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Leake, John: Der Mann aus dem Fegefeuer

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Das Doppelleben des Jack Unterweger

Biografie
Aus dem Englischen von Clemens J. Setz
Hardcover: Residenz Verlag, 2008
Taschenbuch: Heyne, 2010
(„Entering Hades. The Double Life of a Serial Killer“ bei Farrar, Straus and Giroux, 2007)
Inhalt:

Er war Schriftsteller und Serienmörder, ein Monster und Gentleman. Als »Knastliterat« wurde Jack Unterweger gefeiert, als »Hurenmörder« verdammt und verteufelt. Neun Prostituierte soll er umgebracht haben, von Prag über Wien bis Los Angeles. John Leake gelingt die packend erzählte Dokumentation eines einzigartigen Kriminalfalls. (Pressetext)

Kurzkritik:

Leake verurteilt nicht, wertet nicht, erfindet nichts dazu und zeigt sehr nachvollziehbar auf, wie schwierig und langwierig die Ermittlungen damals gelaufen sein müssen, welche starke Rolle die Medien gespielt haben und wie sich Steinchen für Steinchen in das Mosaik fügte, das den Leser/die Leserin erkennen lässt, warum Jack Unterweger, Österreichs „erster Serienmörder“, schlussendlich verhaftet worden ist.

Ein spannendes Buch, das ein Erhaschen der dunklen Seite der österreichischen Seele möglich macht, geschickt, zurückhaltend und unprätentiös erzählt. Nicht zuletzt hatte ich das Gefühl, dass eine (pragmatischere) Sicht von außen diesem Thema gut tut. Und – vielleicht – eine Antwort auf die Frage: „War er‘s jetzt?“

Besprechung:

Also war er‘s jetzt oder nicht?

„Also war er‘s jetzt oder nicht?“ – Das hab ich mich damals, 1994, gefragt wie viele andere, als sich Jack Unterweger nach seiner Urteilsverkündung in seiner Zelle erhängt hat. Bild konnte ich mir damals keines machen, ich war viel zu verwirrt durch die Verschwörungstheorien auf der einen Seite und die schwer einsichtlichen Fakten der polizeilichen Ermittlungen auf der anderen.

Nachdem ich John Leakes Dokumentation über den Fall Unterweger in einem Zug durchgelesen habe, kann ich mir ein Bild machen. Welches, sei hier nicht verraten, denn dieses Buch liest sich wie ein sehr spannender Krimi: Häppchenweise wird Information in (oft) sehr kurzen Kapiteln über die Prostituiertenmorde von 1991 zusammengetragen, die handlungsrelevanten Personen treten nach und nach immer deutlicher hervor.

Steinchen für Steinchen

Leake hat offenbar akribisch recherchiert – sämtliche Quellen und Interviews sind im Anhang des Buches genauestens aufgelistet. Der Autor reiht jedoch keineswegs Faktum trocken an Faktum, sondern es gelingt ihm, die Handlung so lebendig und einfühlsam voranzutreiben, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Leake verurteilt nicht, wertet nicht, erfindet nichts dazu und zeigt sehr nachvollziehbar auf, wie schwierig und langwierig die Ermittlungen damals gelaufen sein müssen, welche starke Rolle die Medien gespielt haben und wie sich Steinchen für Steinchen in das Mosaik fügte, das den Leser/die Leserin erkennen lässt, warum Jack Unterweger, Österreichs „erster Serienmörder“, schlussendlich verhaftet worden ist.

Pragmatik tut dem Thema gut

Ein spannendes Buch, das ein Erhaschen der dunklen Seite der österreichischen Seele möglich macht, geschickt, zurückhaltend und unprätentiös erzählt. Nicht zuletzt hatte ich das Gefühl, dass eine (pragmatischere) Sicht von außen diesem Thema gut tut. Und – vielleicht – eine Antwort auf die Frage: „War er‘s jetzt?“

Von Eva Schuster
Infos:

Mehr über Jack Unterweger [5] bei Wikipedia.