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Larsson, Stieg: Verblendung

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Krimi
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Taschenbuch & Hardcover: Heyne, 2006 & 2008
(„Män som hatar kvinnor“, 2005)
Inhalt:

Was geschah mit Harriet Vanger? Während eines Familientreffens spurlos verschwunden, bleibt ihr Schicksal jahrzehntelang ungeklärt. Bis der Journalist Mikael Blomkvist und die Ermittlerin Lisbeth Salander recherchieren. Was sie zutage fördern, lässt alle Beteiligten wünschen, sie hätten sich nie mit diesem Fall beschäftigt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Bei so viel euphorischer Kritik fehlt mir an diesem hervorragenden Krimi das Besondere, also das, was nur ein Stieg Larsson so hätte schreiben können, wenn dieser so etwas Besonderes gehabt hätte.

Besprechung:

Dieses Unerwartete und Schreckliche

Wenn ich von diesem Krimi genauso begeistert gewesen wäre wie der Rest der Welt*, hätte ich wahrscheinlich gar nichts darüber geschrieben. Und ich möchte jetzt auch nicht justament behaupten, dass mir „Verblendung“ nicht gefallen hätte. Aber meine Erwartungen waren halt doch zu hoch für diesen meiner Meinung nach nicht mehr als sehr professionell geschriebenen 700-Seiter (– ja, das sind genug pages zum turnen!).

O.k. die psychisch aus gutem Grund gestörte Lisbeth Salander ist eine erfrischend ungewöhnliche Ermittlerin, und dass ihr Partner eigentlich als (Aufdeckungs-)Journalist arbeitet, der wegen übler Nachrede zu drei Monaten Haft und Schadenersatz verurteilt worden ist und deshalb einen sonderbaren Auftrag annimmt, ergibt einen interessanten Hintergrund.

Sonnenklar

Dass die Suche nach der seit 43 Jahren verschwundenen Frau aus dem Großindustriellen-Clan mit den vielen verschrobenen Charakteren Unerwartetes und Schreckliches zu Tage fördern wird, ist sonnenklar. Und dass dieses Unerwartete und Schreckliche mit sexueller Gewalt zu tun haben wird, darauf deuten die Zitate hin, die jeden der vier Teile einbegleiten (etwa: 92% aller schwedischen Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, haben ihre jüngste Erfahrung nicht bei der Polizei angezeigt).

Doch bei so viel euphorischer Kritik fehlt mir an diesem hervorragenden Krimi das Besondere, also das, was nur ein Stieg Larsson so hätte schreiben können, wenn dieser so etwas Besonderes gehabt hätte.

Ich werde allerdings die beiden anderen Krimis mit Salander & Blomkvist bestimmt auch lesen; nur halt weniger erwartungsvoll.

* „Dieses Buch ist ein Hammer“ (Facts), „Blomkvist und Salander – ein Ermittler-Dreamteam“ (WDR)

Von Werner Schuster
Infos:

Über Stieg Larsson [5] bei Wikipedia.