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Downs, Tim: Fliegenfutter

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Fliegenfutter von Downs
Ein Fall für den Käfermann

Krimi
Erschienen 2009 bei Goldmann
Aus dem Amerikanischen von Christian Quatman
Originalausgabe: „Shoofly Pie“, 2003
Inhalt:

Kathryn Guilford kann nicht glauben, dass ihr Jungendfreund Jim wirklich Selbstmord begangen hat, auch wenn die Polizei das behauptet. Hilfesuchend wendet sie sich an den forensischen Entomologen Dr. Nick Polchak. Noch während dieser Jims Leiche – heimlich – auf Fliegen- und Käferbefall hin untersucht, geschieht ein weiterer Mord. Und was als scheinbar harmloses Hirngespinst einer jungen Frau begann, wird bald zu einer gefährlichen Jagd auf einen ebenso raffinierten wie besessenen Killer … (Pressetext)

Kurzkritik:

Dr. Polchak sammelt aufgrund der Leichenbesiedlung durch Insekten Hinweise auf die Leichenliegezeit, Todesursache und Todesumstände. Er lässt sich breitschlagen, der Polizei bei einem Fall zu helfen, und es entwickelt sich ein spannender, ungewöhnlich einfallsreicher Plot mit glaubhaft und doch skurril gezeichneten Charakteren, überraschenden Wendungen und psychologisch schlüssigen Einblicken in die Seelen der handelnden Personen.

Besprechung:

Was Sie schon immer über Insekten wissen wollten

Da hat einer scheinbar Selbstmord begangen; liegt erschossen im Wald, und das schon einige Zeit. Sommer ist‘s auch und heiß. Verständlich, dass Sheriff Peter St. Clair und seine Mitarbeiter die Angelegenheit möglichst schnell erledigt haben wollen, auch wenn der Tote ein alter Freund vom Sheriff ist. Dass er Depressionen hatte, wissen doch alle in dem provinziellen Nest in North Carolina. Selbstmord, ganz klar: Die Waffe hält er noch in der Hand. Dem Gerichtssachverständigen kann es nicht schnell genug gehen, denn dem ist schlecht. Also Totenschein ausstellen, Leiche abtransportieren, zurück zur Tagesordnung.

Hochintelligenter Sonderling, sperriger Zyniker

Doch so einfach geht das dann doch nicht. Da hat z.B. Kathryn Guilford, ebenfalls eine langjährige Freundin des Toten, erhebliche Zweifel an dieser hastig gefolgerten Selbstmordtheorie. Sie wendet sich an den forensischen Entomologen Dr. Nick Polchak – wie sich herausstellt, hätte sie etwas Klügeres für die Aufklärung des Falles nicht tun können. Doch bis sich Polchak, ein hochintelligenter Sonderling und sperriger Zyniker, bereit erklärt, den Fall zu übernehmen, muss Kathryn ganz schön viel Überzeugungsarbeit leisten.

Denn Polchak, der aufgrund der Leichenbesiedlung durch Insekten Hinweise auf die Leichenliegezeit, Todesursache und Todesumstände sammelt (und der Polizei so wertvolle Tipps geben könnte), hat diesbezüglich leider keine so guten Erfahrungen gemacht. Er wurde nämlich in dieses Kaff strafversetzt, weil er sich unerlaubt in polizeiliche Ermittlungen eingemischt hat. Zwar hat er den Fall gelöst, aber dennoch …

Leider der übliche Showdown

Doch der „Fliegendoktor“ (warum dieser im Untertitel des Buches „Käfermann“ genannt wird, hat sich mir nicht erschlossen) lässt sich breitschlagen, und es entwickelt sich ein spannender, ungewöhnlich einfallsreicher Plot mit glaubhaft und doch skurril gezeichneten Charakteren, überraschenden Wendungen und psychologisch schlüssigen Einblicken in die Seelen der handelnden Personen. Leider kommt es am Ende des Buches zum, seufz, üblichen Showdown zwischen Gut und Böse, doch auch dieser Showdown ist spannender und origineller als so mancher andere.

Ein echter Skorpion

Gut, dass ich Urlaub hatte; so konnte ich, umgeben von Insekten (über die man viel lernt), das Buch beinahe in einem Zug durchlesen, und mein Mann hat mir auch nicht übel genommen, dass ich ihn bloß angeknurrt habe, statt Konversation zu treiben.

Übel genommen hat er mir allerdings, dass ich den kleinen Skorpion, der auf unserer Terrasse in Rovinj an der Wand saß, gar nicht süß gefunden hab. „Die kleinen sind die giftigen“, hab ich ihn belehrt, „das steht beim ,Fliegendoktor‘, und der kennt sich aus!“

Eva Schuster
Infos:

David Moody wurde 1970 in der Nähe von Birmingham, Großbritannien, geboren. 2006 hat Moody „Im Wahn“ im Eigenverlag veröffentlicht und es auf Anhieb geschafft, die Filmrechte zu verkaufen. „Im Wahn“ ist der erste Teil einer Trilogie bei Goldmann.

Über Tim Downs auf www.timdowns.net [5].