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Faletti, Giorgio: Im Namen des Mörders

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Krimi
Deutsch von Helmut Splinter
Taschenbuch: Goldmann, 2008
(“Fuori da un evidente destino”, Baldini Castoldi Dalai, 2006)
Inhalt:

Flagstaff, Arizona: Jim Mackenzie, ein Halbindianer, kehrt in seine Heimatstadt zurück, um seinen Großvater zu beerdigen. Dort wird er jedoch auch mit dem Tod seines Freundes Caleb konfrontiert. Caleb hatte ein altes indianisches Opfergefäß entdeckt und war kurze Zeit später auf mysteriöse Weise zu Tode gekommen. Als noch zwei weitere Menschen sterben, wird Jim klar, dass all diese Morde mit seiner eigenen und der Vergangenheit seines Stammes zusammenhängen. Er muss eine folgenschwere Entscheidung treffen, um eine Katastrophe zu verhindern … (Pressetext)

Kurzkritik:

Die Indianer sind hier bloß Mittel zum Zweck, und der Zweck ist ein Pageturner und kein Ethno-Krimi. Es ist ein ambitioniert geschriebener Pageturner, und für Eva waren die bemüht originellen sprachlichen Bilder und Ausdrucksweisen das Tüpfelchen auf dem “Buch-wegleg”-I. Ich fand’s nicht so schlimm.

Besprechung:

Navajos sind keine Hopis

Ich geb’s zu: Ich habe nicht nachgesehen, wer Giorgio Faletti ist, und habe mir von “Im Namen des Mörders” einen Indianer-Krimi à la Hillerman [5] erwartet. Und da Eva [6] mich auf Hillermann gebracht hat, habe ich sie dieses Buch zuerst lesen lassen – wollen. Doch nachdem sie, eine unausgewiesene Indianer-Kennerin, gleich zu Beginn aufgeschrieen hatte, dass Herr Faletti Navajos mit Hopis verwechselt hätte und dass Navajos aus Angst vor den Totengeistern auch keine Totenwacht halten würden, wollte sie den Krimi nicht mehr weiterlesen.

Auch ich fand diese Recherchemängel bedenklich, zumal, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, Faletti ja kein Unbekannter, sondern ein Bestseller-Autor ist, aber “Im Namen des Mörders” ist trotzdem spannend – und unheimlich, weil die Morde in Flagstaff, Arizona, von einem mysteriösen Wesen begangen werden. Das Buch handelt auch von Identitätssuche und einem unterdrückten Volk mit gelebter Schamanentradition, und da bietet sich das Indianermilieu anscheinend an.

Kein Ethno-Krimi

Doch sind die Indianer hier bloß Mittel zum Zweck, und der Zweck ist ein Pageturner und kein Ethno-Krimi. Es ist ein ambitioniert geschriebener Pageturner, und für Eva waren die bemüht originellen sprachlichen Bilder und Ausdrucksweisen das Tüpfelchen auf dem “Buch-wegleg”-I. Ich fand’s nicht so schlimm, es wäre mir aber auch manchmal lieber gewesen, Faletti hätte seine Energie auf Faktentreue verwendet statt auf Formulierungen wie “In der aggressiven Anmut dieser Landschaft bewegten sich die Menschen (…) in derselben Fiktion, die so alt war, dass man wie bei einem Baumstamm die Ringe zählen konnte.”

Von Werner Schuster
Infos:

Über Giorgio Faletti [7] bei Wikipedia.