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Dick, Uwe: Sauwaldprosa #1

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Prosa
erschien erstmals 1976
und jeweils erweitert 1978, 1981, 1987 und 2001
Hardcover: Residenz, 2008
Inhalt:

“Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Doch prüf die Texte hin und wieder”, so lautet eine Quintessenz ( a Essenz, de man quint, wenn ma lang gnua nochdenggt) aus Uwe Dicks Prosa in progress: einer Wandersonate immer neuer Abzweigungen – komponiert aus dem Motiv-Dreiklang SAU, WALD und PROSA. Von jeder Zeile aus ist es gleich weit zur nächsten Überraschung. Insonahe kann jeder kreuz und quer lesen, seinen Sauwald erkunden. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Oiso, wenn in Schärding dSaatkartoffeln sBluadschwitzn ofangan, wenn zSchardenberg dHenna dFarbn wechsln, dann host no Zeit zum Davonkemma! – Wenn aber scho amoi da Haugschtoa sRucka ofangt und dOachbaam zHautzing sKaicha und Knarzn übakimmt, obwoi gar koa Wind no need geht, dann is’s hechste Zeit! Wenn aber s Wetter scho amoi orglt, wenn Pflüag und Ochsngspann durch dLuft sausn, Dachstühl und Grabstoa daher schwirrln, wenn scho amoi da Blitzgott Eschn schwertlt und Kirchtürm schprengt, dann huift koa Betn nix mehr, dann saans im Kemma, dann saans nimma weit!“ (Uwe Dick)

Besprechung:

Wehmütig lächelnd erhebt sich mein Sauwäldler

Wieder mal eine Ausnahme (für eine Ausnahmeerscheinung) – ich habe Uwe Dicks “Sauwaldprosa” noch nicht ausgelesen (wobei “auslesen” bei diesem Buch wohl ein Ding der Unmöglichkeit ist, auch wenn’s bloß 100 statt – derzeit – knapp 600 Seiten hätt’). Aber schon nach 70 Seiten getraue ich mich dieses Buch ans Herz zu legen.

Wem? Schwer zu sagen! – Vielleicht Menschen, denen bei Passagen wie dieser das Herz aufgeht:

Oiso, wenn in Schärding dSaatkartoffeln sBluadschwitzn ofangan, wenn zSchardenberg dHenna dFarbn wechsln, dann host no Zeit zum Davonkemma! – Wenn aber scho amoi da Haugschtoa sRucka ofangt und dOachbaam zHautzing sKaicha und Knarzn übakimmt, obwoi gar koa Wind no need geht, dann is’s hechste Zeit! Wenn aber s Wetter scho amoi orglt, wenn Pflüag und Ochsngspann durch dLuft sausn, Dachstühl und Grabstoa daher schwirrln, wenn scho amoi da Blitzgott Eschn schwertlt und Kirchtürm schprengt, dann huift koa Betn nix mehr, dann saans im Kemma, dann saans nimma weit!

Blitzgott, hast des ghert! höhnt es da hinter der Kastanie. … GlaamS eam nix! Ois, was der vazählt, saan Kraampf! Sei Vater war aa scho so oaner; i habm no kennt! Wehmütig lächelnd erhebt sich mein Sauwäldler: Es täte ihm leid, daß er mir nicht Weiteres mitteilen könne, doch so niachtane Leit wia dem – niachtan aa, wenns alle Tag bsuffa saan, damit ma uns richtig vaschtengan! – gehe er schon seit gut zweitausend Jahres aus dem Weg. Mit einem gekonnten Schlenzer, hierzu nur die Rechte und das Knie gebrauchend, plaziert er den Gartenstuhl, auf dem er gesessen, ordnungsgemäß an den Tisch. Dees wissn mia scho aa, daßs koan Blitzgott need gibt! Und trotzdem gibts oan, vaaschtehst! So, wias aa an Boandlkramer, an Dürrling gibt, obwohls koan gibt! – Dees is hoit amoi insane Art, dWelt zum Oschaugn. Insane! Aber so Oa-Augerte wia du … – jetzt schneidet sie provokant-verächtlich, die Stimme des verletzten Barden – sehng freili need mehr, als was aufm Lohnstreifn schtäht!

Ich werd’ wohl eine Zeit lang mit diesem Buch leben. Und zwischendurch immer wieder etwas aus dem Sauwald zu berichten haben.

Von Werner Schuster
Infos:

Uwe Dick, geboren 1942 in Schongau, war bis 1968 Redakteur und Reporter für Tageszeitungen. Sein literarisches Werk umfasst Gedichte, Erzählungen und Romane. Von den Feuilletons der großen Zeitungen weitgehend ungewürdigt, wurde Uwe Dick einem breiteren Publikum durch seine wortgewandten und engagierten Lesungen bekannt.

Über Uwe Dick [5] bei Wikipedia.