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Hasmann, Gabriele: Im Namen der Republik

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Richter und Staatsanwälte erzählen
Erschienen 2010 bei Molden (Styria)
Inhalt:

Richter und Staatsanwälte aus ganz Österreich lüften den Talar: Sie erzählen aus ihrem Leben, Geschichten aus dem Gerichtssaal und von ihren spektakulärsten, berührendsten oder skurrilsten Fällen. (Pressetext)

Kurzkritik:

In diesem Buch stecken eine Menge sicher sehr genau recherchierte Informationen über die österreichische Gerichtsbarkeit, leider so langweilig dargereicht, dass ich mir wohl wenig bis nichts davon gemerkt habe. Schade, das hätte, bissiger, frecher und abwechslungsreicher geschrieben, ein sehr interessanter Lesestoff sein können.

Besprechung:

Flach

Der Kappentext des Buches von Gabriele Hasmann, Zeitungs-, Radio- und TV-Redakteurin, verspricht spannende, intime und aufschlussreiche Einsichten in den Alltag von RichterInnen und StaatsanwältInnen und lockt die Leserschaft mit Schlagworten wie „Causa Hypo Alpe Adria“ oder „Josef F.“.

Spannend, dachte ich, da ich Anekdotensammlungen, mittels derer man auch etwas lernen kann, immer wieder gerne lese. Nun ja; zuerst liest man sich durch eine Abhandlung der österreichischen Gerichtsbarkeit mit einer Erklärung der gängigsten Abkürzungen (KSTA steht z. B. für Korruptionsstaatsanwaltschaft), leider so trocken, dass ich es – zugegeben – übersprungen habe.

Richter zum Anfassen

Dann folgen Interviews mit österreichischen RichterInnen und StaatsanwältInnen, die scheinbar immer nach dem gleichen Schema abgespult wurden und diese RepräsentantInnen des Rechts menschlich erscheinen lassen sollen; der Richter zum Anfassen, sozusagen.

Ich erfuhr, welche Akten zu bearbeiten sind und wie viele, wie streng oder milde die Berufsauffassung gehandhabt wird, ob Humor in diesen Berufen eine Rolle spielt, und seltsamerweise relativ viel über die Bürogestaltung der interviewten Personen. Danach folgen jeweils ausgesuchte Fälle zur kulinarischen Illustration der richterlichen bzw. staatsanwaltlichen Tätigkeit.

Interviewerin streichelt Hund

Nach drei bis vier solcher Interviews begann ich mich zu langweilen, denn weder sind die Personen sehr spannend oder interessant beschrieben, noch empfinde ich die ausgesuchten Fälle als sonderlich herausragend. Dazu kommt eine oft naiv anmutende Beschreibung der Gegebenheiten, etwas, dass die Interviewerin einen Kaffee trinkt oder einen Hund streichelt, und ob gerade die Sonne scheint, so als ob man im Nachhinein versucht hätte, Atmosphäre zu schaffen, damit der Lesestoff nicht allzu trocken wirkt.

Dennoch stecken eine Menge sicher sehr genau recherchierte Informationen über die österreichische Gerichtsbarkeit in diesem Buch, leider so langweilig dargereicht, dass ich mir wohl wenig bis nichts davon gemerkt habe. Schade, das hätte, bissiger, frecher und abwechslungsreicher geschrieben, ein sehr interessanter Lesestoff sein können. Der „Richter zum Anfassen“ blieb jedoch für mich leider nur zweidimensional.

Von Eva Schuster
Infos: