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Zier, O. P.: Tote Saison

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

BuchcoverRoman
Residenz, 2007
Inhalt:

Barbara Lochner ist tot, aber wer ist ihr Mörder? Alles spricht gegen Werner Burger, den Erzähler – außer die Figuren seines Romans, die nach und nach freimütig gestehen, sie würden Barbara Lochner am liebsten umbringen. Doch zur Tatzeit wartet nur er am Tatort, um sie mit den verbrecherischen Umtrieben einer von der Politik korrumpierten Bürokratie zu konfrontieren. (Pressetext)

Kurzkritik:

Das politische Bild, das Zier von seinem Heimatland zeichnet, erinnert an Zeiten tiefster Parteibuchwirtschaft, die ich – in dieser Dimension zumindest – als vergangen erachtet habe. Wie eifrig da an die Macht gedrängt wird, wie unglaublich selbstverständlich diese Macht zu ihrem Erhalt und für sonstige persönliche Vorteile missbraucht wird! Und was für ein erbärmliches Los jene erwartet, die da nicht mitspielen wollen.

Besprechung:

Sittenbild

Bertrand Russell hat über Aldous Huxleys “Brave New World” gemeint, “It is all too likely to come true”, und bei der Lektüre von O. P. Ziers “Tote Saison” ist mit immer wieder eingefallen, “It is too likely to BE true”.

Denn das politische Bild, das der Salzburger Schriftsteller von seinem Heimatland zeichnet, erinnert an Zeiten tiefster Parteibuchwirtschaft, die ich – in dieser Dimension zumindest – als vergangen erachtet habe. Wie eifrig da an die Macht gedrängt wird, wie unglaublich selbstverständlich diese Macht zu ihrem Erhalt und für sonstige persönliche Vorteile missbraucht wird! Und was für ein erbärmliches Los jene erwartet, die da nicht mitspielen wollen.

Wer hat Frau die Politikerin ermordet?

Zier packt dieses Sittenbild aus der Provinz in einen Kriminalfall: Die Kulturpolitikerin Barbara Lochner wurde ermordet, jede Menge Indizien sprechen gegen den Ich-Erzähler Werner Burger selbst, aber so viele hätten viel mehr Gründe gehabt, sie umzubringen.

Hinter einer spannenden “Whodunit”-Ebene zeigt Zier, dass Globalisierung und EU-Beitritt der österreichischen (politischen) Mentalität (noch) nicht viel anhaben konnten. Und dadurch, dass sich der Fall Lochner nicht in höchsten Kreisen ereignet, die man bloß vom Hörensagen kennt, sondern sich quasi mitten unter den LeserInnen abspielt, kommt einem das alles sehr bekannt vor. Man will es vielleicht nicht wahr haben, wie sehr einem der Protektionismus auf Schritt und Tritt begegnet, aber von einem Buch wie “Tote Saison” lässt man sich “gerne” wieder daran erinnern.

Von Werner Schuster
Infos:

O. P. Zier, geboren 1954, aufgewachsen in Lend (Salzburg), lebt als Schriftsteller in St. Johann. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, Arbeiten für Hörfunk und Fernsehen. Mehrere Romane, u.a. “Schonzeit”, “Himmelfahrt”. “Tote Saison” ist sein erster Roman im Residenz Verlag.

Über O. P. Zier [5] bei Wikipedia.