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Oggero, Margheritta: Espresso mit Todesfolge

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Krimi
Aus dem Italienischen von Christiane v. Bechtolsheim
Piper, 2008
(2005)
Inhalt:

Genießen Sie Ihren Espresso, denn es könnte der letzte sein! Als Camilla Baudino mit ihrer Freundin Dora nach dem Frühstück zum samstäglichen Einkaufsbummel in der Turiner Innenstadt aufbricht, ahnt sie noch nicht, dass dieser zum mörderischen Albtraum wird. Und nur wenige Tage später hat sich Camillas Leben entscheidend verändert, denn völlig machtlos muss sie zusehen, wie sie zur Hauptperson in einem raffinierten Verbrechen wird. (Pressetext)

Kurzkritik:

Es könnte einem egal sein, wer den Mord begangen hat. In “Espresso mit Todesfolge” sind die Figuren fast schon interessanter als der Fall.

Besprechung:

Nachvollziehbar

Ich bin mit Vergleichen ansonsten vorsichtig, aber Margheritta Oggero hat mich anfangs ein wenig an Patricia Highsmith und später dann auch an Eric Ambler erinnert. Auch bei Oggero kommt Suspense eher durch die Hintertür resp. wird aus Stimmungen und weniger aus Handlungen entwickelt. Zudem wird da eine unschuldig in ein Verbrechen verstrickte, “normale” Person beschrieben, die ihrer Lage unmöglich Herr werden kann.

In unserem Fall ist das die Lehrerin Camilla Baudino, die sich ein zum Verkauf angebotenes Haus ansieht und von der Verkäuferin als Freundin auserwählt wird. Als sie mit dieser Freundin durch Turin spaziert, wird diese vor die Straßenbahn gestoßen und stirbt. Und Camilla ist die Hauptverdächtige.

Gerade noch platonisch

Parallel dazu hat sie – verheiratet, eine Tochter – ihre Schwierigkeiten mit ihrer Mutter, eine gerade noch platonische Beziehung zu einem Polizisten, einen liberalen Umgang mit ihren Schülern und einen seltsamen Freund (der gerne mit den Worten “Ich bin unsterblich!” vor fahrende Autos läuft).

Liebevolles Interesse an Menschen

Und es dauert beinahe 100 von etwa 350 Seiten, bis das Verbrechen geschieht. Danach wird von der Polizei und von Camilla und ihren Freunden einiges aufgeklärt, was meist mit dem Privat- und manchmal auch mit dem Berufsleben des Opfers und der Verdächtigen zu tun hat und kaum mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Oggero hat ein liebevolles Interesse an Menschen, und die Abgründe, die sich auftun, sind zwar nicht sehr tief, aber nachvollziehbar.

Es könnte einem schlussendlich sogar egal sein, wer den Mord begangen hat. In “Espresso mit Todesfolge” sind die Figuren fast schon interessanter als der Fall. Noch etwas, das mich an Highsmith erinnert hat.

Von Werner Schuster
Infos:

Margherita Oggero, geboren und wohnhaft in Turin, ist pensionierte Lehrerin und eine überaus erfolgreiche Romanautorin. »Espresso mit Todesfolge«, ihr erster Krimi um die ungewöhnliche Zufallsdetektivin Camilla Baudino, schaffte es bis an die Spitze der italienischen Bestsellerliste. Die Serie wurde für das Fernsehen verfilmt und begeistert in Italien eine ständig wachsende Fangemeinde.

Über Margherita Oggero [5] bei Piper.