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Missa, Arthur: Formenverfuger/Formenverfüger

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Prosa
Broschiert: Verlegenheits-Verlag, 2008
Kurzkritik:

Mit diesem Buch habe ich einige Zeit verbracht und kann dennoch kein abschließendes Urteil abgeben. Denn nicht umsonst (besser gesagt: nicht zufällig) wurde jedem der Prosastücke, die Arthur Missa in seinem „Formenverfuger/Formenverfüger“ versammelt hat, eine eigene typografische Form gegeben. Katja Eichfeld hat sich wohl überlegt, was sie aus den sehr unterschiedlichen Texten gemacht hat.

Und so haben wir es hier mit einem Buch zu tun, das nicht zum Schmökern gedacht ist, sondern zum „beschaulichen“, aufmerksamen Lesen.

Besprechung:

Das habt ihr jetzt von eurem Realismus!

Mit diesem Buch habe ich einige Zeit verbracht und kann dennoch kein abschließendes Urteil abgeben. Denn nicht umsonst (besser gesagt: nicht zufällig) wurde jedem der Prosastücke, die Arthur Missa in seinem „Formenverfuger/Formenverfüger“ versammelt hat, eine eigene typografische Form gegeben. Katja Eichfeld hat sich wohl überlegt, was sie aus den sehr unterschiedlichen Texten gemacht hat.

Und wenn ich ein typografisches Wissen hätte, könnte ich das vielleicht besser beschreiben. Ich gebe jedenfalls mein Bestes.

„Kampf der Ideologie“ sieht für mich aus wie ein wissenschaftlicher Text, ist aber keiner („Treten Sie ruhig näher, ich werde Sie auch gewiss nicht lange aufhalten, Ihr Weg ist sicher noch weit.“). In „Danke Bryan“ – mit der (vielleicht als Statement von Missa gemeinten) Einleitung „Keeping up with the Jones Johnsons oder Das habt ihr jetzt von eurem Realismus! oder Der Mist der Mimesis oder Dies gilt als Fiktion – noch immer nicht oder Überschäumende Beschreibungskultur (für die Impotenten) oder was weiss ich – der Autor“ – gibt es sogar einen geschwärzten Text wie weiland bei „Tristram Shandy“.

„Schädlingsbekämpfung“ ist in der Art eines reißerischen Zeitungsartikels gesetzt, „Er leuchtet“ ist ganz groß und weiß auf schwarzem Grund geschrieben. „Am Rand von Weihnachten“ kommt mir wie vor wie aus einem alten Buch – und tatsächlich ist auch der Text almodisch: „Julius Fock, völlig zu Recht erfolgloser Autor abartiger Schundprosa und Ekel erregender Schmuddeltraktate übelsten Charakters, …“

Beschauliches Lesen

Mein liebstes Stück ist „Julian“, in dem es nichts nützt, dass ein Verstorbener aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben wird, – er kommt einem deshalb nicht näher. Und „Subfiction“ fingiert – in zwei Schriftarten – ein interaktives Lernprogramm für Schriftsteller, aber nicht – wie man vielleicht erwartet – in Anweisungen und Ausführungen unterteilt, eher rechnet ein Autor mit dem Text-Fabrizieren nach Schema F ab.

Und so haben wir es hier mit einem Buch zu tun, das nicht zum Schmökern gedacht ist, sondern zum „beschaulichen“, aufmerksamen Lesen.

Von Werner Schuster
Infos:

Das gesamte Buch steht unter einer Creative Commons Lizenz [5] – was für Prosawerke (in unserem Sprachraum) noch immer eine Seltenheit ist. Überdies kann eine Reihe von Texten aus dem Buch vollständig und kostenlos auf der gemeinnützigen Internetplattform www.archive.org [6] gelesen und auch heruntergeladen werden.