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Greene, Graham: Monsignore Quijote

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Roman
Aus dem Englischen von Gertie und Hans W. Polak
Taschenbuch: dtv, 2001/2008
(“Monsignore Quixote”, Simon & Schuster, 1982)
Inhalt:

Monsignore Quijote, direkter Nachkomme des fahrenden Ritters, bekommt von seinem Bischof Zwangsurlaub verordnet. Mit seinem Freund, dem Bürgermeister, begibt er sich in einem alten Seat 600 auf eine Pilgerfahrt durch die modernen Zeiten. Doch Monsignore hat keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommt: Gesetzesbrüche, philosophische Betrachtungen und politische Diskussionen, Glaubensbekenntnisse, edle Taten und groteske Situationen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Dieses Buch kommt etwas harmlos, anfänglich vielleicht auch ein wenig überholt daher, doch ehe man sich’s versieht, hat man die Figuren ins Herz geschlossen und nimmt an ihrem Schicksal und ihren Gesprächen gerührt und interessiert Anteil.

Besprechung:

Reminiszenzen

Dieses Buch kommt etwas harmlos, anfänglich vielleicht auch ein wenig überholt daher, doch ehe man sich’s versieht, hat man die Figuren ins Herz geschlossen und nimmt an ihrem Schicksal und ihren Gesprächen gerührt und interessiert Anteil.

Monsignore Quijote, Nachkomme seines berühmten Namensvetters Don Quijote [5] und Pfarrer in einer kleinen spanischen Gemeinde, bekommt wegen seiner starrsinnig-gütigen Gläubigkeit Probleme mit dem Bischof und wird von diesem auf Zwangsurlaub geschickt. Mit seinem “Rosinante” genannten, alten Seat 600 und dem von ihm “Sancho” gerufenen, abgesetzten kommunistischen Bürgermeister, macht er sich auf die Reise durchs Spanien der 70er-Jahre.

Für verrückt erklärt

Anfänglich diskutieren die beiden bei etlichen Flaschen Wein über Gott und den Kommunismus (was heutzutage eben ein bisschen “out of time” anmutet) und es passiert an sich nicht viel. Doch die vielen harmlosen Begebenheiten erscheinen der Polizei und der Amtskirche alsbald sehr verdächtig, sodass ihre Reise immer mehr zu einer Flucht wird. Wie Don Quijote wird der Pfarrer schließlich für verrückt erklärt und – mehr sei über das letzte zu Lebzeiten von Greene erschienene Buch nicht verraten.

Verschmitzte Souveränität

In diesem ist dem fast 80jährigen die Meisterschaft schon ein wenig entglitten und einer verschmitzten Souveränität gewichen. Und so ist “Monsignore Quijote” ein vergnügliches Büchlein für entspannte, aber nicht verschlafene Tage, in welchem neben den Glaubensfragen auch eine Reminiszenz an Marxismus [6] und Stalinismus [7] sowie auch an den Franquismus [8] und an die Folgen des Spanischen Bürgerkriegs [9] zu finden ist.

Von Werner Schuster
Infos:

Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der „Schatzinsel“, Robert Louis Stevenson. Die großen Reisen, die er unternahm – u.a. nach Westafrika und Asien – wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Ein entscheidender Schritt war 1934 sein übertritt zum Katholizismus. Sein erster Roman, „The Man Within“, beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen.

Über Graham Greene [10] bei Wikipiedia.