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Wells, Dan: Ich bin kein Serienkiller

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Mysterythriller
Erschienen 2009 bei Piper
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski
Originalausgabe: „I am Not a Serial Killer“
Inhalt:

Der fünfzehnjährige John will ein ganz normaler Teenager sein, die Schule besuchen und Mädchen kennenlernen. Doch er weiß, dass in ihm ein düsteres Geheimnis schlummert. Es ist nicht nur das Interesse an Serienkillern, das sein ganzes Leben bestimmt, nicht nur seine Faszination vom Tod. Es ist die Furcht, dass er eines Tages selbst zum Killer wird. Denn John trägt ein Monster in sich. Und als unerklärliche Morde in der Stadt geschehen, muss er sich nicht nur einem dämonischen Gegner stellen, sondern auch sich selbst … (Pressetext)

Kurzkritik:

Ein „anständiger“ Soziopath macht sich mit ungewöhnlichen Mitteln daran, Menschenleben zu retten. So weit, so spannend, so faszinierend. Doch die Wendung, die diese Geschichte dann nimmt, die zu einer Fantasy-Horror-Story wird, hat mich enttäuscht, so gut und dramatisch sie auch erzählt wird.

Besprechung:

Das ehrenhafte Monster

Der 15-jährige John Cleaver lebt in Clayton, einer Kleinstadt in Amerika. Seine Mutter besitzt ein Bestattungsinstitut, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester betreibt. John ist behilflich beim Einbalsamieren der Leichen, denn er beschäftigt sich gerne mit den Toten.

Seine große Leidenschaft aber sind Serienkiller, über die er alles weiß, was es zu wissen gibt. Denn John ist ein Soziopath, ein Einzelgänger ohne Empathie und Mitgefühl für andere, und er spürt in sich eine dunkle Seite, die er „das Monster“ nennt, und seine Fantasien und Tagträume sind alles andere als jugendfrei.

Ein Soziopath mit Prinzipien

Aber John ist ein Soziopath mit Prinzipien. Er macht eine Therapie, er setzt sich selbst Verhaltensregeln, die er nicht übertreten darf, um sein Monster in Zaum zu halten, und er lebt sein Leben mit klaren Grenzen, um ein Schicksal nicht herauszufordern, das ihn zum Serienkiller machen könnte.

Bis eines Tages in Clayton eine rätselhafte Mordserie beginnt. Die Opfer werden grausam zerfleischt zurückgelassen, und der Killer entwendet Körperteile nach keinem erkennbaren Schema.

Er weiß, wie der Killer tickt

John ist davon überzeugt, dass er als einziger weiß, wie dieser Killer tickt, und dass er ihm das Handwerk legen kann – selbst, wenn er dafür seine mühsam aufrechterhaltenen Barrieren abbauen muss, hinter denen sein eigenes Monster knurrend die Zähne fletscht.

Und so macht sich ein „anständiger“ Soziopath mit ungewöhnlichen Mitteln daran, Menschenleben zu retten.

Und dann wird‘s FH

So weit, so spannend, so faszinierend die Idee. Doch die Wendung, die diese Geschichte dann nimmt und zu einer Fantasy-Horror-Story wird, hat mich enttäuscht, so gut und dramatisch sie auch erzählt wird. Ich fand es schade, dass ein Thema, das so brisant und brillant Einsicht in Verbrecherseelen geben könnte, so ins Banale abrutschen muss.

Lesenswert ist das Buch trotzdem, und ein Page-Turner noch dazu. Was passiert, wenn ein Soziopath sich verliebt? Inwieweit entwickelt sich Sympathie zwischen Jäger und Gejagtem? Kann ein solcher Antiheld wie John überhaupt das Wohlwollen der LeserInnen erlangen? Wie ist das eigentlich, wenn der einzige Freund draufkommt, dass er nur benutzt wird, um von der eigenen Person abzulenken?

Es wird zerflossen

All das wird nur gestreift und hätte mich ausführlicher interessiert, stattdessen wird gestaltgewandelt und zerflossen und dergleichen. Aber vielleicht ist Fantasy-Horror auch einfach nicht mein Genre. Dennoch: Wenn es eine Fortsetzung gibt, werde ich sie lesen.

Von Eva Schuster
Infos: