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Goebel, Joey: Vincent

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Roman
Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog und Matthias Jendis
Diogenes 2005 (Taschenbuch 2007)
Inhalt:

Wussten Sie, dass große Popsongs und Filme von einem unglücklichen, aber genialen Künstler stammen? Und damit einem solchen die Ideen nicht ausgehen, sorgen in diesem Roman ‘Beschützer’ dafür, dass ihm ständig neues Leid widerfährt. Denn das ist der Rohstoff, aus dem wahre Kunst entsteht. Bringt das Genie das Kunststück fertig, trotzdem ein glücklicher Künstler zu werden? (Pressetext)

Kurzkritik:

Joey Goebel – Frontmann der Punkband “The Mullets” – einen herrlich bösen Roman geschrieben, der für einen (zum Erscheinungs-Zeitpunkt) 24-jährigen Autor vielleicht zu Alters-pessimistisch endet, aber, was Story, Aufbau und Sprache betrifft, von einem viel versprechenden Talent kündet.

Besprechung:

Torture the Artist

Der Originaltitel bezeichnet deutlich, worum es in diesem Buch geht: “Torture the Artist”. – Ein betagter Medientycoon sieht sich sein Lebenswerk an und stellt fest, dass in seinen Radio- und Fernsehstationen nur noch seichter Müll läuft. Und er gibt sich selbst die Schuld daran.

Als Wiedergutmachung ruft er die Akademie für hochbegabte Kinder „New Renaissance“ ins Leben, in der jedem/jeder KünstlerIn von einem persönlichen Manager betreut wird. Da der Tycoon der Ansicht ist, dass wahre Kunst nur von deprimierten, verzweifelten und unglücklichen Menschen geschaffen werden kann, machen diese Manager ihren Schützlingen das Leben zur Hölle.

Leidenskur

In unserem Fall ist es Harlan Eiffler, der sich darum kümmert, dass Vincent leidet. Zuerst lässt er Vincents Hund verunglücken, dann brennt er sein Haus nieder, später bezahlt er seine Freundinnen, damit sie ihn verlassen. Und die “Kur” wirkt: Vincent schreibt hervorragende Drehbücher, Bücher und Liedtexte.

Doch dann … (sollte man wieder einmal nicht bei Wikipedia weiterlesen.) Jedenfalls hat Joey Goebel – Frontmann der Punkband “The Mullets” – einen herrlich bösen Roman geschrieben, der für einen (zum Erscheinungs-Zeitpunkt) 24-jährigen Autor vielleicht zu Alters-pessimistisch endet, aber, was Story, Aufbau und Sprache betrifft, von einem viel versprechenden Talent kündet.

Versuchsanordnung

Außerdem ist Goebel klug genug, um die These, dass sich Kunst und Leiden ausnahmslos bedingen, in Frage zu stellen. Dennoch hält er seine “Versuchsanordnung” durch. Und für mich macht einen Teil der Faszination dieses Buches aus, dass sich Vincents “Schicksalsschläge” nicht von denen unterscheiden, die sozusagen jeder und jedem passieren oder passieren können. Nur steht da wohl äußerst selten jemand mit Plan und Kalkül dahinter.

Von Werner Schuster
Infos:

Über Joey Goebel [5] bei Wikipedia.