schließlich spielt „Captain Blood“ vor dem Hintergrund der kriegerischen Aufteilung der Kolonien und ihrer (Boden-)Schätze sowie vor dem Hintergrund des Sklavenhandels.

Der Fortschritt

Und so hat uns Sabatini nicht bloß einen spannenden Abenteuerroman hinterlassen, sondern auch das Sinnbild einer Epoche, von der sich die Gegenwart manchmal nur in ihrem technischen Fortschritt unterscheidet.

Von Werner Schuster
Infos:

Rafael Sabatini, 1875 in Italien geboren, 1950 gestorben, ist der Großmeister des historischen Romans und internationaler Bestsellerautor, der Vorlagen für Hollywoodfilme lieferte. Die Verfilmung seines Romans „Captain Blood“ („Unter Piratenflagge“) diente Errol Flynn als Karrieresprungbrett. Sabatini sprach mindestens sieben Sprachen und konnte so für sein Werk Originalquellen heranziehen.

Mehr über Rafael Sabatini [6] bei Wikipedia.

Mehr über „Captain Blood“ [7] im Nachwort von George MacDonald Fraser.