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Kofler, Werner: Üble Nachrede – Furcht und Unruhe

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Cover Kofler Nachrede Furcht UnruheProsa
Rowohlt
(1997)
Inhalt:

Ein Zeitungsreporter hat einen Prozeß wegen übler Nachrede gegen einen Autor, den Ich-Erzähler, angestrengt-samt Antrag auf Einziehung seines Buchs. Der Autor wurde in erster und zweiter Instanz freigesprochen, anders als sein Kollege Thomas Bernhard, aus dessen Holzfällen-Prozeß Splitter eingearbeitet werden.
Das Buch handelt also auf verschiedenen Ebenen – anhand von Prozeß-Geschichten, Gerichtsprotokollen und Einvernahmen – vor allem die Frage ab, was Literatur bewirkt. Da Literatur aber so gut wie nichts bewirkt, wird den inversen Effekten solchen Nicht-Bewirkens nachgegangen: Der Autor als Delinquent vor Gericht, aber auch als Opfer der Delinquenz anderer. (Pressetext)

Kurzkritik:

Erinnert Werner Koflers Schreibstil an den von Thomas Bernhard, wie das bei Wikipedia steht? Nun, bedingt. Lapidar gesprochen: Die beiden (be)schimpfen anders, und während sich Bernhards Sprachschöpfungen eher um sich selbst drehen, sind die von Kofler nach außen gerichtet.

Man könnte sich vorstellen, dass sich hier einer an seiner Schreibmaschine abreagiert, dass Kofler im Schreiben ein Ventil für seine Wut gefunden hat. Aber das würde so nicht stimmen, dazu sind Koflers Texte zu intelligent und zu wenig im Affekt geschrieben. Anders gesagt: Da haut einer nicht blindwütig um sich, sondern setzt bewusst ein Stilmittel ein.

Besprechung:

Er beschimpft anders

Erinnert Werner Koflers Schreibstil an den von Thomas Bernhard, wie das bei Wikipedia steht? Nun, bedingt. Lapidar gesprochen: Die beiden (be)schimpfen anders, und während sich Bernhards Sprachschöpfungen eher um sich selbst drehen, sind die von Kofler nach außen gerichtet.

Man könnte sich vorstellen, dass sich hier einer an seiner Schreibmaschine abreagiert, dass Kofler im Schreiben ein Ventil für seine Wut gefunden hat. Aber das würde so nicht stimmen, dazu sind Koflers Texte zu intelligent und zu wenig im Affekt geschrieben. Anders gesagt: Da haut einer nicht blindwütig um sich, sondern setzt bewusst ein Stilmittel ein.

“Roman ohne Eigenschaften”

In “Üble Nachrede” zieht Kofler vor allem über den Literaturbetrieb her und malt sich und uns die juristischen Konsequenzen aus, wenn er ein bestimmtes Buch geschrieben hätte. Blaupause dazu ist der reale “Holzfällen”-Prozess gegen Bernhard, welcher allerdings verurteilt worden war, während Kofler mit seinem fiktiven “Roman ohne Eigenschaften” freigesprochen wird.

In “Furcht und Unruhe” zeigt sich deutlich, dass es Kofler nicht darum geht, sich schimpfend abzureagieren: Vielmehr will er nicht Ereignisse realistisch abbilden, sondern sich diesen schreibend annähern, sie in mehreren Perspektiven zeigen. Vorlage ist hier ein realer Einbruch in seiner Wohnung, bei dem viel von der Einrichtung zerstört worden ist. Aber Kofler jammert nicht, er macht Literatur draus, sprachgewaltige Literatur in Form der direkten, an die Leser gewandten Rede. Bei dieser Unmittelbarkeit könnte man meinen, diese Prosa sei rasch hingefetzt. Aber auch das würde nicht stimmen, dazu ist sie viel zu gut (auf)gebaut.

Von Werner Schuster
Infos:

Über Werner Kofler [5] bei Wikipedia.