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Link, Charlotte: Das andere Kind

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Das andere Kind
Krimi
Erschienen 2009 bei Blanvalet
Inhalt:

In der nordenglischen Küstenstadt Scarborough wird eine Studentin erschlagen aufgefunden. Monatelang tappen die Ermittler im Dunkeln – dann geschieht ein ähnlicher Mord. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern ist nicht erkennbar. Und so klammert sich die ehrgeizige Polizistin Valerie Almond an das allzu Offensichtliche: an ein Zerwürfnis in der Familie des zweiten Opfers. Lange ist ihr der Blick jedoch verstellt für das Gift, das in dieser Familie wirkt, und dessen Ursprung sie bis weit in die Vergangenheit hinein zurückverfolgen müsste. Und fast zu lange dauert es, bis Valerie Almond begreift, dass ein kranker Täter seinen Rachedurst noch nicht gestillt hat … (Pressetext)

Kurzkritik:

„Das andere Kind“ ist eine famose Studie darüber, wie üble Taten aus der Vergangenheit die Gegenwart vergiften – sogar von Unbeteiligten, sogar von Menschen, die bloß jemanden von den Unbeteiligten kennen.

Besprechung:

Altes Gift

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies mein erster Roman von Charlotte Link war, anderenfalls hätte ich mein Vorurteil schon längst abgelegt, dass, was Krimis und Thriller anbelangt, niemand an die Briten und Britinnen herankommt.

Was mich ein wenig verwundert hat, war, dass Link ihre Romane im UK spielen lässt. Das ist selbstverständlich mutig, aber hätte der Schauplatz z.B. von „Das andere Kind“ nicht auch Deutschland sein können?

Doch das ist gewissermaßen nur eine Randbemerkung, und „Das andere Kind“ ist eine famose Studie darüber, wie üble Taten aus der Vergangenheit die Gegenwart vergiften – sogar von Unbeteiligten, sogar von Menschen, die bloß jemanden von den Unbeteiligten kennen.

Bin ich auch ein Mitwisser?

Rund um zwei grausame Morde beschreibt Link eine Gruppe von Menschen, die meist wenig bis gar nichts von einer Nachlässigkeit wissen, welche kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Ungeheuerlichkeit geführt hat.

Und während man – pageturnend – zu erraten versucht, wer davon die Morde begangen hat (– ich bin nicht draufgekommen), stellt man sich schon die Frage, ob man dem andauernden Babygeschrei im Hof nicht doch endlich nachgehen sollte oder wo man im eigenen Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis aus Faulheit nicht genauer hinsieht.

Es muss ja nicht gleich so enden wie in diesem ausgezeichnet aufgebauten und geschriebenen Roman.

Werner Schuster
Infos:

Über Charlotte Link [5] bei Wikipedia.