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Alter Mann, Teil 1

So, liebe Kinder, jetzt will ich euch einmal was erzählen. 1989 hab ich noch keinen Computer gehabt. Wirklich! Ich hatte gerade als Journalist angefangen und hab meine Musikkritiken auf einer Schreibmaschine geschrieben. Dann bin ich zur Post gegangen und habe meinen Text an die Redaktion gefaxt, wo ihn dann eine Sekretärin abtippen musste.

Erst zwei Jahre später hatte ich dann einen Computer, aber das war noch nicht so wie heute, das Internet steckte noch in Kinderschuhen. Stellt euch vor, noch 1995 bin ich, bevor ich ein Interview geführt habe, in ein Zeitungsarchiv gefahren und hab dort – mit der Hand! – rausgeschrieben, was mich interessiert hat. Den Computer habe ich eigentlich wie eine Schreibmaschine mit Bildschirm und Drucker benutzt und meine Texte hab ich auf Disketten abgespeichert und persönlich in die Redaktionen gebracht.

Auf eine Diskette gingen 880 KB (auf eine CD gehen über 750 Mal so viel), also vielleicht ein kleines Bild, aber sicher keine Musiknummer. USB-Sticks gab es noch nicht (erst ab 2000 mit anfangs 8 MB). Mein erster Computer hatte einen eingebautem 9–(!)-Zoll-Bildschirm, einen Prozessor mit 8 MHz Taktfrequenz und einen Arbeitsspeicher von 1 MB. Darauf hätte ich heutzutage (mit einen 2,8 GHz-Prozessor und einem 2 GB-Arbeitsspeicher) nicht einmal das aktuelle Word-Programm speichern können, geschweige denn starten.

Bald darauf, also so um 1998/99, war es für mich noch eine Sensation, dass ich meine Texte per E-Mail versenden konnte. Das war aber nicht immer einfach, denn damals musste man seinen Computer ans Telefon anschließen und eine Verbindung wählen. Das hat nicht immer funktioniert, aber auf jeden Fall ein lustiges Geräusch gemacht.

Wie? – Na ungefähr so: DRT-DRT-DRT-DRT-KRIEEHHH!!!-FIDONG-FIDONG-FIDONG. Facebook und Netlog und so weiter gab es damals jedenfalls nicht. Es gab meistens nur Texte und vielleicht ein paar Bilder dazu. Und das war langsam! Mehr als 0,04 MB pro Sekunde war da nicht drinnen. – Nein, das ist kein Scherz.

Und dann hat man nur entweder im Internet sein können oder telefonieren. Was? – Mit dem Handy? – Aber so was gab es ja damals kaum! Dafür hatte man daheim oder im Büro einen Anrufbeantworter stehen, auf den ihr so wie auf eine Mailbox eure Nachrichten gesprochen habt. Kein Telefonieren in der U-Bahn und auf der Straße! Dafür gab es Telefonzellen, wo man Geld einwerfen musste, damit man telefonieren konnte.

Ohje, ich sehe, euch wird schön langsam fad. Na dann geht jetzt wieder chatten oder eure digitalen Farmen betreuen. Und ich mach uns einen warmen Kakao. Ja?