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Henisch, Peter: Eine sehr kleine Frau

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Roman
Erschienen 2010 als Taschenbuch bei dtv,
2007 als Hardcover bei Zsolnay
Inhalt:

Peter Henisch erinnert sich in diesem großen Roman an seine Großmutter, von der er das Erzählen gelernt hat. 1945, auf Spaziergängen durch das zerbombte Wien, erzählte die Großmutter ihrem Enkel Geschichten, die für sein Leben bestimmend waren – und nun, Jahrzehnte danach, sucht er nach ihrer eigenen Geschichte. (Pressetext)

Kurzkritik:

Henisch beschreibt keine Idyllen. Weder die Großmutter noch der Ich-Erzähler werden idealisiert. Und sowohl der (mehr oder weniger) erfundene Erzähler als auch die (mehr oder weniger) reale Großmutter wirken authentisch, wie aus dem Leben gegriffen. Das ist weder im einen noch im anderen Fall leicht und selbstverständlich.

Henisch führt uns mit seiner nur scheinbar simplen Geschichte nicht nur durch das Wien der Vergangenheit und der Gegenwart, er ruft uns auch eine ganze Generation ins Gedächtnis, im Guten wie im Schlechten.

Besprechung:

Die Oma kauft sich ein Klavier

Ein entzückendes Buch hat Peter Henisch da vorgelegt. Den Tiefgang merkt man erst nach und nach: „Eine sehr kleine Frau“ kommt harmlos und unaufgeregt daher.

Henisch beschreibt seine Großmutter. Zur Distanzierung lässt er einen Schriftsteller in der Ich-Form erzählen, der zu schreiben aufgehört hat, jedoch in den USA Schreibkurse gibt. Wegen einer Gesundenuntersuchung kehrt er nach Wien zurück und mietet eine Wohnung. Alsbald begegnen ihm Erinnerungen an seine Großmutter auf Schritt und Tritt.

Kleines Glück

Die „sehr kleine Frau“ hat die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs am eigenen Leib erlebt, hatte einen illegalen Nazi zum Ehemann und arbeitete nach dem Krieg als Krankenschwester ohne reguläre Ausbildung auf einer Geburtsstation. Erst nach ihrer Frühpensionierung erlaubte sie sich noch ein kleines Glück und schaffte sich ein Klavier an.

Ansonsten war sie voll und ganz für ihren Enkel da, dem sie die Welt der Musik, der Literatur und des Geschichtenerzählens erschloss.

Keine Idyllen

Henisch beschreibt keine Idyllen. Weder die Großmutter noch der Ich-Erzähler werden idealisiert. Und sowohl der (mehr oder weniger) erfundene Erzähler als auch die (mehr oder weniger) reale Großmutter wirken authentisch, wie aus dem Leben gegriffen. Das ist weder im einen noch im anderen Fall leicht und selbstverständlich.

Henisch führt uns mit seiner nur scheinbar simplen Geschichte nicht nur durch das Wien der Vergangenheit und der Gegenwart, er ruft uns auch eine ganze Generation ins Gedächtnis, im Guten wie im Schlechten. Seinem Ich-Erzähler hat es jedenfalls geholfen, sich an alles zu erinnern.

Von Werner Schuster
Infos:

Über Peter Henisch [5] bei Wikipedia.