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In der Gefahrenzone

Nach einer (für einen 47-jährigen) wilden Nacht sollte man keinen Supermarkt betreten. Bei mir in der Nähe zum Beispiel ist einer, dessen Verkaufstricks ich für gewöhnlich durchschaue. Zum Beispiel waren dort früher die Extra-Aufsteller für Sonderangebote reserviert, mittlerweile werden in diesen jetzt verbilligte mit Normalpreiswaren gemischt und wir KonsumentInnen dürfen die Preisschilder studieren, ob der Konzern (oder der Filialleiter) jetzt von einem Produkt nur (zu) viel eingekauft hat oder ob dieses tatsächlich günstiger geworden ist. Das riecht 1.) nach Bauernfängerei und ist 2.) anstrengend.

Aber gestern bin ich gescheitert. Da hast du zum Beispiel einen Coupon, mit dem du drei Tiefkühlgemüse um € 5,67 statt um 9,87 bekommst (– doch aufgepasst: nur in den Verpackungsgrößen 550 – 750 g). Aber fein: Gemüse kann/soll man doch immer vorrätig haben. Und dann ist bei einer Pizzamarke ein Schild angebracht, dass du auch dieses Produkt billiger erstehen kannst, wenn du mindestens zwei davon nimmst.

Gelockt – gedacht – getan.

Kassa. Anstehen. Schnell ausladen – schnell einladen – Betrag hören – Geldbörse zücken – zahlen wollen – stutzig werden. Eine Weile nachdenken. Nicht zahlen.

Denn die Gemüse kosten fast zehn Euro und die Pizza ist auch nicht billiger geworden. Jetzt ist das Gute an deinem Zustand, dass auch dein Mitgefühl herabgesetzt ist. Sprich: Du lässt die Ware stornieren, egal wie viele Leute hinter dir anstehen. (Man könnte dies allerdings auch tun, weil man ein working poor oder ein Finanzmarktkrisenverlierer ist, den oder die ca. sechs Euro Mehrausgaben empfindlich treffen.)

Egal. Du gehst mit deinem wieder gefüllten Einkaufswagen zurück – und brauchst Beratung. Denn vom TK-Gemüse-Sonderangebot sind Gemüse-Laibchen ausgenommen (obwohl sie zufällig im Sonderangebots-Regal liegen), und bei den Pizzas hättest du schon das Schild aufmerksam studieren müssen, dass sich die Verbilligung nur auf eine sog. Subrange bezieht (also nicht auf Superpizza, sondern auf Superpizza Steinofen – das Schild befindet sich allerdings rein zufällig bei den nicht verbilligten Superpizzas).

Aber die sind sehr freundlich dort und haben mich wirklich aufgeklärt, was ich wo um wie viel bekommen könnte. Trotzdem war mir der Sinn danach, meinen Einkaufswagen einfach stehen zu lassen und zur Konkurrenz zu gehen. Nur: Was können die MitarbeiterInnen für die Hinterhältigkeit ihres Konzerns (oder auch bloß Filialleiters), dass ich sie meine Ware zurückschlichten lasse? (Dies selbst zu tun, wäre wiederum unter meiner Würde gewesen.) Und: Beim anderen Supermarkt kenne ich mich nicht so gut aus. Wer weiß, ob ich in meinem Zustand dort nicht noch viel besser übers Ohr gehaut worden wäre?

Und das sind tatsächlich die Dinge, mit denen wir uns herumschlagen müssen, nur weil wir Lebensmittel brauchen?

P.S.: Für Neugierige: Ich hab dann zwei Stück Superpizza Steinofen genommen und ein Instant-Gericht zum gefahrlosen Normalpreis.