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Ein perfektes Wochenende

Immer wieder fragen mich (nicht nur) LeserInnen, wie ich es schaffe, so viele Bücher zu lesen. Nun, da kann ich ein kleines Beispiel geben.

Letztes Wochenende hatte Eva auswärts zu tun, Flora musste für eine Mathematik-Schularbeit lernen und ich unterstützte sie dabei.

Ich hatte mir vorgestellt, dass ich auf dem Sofa sitze und lese, während Flora am Tisch über Mathe-Aufgaben brütet, und dass ich ihr ab und zu helfe resp. ihre Lösungen kontrolliere.

Ich hatte (an Neuerscheinungen) vorrätig: „Streitbare Brüder“ (Leidinger, Moritz, Moser/ Residenz), „Exit (Miegel/ Propyläen), „Der Geist von Turin“ (Albath/ Berenberg), und dann waren am Freitag noch eingetroffen: „Der Schuh auf dem Dach“ (Delecroix/ List), „Wir müssen über Kevin reden“ (Shriver/ Ullstein), „Ich schraube, also bin ich“ (Crawford/ Ullstein), „Mit gespaltener Zunge“ (Wilson/ Droemer).

Nun verhält es sich ja selten so, dass genau das passiert, was ich mir erhofft oder erwartet habe, doch diesmal geschah genau das. Aus meinem Angebot hatte ich mich für „Der Geist von Turin“ und „Ich schraube, also bin ich“ entschieden, welche ich abwechselnd las.

Das heißt nun nicht, dass ich nichts anderes tat. Ich ging auch einkaufen, stellte eine Wäsche zu und hängte diese auf, kochte und wusch das Geschirr ab – aber gewissermaßen zwischendurch.

Zwischendurch scheiterten Flora und ich an der Gleichung „3x + x/2 + x/3 + x/4 = 2x + 8“ (ich gelangte nach langem Tüfteln zu der Überzeugung, dass statt 8 7,5 stehen müsste, dann wäre x = 3,6 und alles ginge sich aus, aber man weiß ja nie.)

Ansonsten genoss ich Albaths Vorgehensweise und Stil, mit denen sie mir eine mir bis dahin unbekannte historische Episode aus dem benachbarten Italien vermittelte, und ich war angetan von jenem Herrn Crawford, der seinen Job bei einer Denkfabrik aufgegeben hat, weil er als Motorradmechaniker ein befriedigenderes Leben führt, und seinen Überlegungen dazu und Schlussfolgerungen daraus. (Besprechungen folgen.)

Es verhielt sich sogar so, dass ich am Sonntag als Erster munter war und hoffte, dass ich das letzte Kapitel von „Der Geist von Turin“ zu einer Tasse Kaffee ungestört fertig lesen könnte, während die anderen noch schliefen. Selbst dieser Wunsch ging in Erfüllung.

Und so hatte ich am Sonntag Abend doch tatsächlich genug gelesen. Ich sah noch in „Wir sollten über Kevin reden“ rein (d.i. ich las etwa 50 Seiten), aber es war genug. Ich klappte das Buch zu, schenkte mir ein Glas Wein ein und sah aus dem Fenster, wie sich die Äste des Kastanienbaums im Wind wiegten, und dachte: Es soll nicht immer so sein, aber für dieses Mal war es perfekt.

ich lese

© Flora Schuster


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