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Smith, Martin Cruz: Stalins Geist

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Thriller
Deutsch von Rainer Schmidt
C. Bertelsmann
(2007)
Inhalt:

In der Moskauer U-Bahn werden in diesem Winter die Menschen von Stalin höchstpersönlich heimgesucht. Ist der Diktator wieder auferstanden? Bei seiner Suche nach Stalins Geist stößt Chefermittler Arkadi Renko auf diverse Leichen, geheime Massengräber und grausige Relikte der Vergangenheit. Und er findet heraus, dass es Verbindungen zwischen Stalins Auftauchen und der geheimnisumwitterten OMON gibt, die im Tschetschenien-Krieg als berüchtigte Elite-Einheit agierte. Aber auch seine Lebensliebe Eva scheint in all diese Vorkommnisse verwickelt zu sein … (Pressetext)

Kurzkritik:

Würde dies als “James Bond”- oder “Mission: Impossible”-Spaß ausgewiesen werden, wäre es wohl noch immer zu “realistisch”, doch Cruz Schmith stellt diese Handlung ganz ohne Augenzwinkern vor den Hintergrund der gegenwärtigen Verhältnisse in Russland. Und einmal abgesehen davon, dass Cruz Schmith als Amerikaner bloß behauptet, authentisch über Russland schreiben zu können, stimmt für mich hier das Verhältnis nicht: Ich finde, man sollte in einem Thriller Wirklichkeitsnähe nicht mit Phantastik kombinieren. Im schlimmsten Fall wird so etwas inhaltlich nicht überzeugen und der zeitgeschichtliche Aspekt wird fragwürdig bleiben.

Besprechung:

Bond in Twer

Ich gestehe, dies ist der erste Arkadi-Renko-Roman, den ich gelesen habe, und nachdem mich das erste Kapitel an le Carrés Meisterschaft der Handlungsführung erinnert hatte, habe ich mich auf den Rest von “Stalins Geist” sehr gefreut.

Doch bald wurden mir Handlung und Charaktere  z u  außergewöhnlich: Nicht nur haben der Ermittler und der Bösewicht dieselbe Geliebte, der Bösewicht war auch noch Soldat im Tschetschenien-Krieg war, ist jetzt Polizist in Moskau ist  u n d  will Politiker in Twer werden. Die Charaktere sind durchwegs von (aus-)gesuchter Besonderheit, die Szenen sind stets gerade noch oder gerade nicht mehr wahrscheinlich (man überlebt etwa Kopfschüsse und ist sehr bald wieder hochleistungsfähig) und das Finale kam mir sehr unglaubwürdig vor.

Kein Spaß

Würde dies als “James Bond”- oder “Mission: Impossible”-Spaß ausgewiesen werden, wäre es wohl noch immer zu “realistisch”, doch Cruz Schmith stellt diese Handlung ganz ohne Augenzwinkern vor den Hintergrund der gegenwärtigen Verhältnisse in Russland. Und einmal abgesehen davon, dass Cruz Schmith als Amerikaner bloß behauptet, authentisch über Russland schreiben zu können, stimmt für mich hier das Verhältnis nicht: Ich finde, man sollte in einem Thriller Wirklichkeitsnähe nicht mit Phantastik kombinieren. Im schlimmsten Fall wird so etwas inhaltlich nicht überzeugen und der zeitgeschichtliche Aspekt wird fragwürdig bleiben.

Von Werner Schuster
Infos:

Martin Cruz Smith, 1942 als Sohn einer Indianerin und eines Jazz-Musikers in Philadelphia geboren, gelang mit dem Roman “Gorki Park” ein Welterfolg, der auch in der Verfilmung mit William Hurt und Lee Marvin ein Millionenpublikum begeisterte. Seither hat der russische Chefinspektor Arkadi Renko eine große Fan-Gemeinde, aber auch die anderen Romane von Martin Cruz Smith wie “Nacht in Havanna” und “Countdown” wurden zu weltweiten Bestsellern.

Über Martin Cruz Smith [5] bei Wikipedia.