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Zusak, Markus: Die Bücherdiebin

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Roman
Aus dem Englischen von Alexandra Ernst
ab 12 Jahren
Hardcover: Blanvalet und cbj, 2008
Taschenbuch: Blanvalet und cbj, 2009
(2005)
Inhalt:

Der 1939, Nazideutschland. Der Tod hat viel zu tun und eine Schwäche für Liesel Meminger. Am Grab ihres kleinen Bruders stiehlt Liesel ihr erstes Buch. Mit dem »Handbuch für Totengräber« lernt sie lesen und stiehlt fortan Bücher, überall, wo sie zu finden sind: aus dem Schnee, den Flammen der Nazis und der Bibliothek des Bürgermeisters. Eine tiefe Liebe zu Büchern und Worten ist geweckt, die sie auch nicht verlässt, als die Welt um sie herum in Schutt und Asche versinkt. Liesel sieht die Juden nach Dachau ziehen, sie erlebt die Bombennächte über München – und sie überlebt, weil der Tod sie in sein Herz geschlossen hat. (Pressetext)

Kurzkritik:

Und es sind vor allem die Figuren, die ich aus diesem Roman ins Leben mitgenommen habe, und weniger die Story, aber vielleicht ist das eine Sache des Alters (also der abgehobenen Einstellung “Noch-ein-Buch-über-die-Nazis”) und für noch später Nachgeborene als mich mag “Die Bücherdiebin” bei aller Naivität einen aufklärerischen Zugang zum Großdeutschen Reich darstellen.

Besprechung:

Naive Aufklärung

Warum schreibt ein australischer Autor über Nazideutschland, habe ich mich gefragt, als ich dieses Buch zu lesen begonnen habe. Vielleicht sollte man also wissen, dass Markus Zusaks Mutter aus Deutschland und sein Vater aus Österreich stammen und dass ihm seine Eltern über die Bombenangriffe auf München und die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg erzählt haben.

Dann fand ich den Ansatz viel versprechend, über diese Zeit aus der Sicht des Todes zu berichten. Dieser erzählt von der anfangs 9jährigen Liesel Meminger, die 1939 von ihrer Mutter und gemeinsam mit ihrem Bruder Werner zu Pflegeeltern in der Nähe von München gebracht wird. Werner stirbt auf der Reise und beim Begräbnis lässt der Totengräber ein Handbuch (für Totengräber) liegen, welches Liesel stielt.

Ziviler Ungehorsam

Gleichzeitig kam mir das Buch allzu naiv geschrieben vor, wiewohl ich grundsätzlich nichts dagegen habe, sich dem Schrecklichen so zu nähern (– man nehme nur etwa Kurt Vonneguts “Schlachthof 5” über die Bombardierung Dresdens). Aber all diese Bedenken zerstreuten sich nach und nach angesichts des eigenwillig-liebenswerten Personals dieses Romans, der auch vom gefährlichen zivilen Ungehorsam gegen die Nazis handelt: Liesels Pflegeeltern (der sanfte Hans und die polternde Rosa) verstecken den jüdischen Boxer Max in ihrem Keller.

Bücher stehlen, retten und schreiben

Und es sind vor allem die Figuren, die ich aus diesem Roman ins Leben mitgenommen habe, und weniger die Story (Liesel stiehlt Bücher von einer Bücherverbrennungen und von der Frau des Nazi-Bürgermeisters, und dass sie selbst eines schreibt, rettet ihr gewissermaßen das Leben), aber vielleicht ist das eine Sache des Alters (also der abgehobenen Einstellung “Noch-ein-Buch-über-die-Nazis”) und für noch später Nachgeborene als mich mag “Die Bücherdiebin” bei aller Naivität einen aufklärerischen Zugang zum Großdeutschen Reich darstellen.

Es gibt von diesem Buch auch eine Version für die Jugend, und obwohl ich diese nicht kenne, so lege ich “Die Bücherdiebin” doch den Jungen ans Herz.

Von Werner Schuster
Infos:

Markus Zusak, 1975 geboren, lebt und arbeitet in Sydney, spielt Fußball und schreibt Romane, die international für Furore sorgen. Für „Der Joker“ wurde er dutzendfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2007. Sein Roman „Die Bücherdiebin“ stürmte die internationalen Bestsellerlisten über Nacht. Zusaks Bücher wurden bis jetzt in über zwanzig Sprachen übersetzt.

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